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324 - Eine neue Chance

324 - Eine neue Chance

Titel: 324 - Eine neue Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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hatte, sprach er es aus. »Ich komme aus dem Jahr 3946 nach Ei’dons Krönung.«
    »Ei’dons Krönung?« Der junge Hydrit schwamm noch näher heran, sein Scheitelkamm verfärbte sich hellblau.
    »Ja«, klackte Gilam’esh wie in Trance. »Es gab zwei Krönungen Ei’dons zum unumschränkten Herrscher der Meere. Die Erste fand im Jahr 1436 vor Jesus’ Geburt statt, doch es gab eine Fraktion, die sie nicht anerkannte. Deshalb gab es eine zweite um 1419. Die meisten Hydriten richten sich nach der Zeitrechnung der zweiten Krönung.«
    Ei’don legte den Kopf schief. »Wer ist Jesus?«
    »Ein Prophet der Oberflächenbewohner. Nach ihm wird in der Zukunft die Zeit bei den Menschen bemessen.«
    Ei’don sah ihn staunend an. »Ich hatte also recht. Das ist nicht deine Zeit. Und du kennst die Zukunft?«
    Gilam’esh wehrte sich mit aller Macht dagegen, nicht zwanghaft zu antworten. »Frag mich nicht danach«, bat er. »Was geschehen soll, geschieht.«
    Ei’don machte langsam eine zustimmende Geste. »Ich verstehe. Sehr gut sogar. Ich glaube, das Wissen um die Zukunft würde mir Angst machen. Aber ich glaube nicht, dass ich die Meere einen könnte. Sicher sprichst du von einem anderen Ei’don. Ich bin ein Heiler, kein Krieger.«
    Gilam’esh schwieg und betrachtete den Junghydriten eindringlich. Er konnte die Furcht in dessen Gesicht sehen. Vielleicht ist das mein Weg, dachte er mit einem Schaudern. In der Überlieferung hieß es, dass zwanzig Rotationen Eroberungskrieg herrschten, ehe Ei’dons erste Krönung vollzogen wurde. Er hatte zehn Rotationen Zeit, Ei’don auf seine Rolle in der Geschichte vorzubereiten.
    ***
    Im Flächenräumer, Südpol
    Matt blieb in Miki Takeos geisterhaftem Plysterox-Körper stehen und konzentrierte sich. Er stellte sich vor, den Freund mental zu erreichen. Höre mich, Takeo! , dachte er flehend. Sieh auf die Ladestandsanzeige! Nur einen Blick, bitte!
    Einige Augenblicke tat sich nichts, dann drehte sich Miki Takeo langsam um. Nur ein Zufall? Oder hatte er ihn erreicht? Matts Herz schlug ihm bis zum Halse.
    Da ließ ein Geräusch vom Gang her den Androiden herumfahren. Es klang wie ein lautes Knurren. Miki Takeo hob beide Arme und ging in Kampfstellung.
    »Bei Sol’daa’muran!«, stieß Grao’sil’aana neben Matt aus.
    Er war zweifach im Raum vorhanden: Nur drei Meter entfernt ragte ein halb durchsichtiges Spiegelbild seiner selbst bedrohlich im Gang auf, die Muskeln zum Sprung gespannt.
    Der Kampf , fiel es Matt wieder ein. Grao hat Takeo angegriffen.
    In diesem Augenblick stieß der alternative Grao’sil’aana sich ab und flog Miki Takeo entgegen. Die blaugrün schimmernden Schuppen prallten krachend gegen rotweißes Plysterox. Takeo taumelte, doch sein massiver Androidenkörper hielt der Wucht des Aufschlags stand. Fauchend setzte Grao nach, versuchte Zähne und Krallen in den nur unwesentlich größeren Androiden zu schlagen.
    Was für Urgewalten , dachte Matt schaudernd. Er wich unwillkürlich vom Geschehen zurück, obwohl keiner der Kontrahenten ihm etwas antun konnte.
    An Takeos rechtem Oberschenkel öffnete sich eine Klappe. Die dort aufbewahrte Laserwaffe fiel klappernd zu Boden.
    »Jetzt reicht’s!«, brüllte Takeo und packte den Daa’muren an den Schultern. Der vom Streiter besessene Daa’mure geriet ins Straucheln und prallte gegen eine Konsole.
    »Meine Bewegungen sind verlangsamt«, kommentierte Grao’sil’aana neben Matt. »Es ist die Kälte. Ich lag zu lange auf Eis.« Es klang beinahe wie eine Entschuldigung dafür, dass er Takeo noch nicht zerrissen hatte.
    Takeo Reaktionen dagegen erfolgten dreimal so schnell wie die eines Menschen. Sein Plysterox-Arm donnerte gegen Grao’sil’aanas Kopf und fegte den Echsenkörper zur Seite. Der Daa’mure schlug gegen die Bionetikwand, prallte davon ab und stürzte zu Boden.
    Takeo setzte nach, trat mit seinem gestrecktem Bein zu und erwischte Grao am Kinn, dass dessen Kopf in den Nacken flog. Es knirschte vernehmlich. Grao brach mit einem dumpfen Laut zusammen.
    Matt erholte sich von seinem Schreck. Er trauerte der verpassten Gelegenheit nach. Er hatte Takeo fast so weit gehabt, die Aufladung zu bemerken! Sein Blick suchte den Anzeigenstand. Die Speicherwaben waren zu achtzig Prozent aufgeladen.
    Der Android kümmerte sich jetzt um Grao, untersuchte ihn kurz, dann trat er an die bionetische Funkanlage. »Miki Takeo an Matthew Drax! Wo immer du bist, komm sofort zurück!«
    Matt erinnerte sich gut an den Schrecken, der ihn

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