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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seltsames und sehr Schwieriges zu verlangen, da es in China als höchst unpassend für eine gebildete Frau oder ein wohlgesittetes Mädchen angesehen wird, sich Fremden zu zeigen oder gar an einem Tisch mit ihnen zu essen. Darum wußten die Brüder nicht, was sie antworten sollten. Die Zurückweisung der Einladung wäre eine Unhöflichkeit gegen den Bettlerkönig gewesen, und die Annahme derselben hätte für die Damen eine Anforderung enthalten, der sie nur mit großer Überwindung gerecht werden konnten. Der Methusalem nahm sich des T'eu an, indem er Liang-ssi fragte: „Ihre Damen werden doch mit uns nach Deutschland gehen?“
    „Ja.“
    „Und nicht nach China zurückkehren?“
    „Nie.“
    „So können sie sich ganz gut schon jetzt als Deutsche betrachten. In meiner Heimat ist es eine Ehre für die Gäste, Damen bei sich sehen zu dürfen. Die Damen sind die Blumen im Kranz der Gesellschaft; sie verschönern den Kreis, und ihre Anwesenheit macht, daß die Worte sanfter und lieblicher fließen. Wenn Sie glauben, uns eine kleine Dankbarkeit schuldig zu sein, so bewegen Sie Ihre Mutter und Ihre Schwestern, mitzukommen. Wir werden ja ganz unter uns sein und dem Wirt befehlen, Fremde von diesem Zimmer fernzuhalten.“
    Da die Einladung auf diese Weise unterstützt wurde, so erklärten die Brüder, daß sie ihre Damen mitbringen würden.
    Es war noch nicht Abend, und der Wirt bedurfte einer längeren Frist, das Essen zuzubereiten. Diese Zeit konnte recht wohl durch Unterhaltung ausgefüllt werden. Es gab ja so viel zu fragen, zu erzählen und zu erklären. Das war aber langweilig für diejenigen, welche nicht chinesisch verstanden. Darum suchten sie sich in anderer Weise zu beschäftigen.
    Der Dicke war an das Fenster getreten, von welchem aus man eine Aussicht auf die seeartige Erweiterung des Flusses hatte. Er beobachtete das Treiben auf dem Wasser. Die Eigenartigkeit des Fischfangs erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Eben als wieder einmal einer der Wasserraben untergetaucht war und ein Beutestück im Schnabel emporbrachte, rief er aus, indem er in die fetten Hände klatschte: „Heisa! Daar heeft weder zoo ene gans enen haring gevangen – Juchhe, da hat wieder eine Gans einen Hering gefangen!“
    „Einen Hering?“ lachte der Gottfried. „Woher sehen Sie denn, dat es ein Hering ist?“
    „De haring is doch een visch!“
    „Ja, ein Fisch ist er freilich; aber nicht alle Fische sind auch Heringe. Ich habe bisher jeglaubt, daß man Heringe nur auf dem Meer fängt. Hier jiebt es andre Fische.“
    „Wat vor welke? Palingen, sardienen, snoeken, zeelten of karpen – Was für welche? Aale, Sardellen, Hechte, Schleien oder Karpen?“
    „Ik habe jehört, dat es bei den Chinesigen fette Karpfen und ausjezeichnete Forellen jiebt“, antwortete der Wichsier, um dem Mijnheer Appetit zu machen.
    „Wat? Karpen en forden?“ rief der Dicke. „Daarvan moet ik eten! Ik ga buiten aant' water en koop mij vischen. Ik et de vischen zoo gaarne, zoowel de hommers als ook de kuiters – Was? Karpfen und Forellen? Davon muß ich essen. Ich gehe hinaus an das Wasser und kaufe mir Fische. Ich esse die Fische so gern, die Milchner sowohl als auch die Rogner.“
    „Dann würde ich sie mir doch lieber selbst fangen!“
    „Vangen? Ik mij zelf? Kan ik dat – Fangen? Ich mir selbst? Kann ich das?“
    „Warum nicht? Haben Sie denn noch nie gefischt?“
    „Neen.“
    „Das ist ja sonderbar, da Sie die Fische so sehr jern essen; aber es schadet nichts. Wir jehen hinaus und mieten uns einen Kahn und die zu demselben jehörigen Vögel für eine Stunde.“
    „Ja, wij zullen gaan. Is het vleesch van die vischen goed? Maakt het spek in den lichaam – Ja, wir wollen gehen. Ist das Fleisch von den Fischen gut? Macht es Speck in den Körper?“
    „Ja, sehr. Ich habe mich sagen lassen, dat besonders derjenige, welcher einen Walfisch verzehrt, mariniert oder unmariniert, sehr fett werden soll. Also kommen Sie! Der Methusalem ist von die Chinesen zu sehr in Anspruch jenommen. Ihn wollen wir nicht stören.“
    „Maar ik kan niet mit de vischers spreken – Aber ich kann nicht mit den Fischern sprechen.“
    „Das ist auch gar nicht notwendig“, fiel Turnerstick ein, welcher zu den beiden getreten war. „Ich gehe mit und werde den Dolmetscher machen. Da es scheint, daß man hier ein ausgezeichnetes Chinesisch spricht, so werden Sie sehen, wie prachtvoll ich mit diesen Leuten auskomme.“
    Er griff nach seinem Fächer, der Mijnheer

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