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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Die Augen sehnsüchtig auf das Gefäß gerichtet, welches die Fische enthielt, achtete er nicht darauf, daß das Boot im nächsten Augenblick an das Land stoßen mußte. Er stand vorn am Bug, wo das Fahrzeug am schmalsten war. Jetzt erreichte das Boot das Ufer. Ein Stoß, ein Ruck – der Dicke verlor die Balance. Die Arme weit ausstreckend und einen lauten Schrei ausstoßend, flog er über Bord und in das hier mehr als mannstiefe Wasser.
    Der Schiffer warf dem Gottfried sofort den Strick zu, mit welchem der Kahn zu befestigen war, und sprang dem Mijnheer nach. Dieser war für wenige Augenblicke verschwunden; dann aber tauchte der Chinese mit ihm auf und ruderte an das Land, wo er ihn in das Gras legte. Die auf dem Wasser schwimmende schottische Mütze hatte Turnerstick aufgefischt, während Gottfried den Kahn festband.
    Der Dicke hatte weder seinen Schirm, seine Flinten noch den daran hängenden Tornister verloren. Wäre derselbe im Wasser geblieben, so hätte das für den Mijnheer für den Augenblick einen großen Verlust ergeben, da er … seine ‚Wissels‘ im Futter desselben verborgen hielt. Dies war der Grund, daß er sich nicht von dem Ranzen zu trennen vermochte.
    Jetzt lag er ausgestreckt da, mit geschlossenen Augen und triefend vor Wasser. Er hatte keineswegs die Besinnung verloren, denn er hustete und prustete in einem fort, ohne aber ein Glied dabei zu rühren, und füllte jede Pause, welche ihm die Anstrengung seiner Lunge gewährte, indem er rief: „Ik been dood; ik ben gestorven; ik ben erdronken en ersoopen – Ich bin tot; ich bin gestorben; ich bin ertrunken und ersoffen!“
    Alle in der Nähe weilenden Menschen waren herbeigeeilt, und aller Hände streckten sich aus, um den Verunglückten nach dem Einkehrhaus zu bringen. Als man ihn dort in die Stube getragen hatte, erschrak der Methusalem nicht wenig und die andern ebenso. Er wurde auf eine Bank gelegt, und Turnerstick erzählte, was und wie es geschehen war.
    Die kräftigen Interjektionen des Verunglückten ließen keinen Zweifel darüber übrig, daß das ganze Malheur nur in einem kalten Bad bestehe. Das beruhigte den Methusalem vollständig, und er bat den Mijnheer, sich von der Bank zu erheben.
    „Ik kan niet; ik ben erdronken!“ antwortete dieser, und dabei blieb er.
    Da trat der Besitzer des Kahns herein, um die Fische zu bringen. Seiner Kleidung hatte das Wasser nichts geschadet, da dieselbe nur in einem aus Gras geflochtenen Lendenschurz bestand.
    „Da kommen die Fische!“ sagte Gottfried. „Wir können den Tod unsres juten Freundes doch unmöglich durch ein Festessen feiern. Also brauchen wir die Karpfen und Aale nicht. Der Mann mag sie wieder in den Fluß werfen und ihnen die Freiheit jeben!“
    Im Nu sprang der Dicke auf und schrie: „De vischen weder in het water werpen? Ik dank zeer daarvoor! Deze vischen moeten in de keuken en in de vleeschschotel; maar gij willen wij in het dolhuis scheppen, want gij hebt het verstand en het vernuft verloren – Die Fische wieder in das Wasser werfen? Ich danke sehr dafür! Diese Fische müssen in die Küche und in die Bratenschüssel, aber Sie wollen wir in das Tollhaus schicken, weil Sie den Verstand und die Vernunft verloren haben!“
    „Ich denke, Sie sind tot!“ lachte der also Angedonnerte.
    „Dood? Ik ben niet dood. Ik moet mijne vischen braden, in boter en in uijen – Tot? Ich bin nicht tot. Ich muß meine Fische braten, in Butter und in Zwiebeln!“
    „So hängen Sie sich bei diese Jelejenheit gleich mit über dem Feuer auf, dat Sie trocken werden! Sie sind ja zur reinen Dachtraufe jeworden!“ sagte der Wichsier.
    Erst jetzt blickte der Dicke an sich herab und auf die Pfütze, welche sich unter seinen Füßen gebildet hatte.
    „Rechtwaardige hemel, wat is dat!“ rief er aus. „Ik ben een ongelukkige Nijlpaard. O, mijne klederen een mijn linnen goed! Mijn rok en mijn broek, mijn vest en mijne fraaie das – Gerechter Himmel, was ist das! Ich bin ein unglückliches Nilpferd. Oh, meine Kleider und meine Wäsche! Mein Rock und meine Hosen, meine Weste und meine schöne Halsbinde!“
    „Ja, Sie sehen schön aus! Dat klebt alles nur so an Ihrem dürren Jeknöchel herum. Der leibhaftige Tod kann nicht so zusammenjefallen sein!“
    „Zoo dun en dor ben ik?“ schrie der Geängstigte auf. „O mijne ledematen, mijn ruggengraat en mijne ripper! Mijnheer Methusalem, wat zegt het woordenboek van het erdrinken en ersoppen – So dünn und dürr bin ich? O meine Gliedmaßen,

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