Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
320 - Die Schlacht von Dapur

320 - Die Schlacht von Dapur

Titel: 320 - Die Schlacht von Dapur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
auch immer du in deinem Leben Böses getan haben magst.«
    »Das ist mehr, als ich je erhoffen konnte«, murmelte Thutamis, »ein wahrlich großartiges Geschenk. Denn ich habe in meinem Leben viel an Schuld auf mich geladen, sodass ich manches Mal vor Sorge wach lag, die böse Schlange Apophis könnte einst meine Seele verschlingen. Was soll ich für dich tun, Königin?«
    »Hör mir genau zu...«
    Sie unterbrach sich, als unvermittelt die Erde zu zittern begann. Es war nicht das erste Beben in diesen Tagen der Belagerung, und es währte auch diesmal nur wenige Lidschläge lang. Das Land hier schien in ständigem Aufruhr zu sein.
    Sie musste daran denken, dass die drei Fremden diesen kurzen Beben eine besondere Bedeutung zuzumessen schienen. E’fah hatte wiederholt beobachtet, dass Maddrax und Xij bei diesen Gelegenheiten stets den Stand der Sonne oder des Mondes abschätzten, als wollten sie die genaue Zeit bestimmen.
    Sie schüttelte den Kopf, um die unnützen Überlegungen zu vertreiben, und setzte neu an: »Also, hör zu, was ich von dir verlange...«
    ***
    Der hethitische Stadtkommandant Tuthaljia marschierte mit dem unvermeidlichen mürrischen Gesicht durch Dapur, begleitet von seinem Stab. Er sah bleich und übernächtigt aus, so wie alle seine Männer. Auf den Mauern standen die Verteidiger und stemmten sich unablässig den ägyptischen Attacken entgegen. Ein von einem Schwerthieb getroffener Hethiter fiel mit lautem Schrei vom Wehrgang und klatschte direkt vor Tuthaljia in den Sand. Mit gebrochenen Augen und gebrochenem Genick blieb er liegen. Der Kommandant stieg genauso ungerührt über die Leiche hinweg, wie er den ständigen Schlachtenlärm und den immer unerträglicher werdenden Gestank nach Tod und Rauch und Feuer ertrug.
    Soeben kam wieder ein Felsbrocken aus einer der ägyptischen Wurfmaschinen herangerauscht. Krachend schlug er in ein Lehmhaus und machte es dem Erdboden gleich. Zwei der zehn Männer, die ganz in der Nähe fieberhaft damit beschäftigt waren, die Holzbalken aus den bereits zerstörten Häusern zu lösen und sie als Schanzenmaterial auf die Wehrgänge zu schleppen, taumelten, von Splittern getroffen.
    »Ich bin verletzt«, wimmerte einer und hielt sich den blutenden Oberarm. »Ich muss zu den Knochenschneidern ins Lazarett, bevor ich verblute!«
    Tuthaljia besah sich die Wunde kurz. »Das nennst du eine Wunde, an der man verbluten kann?«, fuhr er ihn an. »Hat dir Wuruschemu den Verstand vernebelt, Mann?« Mit seiner Reitpeitsche klopfte er gegen seinen Oberschenkel. »Du wirst gleich sehen, wie eine Wunde beschaffen sein muss, an der man verblutet!«
    »Herr?«, fragte der Mann, eindeutig kein Soldat, entsetzt.
    »Siehst du nicht, was du mit deinem Gejammere anrichtest, Dummkopf?«, brüllte Tuthaljia los. »Du hältst die anderen vom Arbeiten ab, obwohl das Holz dringend auf den Mauern gebraucht wird. Dieses feige Verhalten untergräbt die Moral! Ich sollte dir die Haut abziehen lassen, als Abschreckung für alle anderen Feiglinge.«
    »Herr«, wagte einer der Offiziere einzuwenden. »Wir haben viele Tote und brauchen jeden Mann. Da sollten wir es vermeiden, unsere eigenen Leute hinzurichten.«
    Der Verletzte erkannte die Chance, die sein unverhoffter Fürsprecher ihm bot, und fiel vor dem Kommandanten auf Knie und Hände. »Ich war ein Narr, Herr, das sehe ich jetzt ein. Anstatt die geringen Wunden verbinden zu lassen, werde ich mit doppeltem Eifer weiter arbeiten. Nur lasst mir mein jämmerliches Leben, Herr!«
    Tuthaljia zeigte sich gnädig – was schlicht daran lag, dass sein Offizier recht hatte mit seinem Einwand. Und dank des Zwischenfalls mühten sich jetzt auch die restlichen Arbeiter noch verbissener ab, die Holzbalken zu bergen.
    Alle hier in der Stadt gingen schon seit Tagen weit über ihre Grenzen hinaus, und auch Tuthaljia selbst schlief höchstens zwei Stunden pro Nacht und war ansonsten unermüdlich unterwegs, um die Verteidigung zu organisieren.
    Feuer regnete vom Himmel und fiel vor ein Haus. Bevor es ernsthaften Schaden anrichten konnte, war einer der Löschtrupps zur Stelle und schlug es aus. Wasser durfte nicht dazu verwendet werden, das hatte Tuthaljia strengstens untersagt, da es ausschließlich zum Trinken genutzt werden durfte, nicht einmal zum Waschen.
    Den brennenden Büschen folgte in aller Regel ein Krug voller giftiger Schlangen. So auch jetzt wieder. Der Krug zerschellte an einer Hauswand, die tödlichen Tiere verteilten sich im Sand und krochen

Weitere Kostenlose Bücher