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324 - Eine neue Chance

324 - Eine neue Chance

Titel: 324 - Eine neue Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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beschleunigte. Neben ihm saß seine Geliebte ganz entspannt. Je mehr Gas er gab, desto ruhiger wurde sie. Beide liebten es, schnell zu fahren, sehr zum Ärger von General Garret und anderen, die sich Sorgen um sie machten. Aber gerade beim Gasgeben spürte Black, dass er lebte. Er ließ die Häuserruinen an sich vorbeifliegen.
    Obwohl es noch hell war, stand der Mond am Himmel, teils von Wolken bedeckt. Black fühlte sich elend, wenn er hinaufsah. Es hatte unter den Indianern Probleme gegeben in letzter Zeit. Einige hatten behauptet, der Mond sei ein Blutmond, der die Menschen zum Bösen verführte. Erst gestern hatte eine Indianermutter verrückt gespielt und ihre eigenen Kinder angegriffen. Man hatte sie überwältigen können, ehe etwas Schwerwiegendes geschah, dennoch war das Geschehen mysteriös. Die Goonshacks waren noch unsicherer geworden als in ihrer schlimmsten Zeit. Viele Waashtoner wagten sich nicht mehr in das Viertel.
    Sie hatten noch einen Kilometer zum Weißen Haus, als sich Alexandra Cross neben ihm plötzlich zusammenkrümmte. »Hörst du das?«, fragte sie gequält.
    »Was?«, fragte Black. Dann hörte er es auch. Etwas kreischte. Es klang wie ein Tier und war so gewaltig, dass er selbst aufschrie. Er verlor die Kontrolle über den Wagen, kam von der Fahrbahn ab. Unkontrolliert schlugen die Räder auf holprigem Boden auf, zerteilte die spitz zulaufende Panzerung ein Gestrüpp.
    In Blacks Kopf brüllte es, als sei der Untergang der Welt gekommen. Der Streiter , dachte er entsetzt. Dann sah er die Tanne, auf die sie zurasten. Er bremste hart, zog am Steuer, in einem verzweifelten Versuch, auszuweichen. Alles ging ganz schnell und doch wie in Zeitlupe.
    Neben ihm schrie Cross. Ihre Stimme mischte sich mit der in seinem Hirn. Der Stamm des Baums wurde größer, füllte das Blickfeld. Es krachte und knirschte hässlich. Ein harter Aufprall schleuderte Black nach vorn. Seine Stirn schlug auf das Lenkrad, er stieß einen Schrei aus. Sonderbarerweise dämpfte der explodierende Schmerz das Brüllen in seinem Kopf.
    Black atmete heftig und blinzelte. Sicher stand er unter Schock. Das Adrenalin schützte ihn vor dem ganzen Ausmaß seiner Verletzungen.
    Aus den Augenwinkeln sah er Alexandra Cross, die in sich zusammensank. Panik kam in ihm auf. Lebte sie noch?
    Er wollte sich zu ihr drehen, aber die Schmerzen ließen es nicht zu. Wie Blitze jagten sie seinen Rücken hinunter. Seine Halswirbelsäule musste verrenkt sein.
    Neben dem Baumstamm konnte er ein Stück Himmel sehen. Die Wolkendecke riss auf und gab den Mond frei. Er sah anders aus als sonst. Dunkler.
    Mr. Black schauderte. Irgendetwas passiert da oben , dachte er noch, dann verlor er das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, konnte er kaum einen klaren Gedanken fassen.
    Alexandra Cross beugte sich über ihn. Ihre Augen wirkten gar nicht mehr streng, nur besorgt. »Du hast eine Platzwunde und vermutlich eine Gehirnerschütterung. Am besten, du bewegst dich nicht. Hilfe ist unterwegs.«
    »Und du?«, brachte er mühsam hervor.
    »Mir geht es gut«, beruhigte sie ihn. »Es war dieser Schrei, der mir das Bewusstsein geraubt hat. Bis auf ein paar Prellungen und Stauchungen ist mir nichts passiert.«
    Black schloss erleichtert die Augen. Er war unendlich müde. »Das... das Gebrüll...«, flüsterte er. »Was war das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Cross ebenso leise. »Aber der Mond hat sich verändert.«
    ***
    Im Weltraum
    Die AKINA hing nur wenige Tausend Kilometer vom Streiter entfernt im All. Dexter Wang betrachtete auf dem Hauptschirm das Gebilde, das seit Kurzem über dem Mond verharrte und keine zerstörerischen Impulse mehr ausstrahlte. Etwas schien die Entität getroffen und paralysiert zu haben. Nur mit Mühe wandte Wang sich ab. Er blickte auf die Pille in seiner Hand, unschlüssig.
    »Du hast Angst, mich zu verlieren«, sagte sein sechsjähriger Zwillingsbruder Morgan gehässig.
    Dexter Wang sah zu ihm hin. Morgans Kopf war zerstört, der Schädelknochen gebrochen und teils nicht mehr vorhanden. Blut und Schorf bedeckten die offene Stelle. Die Wunde wirkte geronnen, doch Morgan konnte das Blut fließen lassen, wann immer er wollte.
    Der Bastard hat recht , dachte Wang benommen. Wenn ich die Pille nicht nehme, wird Morgan mich weiter quälen. Aber wenn ich sie nehme, verschwindet er. Dann bin ich allein.
    Wang ließ das Psychopharmakon in der Brusttasche seiner Montur verschwinden. Der Marsianer seufzte gequält. »Du bist mein Fluch,

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