Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Seitental durch die Bergkette gerissen hatte. Diesem Tal mußte man folgen, um in die erwähnte kohlenreiche Ebene zu gelangen. Der T'eu versicherte, daß man schon am zweiten Nachmittag in Ho-tsing-ting sein werde.
    Der Methusalem hielt sich vorzugsweise zu diesem Mann, welcher selbstverständlich ein ausgezeichneter Kenner chinesischer Zustände war. Von ihm konnte und wollte er lernen und erhielt über alles, was er fragte, die ausführlichste Auskunft und Belehrung. Zuweilen gesellte er sich aber auch zu den Gefährten, welche sich für sich halten mußten, weil sie sich mit den Begleitern des Bettlerkönigs nicht genügend zu verständigen vermochten.
    Richard Stein und der Methusalem hatten einige Worte und Redensarten mit ihnen gewechselt. Der Dicke versuchte es gar nicht, seine drei oder vier Worte, welche er sich gemerkt hatte, an den Mann zu bringen. Er unterhielt sich aber trotzdem ganz gut mit ihnen, indem er ihnen zuweilen freundlich zunickte oder ihnen ein sehr wohlwollendes Lächeln von seinem fetten Gesicht entgegenglänzen ließ. Turnerstick aber hatte es nicht lassen können, mit seinen berühmten Sprachkenntnissen zu glänzen, war aber natürlich nicht verstanden worden. Darum sagte er zu dem Methusalem, als dieser sich wieder einmal für kurze Zeit zu ihnen gesellte, in mürrischer Weise: „Da reiten Sie nun immer neben diesem T'eu daher! Ich weiß nicht, was Sie an ihm und seinen Leuten finden!“
    „Nun, alles was ich suche, nicht mehr und nicht weniger.“
    „Ich aber gar nichts. Diese Menschen verstehen nicht einmal ihre eigene Muttersprache.“
    „Warum aber verstehen sie denn mich?“
    „Weil Sie ein ebenso horribles Chinesisch sprechen wie sie. Ich habe gestern und heute noch nicht eine einzige gescheite Endung zu hören bekommen. Höchstens wenn einmal von dem Wohnort des Onkels Daniel die Rede war. Ho-tsing-ting, das ist wirklich echt chinesisch. Ing, ang, ong, ung und eng. Merken Sie sich das endlich doch einmal! Ich will herzlich froh sein, wenn wir zum Onkel kommen, denn ich hoffe, daß er so gut und gewandt spricht, daß ich mich mit ihm unterhalten kann.“
    „Jedenfalls, da er lange genug in China gelebt hat.“
    „Was wird er für Augen machen, wenn er Deutsche kommen sieht!“
    „Deutsche? Meinen Sie, daß er uns sofort als solche erkennen werde?“
    „Er wird es aus Ihren Studentenanzügen erraten.“
    „Dergleichen werden auch an den Universitäten andrer Länder getragen. Übrigens möchte ich ihm nicht gleich sagen, was wir wollen und wer wir sind.“
    „Warum?“
    „Um ihn dann desto mehr zu überraschen. Er wird allerdings sehen, daß wir des Studiums Beflissene sind, aber –“
    „Ik ook?“ unterbrach ihn der Dicke.
    „Nein, denn Sie sind nur ein der lieben Ernährung Beflissener. Aber wir können uns als englische Burschen ausgeben, welche sich auf einer Studentenfahrt rund um die Erde befinden. Engländern ist so etwas wohl zuzutrauen.“
    „Gut! Und ich bin der Kapitän, mit dessen Schiff Sie die Fahrt unternehmen. Nicht?“
    „Ja.“
    „En ik? Wat ben ik?“ fragte der Mijnheer.
    „Wat sind Sie?“ antwortete der Gottfried. „Sie sind natürlich kein andrer als der dicke Kaffernhäuptling Cetewayo, den wir mit nach London nehmen wollen, um ihn zu lehren, wie ein juter Plumpudding jemacht wird!“
    „Zoo! En gij, wat zij gijt, Mijnheer? Gij zijd dat ongelukkige Nijlpaard, dat ik in London zien laten wil, namelijk voor geld, een Schilling van ieden Mijnheer van goeden huize en een halfen Schilling van ieden baardscheerder, penseelmaker en hogeschool fagotblazer – So! Und Sie, was sind Sie, Mijnheer? Sie sind das unglückliche Nilpferd, welches ich in London sehen lassen will, nämlich für Geld, einen Schilling von jedem Herrn aus gutem Haus und einen halben Schilling von jedem Bartscherer, Pinselmacher und Universitätsfagottbläser!“
    „Sehr gut!“ lachte Gottfried. „Da haben Sie mir jewaltig ablaufen lassen, und ik jestehe, dat ik es wohl verdient habe. Aberst es war nicht so jemeint, und es fuhr mich nur so heraus, weil Sie dick sind und der Kaffer auch. Darum nichts für unjut, oller Schwede! Ich bleibe doch Ihr bester Freund, den Sie haben, und wir können uns also janz jut von- und miteinander fürs Jeld sehen lassen. Nicht?“
    „Neen! Ik wil weten, wat ik in Ho-tsing-ting zijn zal – Nein! Ich will wissen, was ich in Ho-tsing-ting sein soll.“
    „Wat Sie für eine Rolle spielen sollen? Essen Sie und trinken Sie! Dat wird wohl

Weitere Kostenlose Bücher