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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Därmen sagt? Daß sie sieben Meter lang sind“, lachte der Gefragte, denn der Dicke hielt sich mit beiden Händen den Bauch und schnitt ein jämmerliches Gesicht dazu. „Fühlen Sie sich in den Ihrigen krank?“
    „Ja, zeer! Ik heb smart en ontsteking.“
    „Was? Schmerzen und Entzündung haben Sie? Warum?“
    „Ik heb katenvlees gegeten.“
    „Unsinn! Lassen Sie sich von dem Gottfried nicht so dummes Zeug weismachen! Der weiß selbst nicht, was er gegessen hat.“
    Da machte der Mijnheer seinem Nachbarn eine Faust und raunte ihm zornig zu: „Schaap! Gij zijd een ongelukkige nijlpaard!“
    Der nächste Gang bestand in einer durchsichtigen und doch nicht dünnen Suppe mit sehr feingeschnittenem Wurzelwerk. Sie duftete sehr einladend.
    „Soup of salangans!“ rief der Ho-tschang seinen Gästen zu, indem er eine sehr bedeutungsvolle Miene machte, um ihnen anzudeuten, daß es sich hierbei um eine ganz besondere Delikatesse handle.
    Das war also Suppe von den berühmten Schwalbennestern! Die fünf Europäer griffen sehr schnell zu; sie waren begierig, diese Speise kennenzulernen.
    Über diese sogenannten indischen Vogelnester ist viel Unwahres verbreitet worden. Richtig ist nur folgendes: Die Salangane (Collacalia nidifica) sind 12 cm lange Segler, welche ungefähr 30 cm klaftern. Oben dunkelbraun, sind sie an der untern Seite heller gefärbt und kommen in Vorder- und Hinterindien und den Sundainseln vor, wo sie in großen Scharen vorzugsweise an unzulänglichen Felsenklippen nisten. Sie lieben besonders solche Stellen, wo die hohe Küste senkrecht aus der kochenden Brandung strebt.
    Kurz vor der Brutzeit, also zur Zeit des Nestbaues, sondern die stark anschwellenden Speicheldrüsen dieser Tiere einen zähen Schleim ab, welcher einer dicken Gummilösung ähnlich ist. Diesen Schleim kleben sie in der Weise an die glatte, senkrechte Fläche des Felsen, daß der Vogel unzähligemale und immer wieder gegen dieselbe Stelle fliegt und dabei ein wenig des Sekrets mit dem Schnabel oder der Zunge andrückt. Dadurch entsteht ein festgallertartiger Unterbau von der Gestalt einer hohlen Viertelkugel, auf welchem aus Gras, Federn, Moos und Seetang das eigentliche Nest errichtet und mit demselben Schleim befestigt und kalfatert wird. Nicht dieses Nest, wie man irrtümlicherweise gemeint hat, sondern nur der aus erhärtetem Schleim bestehende Unterbau wird als Nahrungs- oder vielmehr Genußmittel verwandt.
    Aus dem Gesagten geht hervor, daß das Einsammeln dieser Nester sehr gefährlich ist. Der Salanganjäger muß sich an einem Seil von der Höhe der Klippe herablassen und schwebt über der Brandung in steter Todesgefahr. An gewissen Fundorten hat man dem dadurch abgeholfen, daß ganze Küstenstrecken durch ausgespannte Seile und Strickleitern zugänglich gemacht worden sind.
    Die Salangane kommen in solcher Menge vor, daß von Java allein jährlich gegen neun Millionen Nester ausgeführt werden. In China, wo jährlich durchschnittlich für sechs Millionen Mark eingeführt werden, wird das Stück mit ungefähr einer Mark bezahlt, was bei den Geldverhältnissen dieses Landes keineswegs billig ist, da ein gereinigtes Nest oft ein Gewicht von nur wenigen Gramm hat. Nur die Wohlhabenden können sich diesen Genuß bieten. In Europa aber ist nur der wirklich Reiche imstande, den Speichel indischer Schwalben zu verzehren.
    Übrigens ist ein solches Nest an sich nicht etwa eine Deliziosität. Unzubereitet kann es gar nicht gegessen werden, und gekocht schmeckt es nur fad. Wer das aus der Rinde tretende Harz eines Kirschbaumes, welcher am Gummifluß leidet, kaut, hat ganz denselben Genuß. Diese zweifelhafte Delikatesse muß vielmehr erst durch die Zubereitung schmackhaft gemacht werden. Der Chinese kocht sie in Wasser oder Fleischbrühe und tut Wurzelwerk, Gewürz, Fleisch, Fischrogen, Holothurien, zerschnittene Früchte und anderes dazu. Nur diese Beimengsel sind es, welche den Nestern Geschmack und Nährwert verleihen.
    Mijnheer van Aardappelenbosch schien, trotzdem er so lange auf Java gelebt hatte, diese Speise noch nicht gekostet zu haben. Er aß auch sie mit dem Löffel und machte dabei ein außerordentlich wonnevolles Gesicht.
    Turnerstick wollte sich weder mit dem großen Löffel den Mund aufreißen, noch hatte er das Geschick, sich der Kwei-tze zu bedienen. Er machte also kurzen Prozeß und trank die Suppe aus dem Teller, was ihm heimliche Verachtungsblicke der Chinesen zuzog. Die drei andern aber brachten es fertig, die

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