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324 - Eine neue Chance

324 - Eine neue Chance

Titel: 324 - Eine neue Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Streiter und Mond. Neben Thgáan brachen die Überreste der Mondstation in sich zusammen.
    Der Lesh’iye erlebte den Todeskampf der Entität mit. Etwas veränderte den Streiter, vernichtete ihn von innen heraus. Die Kreatur schlug um sich, wühlte und tobte im Wahnsinn. Mondgestein spritzte davon, während der Streiter selbst zu Stein wurde.
    Ein Regen aus Bruchstücken ging auf Thgáan nieder. Der Streiter war in Myriaden von Teilen zersplittert und begrub ihn unter sich.
    Angst hatte er nicht. Schon einmal, in der tiefsten Tiefe des Meeres, war er lange Zeit in den Resten einer bionetischen Waffenkuppel gefangen gewesen. Er hatte die Zeit bis zu seiner Befreiung unbeschadet überdauert, denn er benötigte keine Nahrung und keine Energie zum Überleben.
    Thgáan machte sich noch flacher, als er es ohnehin schon war, während Brocken um Brocken ihn zudeckte...

III.
    Im Flächenräumer, Stunden, Minuten und Sekunden zuvor
    Matthew Drax’ Finger stieß hinab. Das Gefühl, den Schuss auszulösen, überwältigte ihn. Auf der Anzeige sah er, wie die Energie der Speicherwaben in den Zeitfeld-Projektor floss. Auf der rechten Bildhälfte der Zieloptik löste sich ein Stück des unterirdischen Flözes flimmernd auf und verschwand. Kreisrunde fünf Kilometer Masse wurden aus dem lebenden Stein herausgerissen und in den Streiter, der auf der linken Bildhälfte über dem Mond zu sehen war, versetzt.
    Hinter sich hörte Matt Xij scharf den Atem einziehen, Grao’sil’aana trat näher an ihn heran. Sein thermophiler Körper strahlte Wärme aus.
    Matts Herzschlag pochte überlaut in seinen Schläfen. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn.
    Auf der gesplitteten Zieloptik lag der Streiter über der Mondstation – pulsierende Schwärze, finster und mächtig.
    Wenn das nicht klappt, wenn er nicht auf den Ursprung reagiert, sind wir verloren. Matts alternatives Ich stützte sich schwer auf der Konsole ab und starrte auf die größte Gefahr, die die Erde je bedroht hatte.
    Einen Moment tat sich nichts. Miki Takeo starrte ebenso gebannt auf die Anzeigen. Die Stille war fast greifbar.
    »Matt!«, rief Xij neben ihm. »Du flackerst!«
    Matthew sah auf seine Hand. Der zweite Matt hob sie zeitgleich mit ihm an. Es stimmte: Die Hand flimmerte wie ein gestörtes Übertragungsbild. »Mein zweites Ich«, brachte er hervor, »es löst sich auf!«
    Falsch, korrigierte er sich in Gedanken. Wir gehen ineinander auf, werden eins! Die Zeit repariert sich selbst!
    Die Kälte wurde zur Hitze. Schlagartig glaubte Matt, in einem Feuer zu stehen. Vor sich sah er die Anzeigen, sah, wie der Streiter zu brodeln begann und sich aufbäumte. Mehrere Sekunden leuchtete die tobende Schwärze, dann veränderte sich ihre Farbe. Die schwarzen Schlangen fielen in sich zusammen, die Finsternis wich einem dunklen Grau.
    »Seht!«, rief Grao’sil’aana und deutete auf sein Ebenbild und die zweite Xij, die beide bewusstlos am Boden lagen. Auch ihre Körper flackerten, lösten sich auf. Gleichzeitig gewannen ihre Pendants der neuen Zeitlinie an Substanz. Dann waren die alten Versionen verschwunden. Nur die Bionetik-Stricke, mit denen man Grao gefesselt hatte, lagen noch dort.
    »Was zum Teufel...«, setzte neben ihnen Miki Takeo an. Er starrte auf Grao und Xij, die plötzlich an einer anderen Stelle materialisiert waren. »Ist mein System überlastet? Meine optische Wahrnehmung –«
    Ein Schrei unterbrach ihn. Matt stürzte auf die Knie vor Schmerz, so unvermittelt dröhnte das Brüllen in seinem Kopf. Gleichzeitig traf ihn der Schlag eines Dampfhammers. Er stürzte zurück. Ein blaues Leuchten lag plötzlich über den hydritischen Geräten.
    Das innere und äußere Feuer verzehrte ihn. Violette Flämmchen tanzten auf seiner Haut. Grao und Xij erging es nicht besser. Zeitgleich brüllten auch sie los.
    Nur Takeo schien noch handlungsfähig. Hört er denn nicht den Todesschrei des Streiters? , dachte Matt mit hervorquellenden Augen. Der Druck in seinem Schädel ließ Übel in ihm hochwallen.
    Takeo packte ihn und zog ihn vom Monitor fort. Danach kümmerte er sich um Xij.
    Matts Körper verging in Schmerzen. Er krümmte sich, begriff aber zugleich, was er da wahrnahm. Wir haben es geschafft! Der Streiter stirbt! Das Wissen gab ihm die Kraft, die Agonie zu ertragen.
    Zwei endlose Minuten wälzte er sich in der schlimmsten Folter seines Lebens. Dann endete der Schrei.
    Matt lag ganz ruhig, jede Zelle fühlte sich geschändet an. Er fand nicht die Energie, sich

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