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324 - Eine neue Chance

324 - Eine neue Chance

Titel: 324 - Eine neue Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Fisch. Und sind sie nicht aggressiver als wir?«
    »Aber auch manche aus der Stadt tun es«, klackte Chal’fir besserwisserisch. »Ich kenne zwei, die Fisch fressen und normal sind.«
    »Zwei?«, echote Gilam’esh. »Normal? Ich denke, ich kenne die beiden auch. Sie heißen Zar’kir und Ho’tan und haben erst vor wenigen Phasen eine Prügelei am Versammlungsort angefangen. Meinst du die?«
    Chal’fir schwieg, nachdenklich geworden. Neben ihr spreizte Sar’tus seinen Scheitelkamm und verfärbte ihn leicht, ein Zeichen, dass er aufgerufen werden wollte.
    »Sar’tus«, klackte Gilam’esh freundlich. »Was möchtest du fragen?«
    »Ich wüsste gern, ob alle Kriege vorbei wären, wenn kein Hydrit mehr Fisch essen würde.«
    »Eine gute Frage.« Gilam’esh dachte an die kommenden Geschehnisse. »Es ist theoretisch möglich. Würde kein Hydree Fisch essen, hätten wir Frieden.«
    »Hydree?«, hakte nun Chal’fir nach, ohne den Kamm zu verfärben.
    Gilam’esh sah sie strafend an. »Melden, Chal’fir. Der Begriff Hydree ist altmodisch, aber noch existent. Er bezeichnet unser Volk.« Dass wir durch den Zeitstrahl von Rotgrund kamen, weiß wohl nur noch der Gilam’esh-Bund , dachte er bitter.
    »Aber warum wird das dann nicht gemacht?«, meldete sich nun Sar’tus ohne Aufforderung zu Wort. Er wirkte aufgewühlt, seine Elldornen spreizten sich, die Schuppen rieben knisternd aneinander. »Warum gibt es keinen Herrscher, der allen anderen befiehlt, keinen Fisch mehr zu essen?«
    Aufgeregtes Geklacke und Geschnalze mischten sich. Die anderen zwanzig Schüler stimmten Sar’tus zu. Ihre Kommentare gingen wild durcheinander.
    Gilam’esh musste daran denken, wie viele von ihnen durch Angriffe der Mar’osianer Eltern oder Geschwister verloren hatten. Trotzdem gefiel ihm die Richtung des Themas nicht. Sollte er eine Diktatur vertreten?
    »Seht!«, klackte da Chal’fir und wies zum Eingang des Mentoriums. Ein schmächtiger Hydrit trieb dort reglos im Wasser.
    Es war Ei’don. Als es still wurde, klackte er: »Meister Gilam’esh, dürfte ich mich setzen und zuhören?«
    »Gern«, schnalzte Gilam’esh ein wenig zu hastig. Er spürte, wie sich sein Scheitelkamm leicht erwärmte. Hatte er wirklich so schnell zustimmen wollen, oder beeinflusste Ei’don ihn mental?
    Ei’don suchte sich einen freien Sitzplatz auf einem Bionetikklotz in den hinteren Sitzreihen. Die anderen Schüler schielten neugierig zu ihm hin, taten aber so, als würden sie sich gar nicht für ihn interessieren.
    Chal’fir meldete sich.
    »Ja?«, Gilam’esh war dankbar, von Ei’don abgelenkt zu sein. Der junge Hydrit wirkte auf ihn wie ein Magnet.
    »Warum wird nicht ein Einzelner Herrscher über alle und verbietet die Fischfresserei?«, fragte Chal’fir, die ungern auf die Antwort einer einmal gestellten Frage verzichtete.
    »Zunächst ist das nicht so einfach. Dieser Hydrit müsste die Meere einigen. Ihr seid noch jung und kennt nur diese Stadt. Ich habe euch oft die Karten gezeigt, aber das ist nicht dasselbe, wie mit einer Qualle hindurchzugleiten. Die Meere sind riesig, die Strecken weit.«
    »Man könnte weitere Transportröhren bauen«, schlug Sar’tus vor. »Dann ginge das Vorankommen viel schneller, oder?«
    Einige Schüler nickten eifrig.
    »Vielleicht«, sagte Gilam’esh langsam und wie unter einem Zwang, »vielleicht wird das bald jemand tun. Doch sollte sich tatsächlich ein Hydrit dazu aufschwingen, allen anderen zu befehlen, wäre das nicht ein Despot? Wie soll einer allein wissen, was für alle gut ist?«
    Eine Weile herrschte Schweigen im Mentorium. Ein gurgelnder Muschelruf erklang vom Gang her. Die Zeit der Einheit war zu Ende. Erleichtert sah Gilam’esh zu, wie seine Schüler aus dem Raum strömten.
    Nur Ei’don blieb sitzen. »Wäre es wirklich möglich, durch eine so einfache Maßnahme Frieden zu schaffen?«, fragte er nach.
    Gilam’eshs Scheitelkamm verfärbte sich zustimmend. Im wurde innerlich heiß, während die Schuppen sich unangenehm kühl anfühlten. Mit Entsetzen erkannte er, was vor sich ging. Ich kann Ei’don nicht anlügen. Ganz gleich, was er mich fragt, ich muss die Wahrheit sagen.
    Ei’don schwamm langsam vor. »Aus welcher Zeit kommst du wirklich, Meister Gilam’esh? Und warum bist du noch hier?«
    Gilam’esh öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er würde die Geschichte verändern, falls Quart’ol nicht mit seiner Vermutung recht hatte und sie sich in einer Parallelwelt befanden. Obwohl er Angst

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