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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich selbst einen Beweis davon erlebten. Er hat es so weit gebracht, daß mein Herr nicht nur geduldet wird; Stein ist einer der angesehensten Männer der Provinz und darf sich der Freundschaft und des Schutzes der höchsten Mandarinen rühmen. Sein Etablissement hat eine solche Ausdehnung erreicht, daß meine Kräfte nicht mehr zureichend sind. Nächstens wird mein Bruder kommen, welcher auch Ingenieur ist und als zweiter technischer Leiter angestellt werden soll. Die Ölquellen sind eine Wohltat für die weite Umgebung geworden. Wir beschäftigen nur arme Leute, welche uns der T'eu empfiehlt. Diese Chinesen hängen mit großer Liebe und Dankbarkeit an uns. Wir haben ihnen hübsche Arbeiterwohnungen erbaut und sind eifrig besorgt, daß alle ihre berechtigten Bedürfnisse befriedigt werden. Früher mag es sogar ein wenig gefährlich gewesen sein, unter diesen Leuten zu wohnen; aber Herr Stein hat sich ihrer Weise und ihren Anschauungen anbequemt und es nur im Notfalle merken lassen, daß er anders denkt und fühlt als sie. Später gelang es ihm, die Freundschaft des T'eu zu erlangen, und jetzt steht er sogar unter dem Schutz der Mohammedaner, welche sich empört haben und das Land unsicher machen. Er ist ein geschickter Diplomat, welcher sich selbst die widrigsten Verhältnisse nutzbar zu machen versteht.“
    „Aber er ist krank?“
    „Ja, aber mehr im Gemüt als körperlich. Obgleich er es nicht zugestehen will, so möchte ich doch behaupten, daß es die Sehnsucht nach der Heimat ist, welche heimlich an ihm zehrt. Er würde vielleicht nach Deutschland zurückkehren, aber sein Unternehmen hält ihn hier fest. Er betrachtet es als eine heilige Pflicht, seinen Arbeitern das zu bleiben, was er ihnen jetzt ist. Wollte er verkaufen, so würde er keinen Käufer finden. Ein Chinese würde weder das nötige Kapital noch die Intelligenz besitzen, welche der Besitzer so großartiger Anlagen haben muß.“
    „O, ik heb geld!“ rief da der Mijnheer.
    „Sie?“ fragte der Belgier.
    „Ja, ik heb geld, ten eerste geld, ten tweede geld en ten derde ook weder geld – Ja, ich habe Geld, erstens Geld, zweitens Geld und drittens wieder Geld!“
    „Das klingt ja ganz so, als ob Sie als Käufer auftreten wollten!“
    „Dat wil ik ook! Ik heb veel Geld! En ik heb ook opvoeding en onderwijs gehad; ik ben niet dom; ik ben een wijze Mensch, een zeer wijze Mensch – Das will ich auch! Ich habe viel Geld! Und ich habe auch Erziehung und Unterricht gehabt; ich bin nicht dumm; ich bin ein weiser Mensch, ein sehr weiser Mensch!“
    „Das glaube ich Ihnen ganz gern; aber ist das der Grund, Ho-tsing-ting zu kaufen?“
    „Neen. Ik wil Ho-tsing-ting kopen; dewijl hier de lucht zoo goed en gezond is. Ik ben ziek en zwak; ik wil hier weder gezond werden, gezond en dik – Nein, ich will Ho-tsing-ting kaufen, weil hier die Luft so gut und gesund ist. Ich bin krank und schwach; ich will hier wieder gesund werden, gesund und dick!“
    Van Berken ließ sein Auge mit verwundertem Blick über die Gestalt des angeblich Kranken schweifen und meinte lächelnd: „Nun, ich denke, daß Sie sich hier wieder anessen können.“
    „Dat denk ik ook. Ik wil eten en drinken, dat ik zoo dik hoe een nijlpaard worde – Das denke ich auch. Ich will essen und trinken, daß ich so dick wie ein Nilpferd werde!“
    Der Belgier schien zu merken, wessen Geistes Kind er vor sich habe. Er warf dem Methusalem einen munteren Blick zu und hätte das Gespräch wohl gern fortgesetzt, wenn sie nicht eben jetzt den T'eu eingeholt hätten, mit welchem er ja auch zu sprechen hatte.
    Dieser wollte nur aus freundschaftlichen und nicht aus geschäftlichen Gründen nach Ho-tsing-ting gehen. Er erhob dort überhaupt niemals Forderungen, da Stein weit mehr an seinen Arbeitern und überhaupt an den Armen tat, als der von ihm zu erhebende Betrag ergeben hätte.
    Von dem Dorf aus, durch welches man soeben geritten war, hatte man nur noch eine Viertelstunde bis zur Grenze von Ho-tsing-ting. Die Felder hörten auf. Man sah nackte Schutthalden liegen, auf denen hölzerne Zechenhäuschen standen – die Kohlengruben. Weiterhin erhoben sich hohe, eigentümliche Gerüste, meist mit einem Schutzdach versehen. Das waren alte Bohrwerke, welche nun in Ruhe standen.
    Auf einer Anhöhe stand ein stattliches Haus. Es war im chinesischen Stil erbaut, mutete aber doch die Deutschen heimlich an.
    „Das ist das Wohngebäude des Herrn“, erklärte der Ingenieur. „Und da rechts und links sehen

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