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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mein Rückgrat und meine Rippen! Herr Methusalem, was sagt das Wörterbuch vom Ertrinken und Ersaufen?“
    „Daß man sofort die Kleider wechseln und einige Tassen heißen Tees trinken soll, wenn man nicht eine Entzündung der Eingeweide riskieren oder gar sterben will“, antwortete der Gefragte sehr ernst.
    „Ik will niet sterven, en ik will ook gene ontsteking van mijn ingewand. Geeft mij tee en klederen! Helpt mij! Ik hoop, dat ik niet sterven zal, omdat de lucht hier zoo goed er gezond is – Ich will nicht sterben, und ich will auch keine Entzündung meiner Eingeweide. Gebt mir Tee und Kleidungsstücke! Helft mir! Ich hoffe, daß ich nicht sterben werde, weil die Luft so gut und gesund ist!“
    Diesem angstvollen und dringenden Wunsch wurde Folge geleistet. Degenfeld brachte den Verunglückten zum Wirt, welcher sich seiner annahm. Dann erhielt der Fischer ein Geschenk für seine rettende Tat. Es war nach deutschem Geld fast nur eine Kleinigkeit, doch hatte er eine solche Summe noch nie in der Hand gehabt. Seine Dankbarkeit war außerordentlich.
    Als dann der Mijnheer wieder in der Stube erschien, bot er einen höchst eigenartigen Anblick. Eine Hose für ihn zu finden, war ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. In China wird zwar die Wohlbeleibtheit mit der Schönheit für identisch gehalten; aber es gab leider im ganzen Dorf und dessen Umgegend keinen Mann, der sich nach dieser Anschauung in Beziehung auf seine Schönheit mit dem Mijnheer hätte messen können. Darum war kein einziges passendes Kleidungsstück aufzutreiben gewesen. Ein Anzug aber hatte doch beschafft werden müssen, und zwar einer, welcher der Würde des ‚erlauchten‘ fremden Herrn angemessen war. Darum hatte der Wirt zu dem Bonzen geschickt, welcher über den einzigen gewebten Gegenstand, der hier in Betracht kommen konnte, zu verfügen hatte; das war nämlich der Vorhang im Götzentempelchen des Dorfes. Glücklicherweise pflegen solche Dorfseelsorger nicht allzu streng zu sein, und so hatte der Mann sich bereit finden lassen, die heilige Gardine zu dem erwähnten profanen Zweck zur Verfügung zu stellen, aber freilich auch erst dann, als er vernommen hatte, daß der Bettlerkönig anwesend und der Fremdling ein Freund desselben sei.
    Dieser Vorhang hatte einen schmutzigen Lackfarbengrund, auf welchem allerlei phantastisches Getier, Götterköpfe und ähnliches aufgetragen war, aber so dick, daß das fast brettsteife Gemälde nur sehr schwer in Falten zu bringen war. Es sah vielmehr aus, als ob der Dicke sich mit einer höchst unregelmäßig gefalzten chinesischen Wand umgeben habe, aus welcher nur vorn die Hände und oben der Kopf sich an das Licht des Tages wagen durften.
    Und auf diesem Kopf saß eine hohe, spitzige, zuckerhutförmige Soldatenmütze, an deren vorderer Seite das Zerrbild eines Drachen befestigt war. Zu beiden Seiten hingen Schutzklappen hernieder, welche der Mijnheer unter seinem Kinn zusammengebunden hatte.
    So kam er, um die steife Malerleinwand nicht zu zerbrechen, langsam herein- und vorsichtig nähergeschritten. Seine Freunde mußten sich die größte Mühe geben, nicht in ein lautes Lachen zu fallen, denn durch diese schauderöse Umhüllung war der sonst schon außergewöhnliche Umfang des Dicken wenigstens verdoppelt worden.
    „Hier ben ik weder, Mijnheren“, sagte er gravitätisch. „Mijne gezondheid is weder zeer goed, en ik heb enen honger, dat mijn mag bot beneden toe de voeten gat – Hier bin ich wieder, meine Herren. Meine Gesundheit ist wieder sehr gut, und ich habe einen Hunger, daß mein Magen bis herab zu den Füßen reicht.“
    „Nun, dann sind Sie ja nicht tot!“ antwortete der Methusalem.
    „Neen, daar denk ik niet daaraan. Wanneer eten wij – Nein, da denk' ich nicht daran. Wann essen wir?“
    „Jetzt noch nicht. Wollen Sie sich nicht setzen?“
    „Neen, dat kan ik niet.“
    „Warum nicht?“
    „Omdat mijn kiezermantel breekt – Weil mein Kaisermantel zerbricht.“
    „So müssen Sie freilich stehen, bis Ihre Kleidung trocken geworden ist. Übrigens die Mütze steht Ihnen ausgezeichnet!“
    „Ja. Zij is van het kanonenvolk. Waar zijn mijne geweren – Ja, sie ist von der Artillerie. Wo sind meine Gewehre?“
    „Die haben wir einstweilen ab- und auch ausgetrocknet. Ihren Ranzen mußten wir geradezu ausgießen.“
    „Wat?“ fragte er schnell und in besorgtem Ton. „Was zoo vel water daarin – Was? War so viel Wasser drin?“
    „Ja.“
    „O mijn ongeluk! Wat zal ik maken?“
    Er

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