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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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geprahlt«, lallte er.
    Sie nickte und lenkte ihn auf das Fahrzeug zu, das immer noch dastand, immer noch auf ihn zu warten schien. »Rein da! Keine Sorge, ich komme auch mit. Jemand muss schließlich dafür sorgen, dass man sich um dich kümmert...«
    Bevor Matt sich ins Innere des Wagens schieben ließ, aus dem sich ihm helfende Hände entgegenstreckten, warf er einen letzten Blick über das Fahrzeugdach hinweg.
    Miki Takeo tat das, was er meisterlich beherrschte: Er kämpfte. Von allen Seiten jagten Schemen auf ihn zu, prallten gegen ihn – und bissen sich an seiner Plysteroxpanzerung nicht nur sprichwörtlich die Zähne aus.
    ***
    Xij bugsierte Matt ohne viel Federlesens ins Innere des Wagens. Sein Protest hielt sich in Grenzen.
    Im Fahrzeug lag eine Leiche quer über einer von zwei Rückbänken. Die andere war mit Männern besetzt, die ähnliche Kleidung trugen wie der Tote.
    »Wer seid ihr?«, fragte einer von ihnen und musterte dabei vor allem Xij argwöhnisch. »Woher kommt ihr? Und woher habt ihr das Fluggerät? Gibt’s davon noch weitere?«
    Viele Fragen. Xij musste sich gut überlegen, was sie antwortete.
    »Das Shuttle ist ein Unikat«, sagte sie nach kurzem Zögern – und fügte vorausschauend hinzu: »Und wir sind die Einzigen, die es fliegen können. Gegenfrage: Wer seid ihr? Wart ihr das mit der Rakete, die den Mondbrocken zerlegt hat?«
    Die Miene des Mannes verschloss sich. »Frag Serpon.«
    »Wer ist das?«
    »Der Comm’deur.«
    »Was ist ein Comm’deur?«
    Schweigen. Stirnrunzeln. Schließlich: »Der Chef.«
    »Warum nicht gleich so?« Xij legte den Arm um Matt und sah, dass er Mühe hatte, die Augen offenzuhalten. »Ihm geht’s dreckig. Könnt ihr ihm helfen? Habt ihr ein Serum gegen Schlangenbisse?«
    Ihre Gegenüber schüttelten einhellig die Köpfe. »Nur ein Schmerzmittel«, sagte einer von ihnen. »Nichts Spezielles gegen diese Brut.«
    »Nein?« Xij versuchte, mehr von seinem Mienenspiel abzulesen, als den Worten zu entnehmen war.
    »Nein. Sind uns neu. Gab’s vorher hier noch nie. Nicht, solange ich lebe.«
    »Heißt das, die Biester sind gerade zum ersten Mal aufgetaucht?«
    Grimmiges Nicken.
    »Komischer Zufall.« Xij stieß Matt an. »Hörst du, was er sagt? Sie haben die Schlangen auch noch nie gesehen.« An den Kourou-Bewohner gerichtet, fragte sie: »Und die Indios?«
    »Die auch nicht«, kam es wortkarg zurück.
    »Verdammt komischer Zufall.« Mehr sagte Xij nicht dazu. »Aber das kann warten. Miki kümmert sich darum. Der wird mit ihnen fertig.«
    »Miki?«
    »Der... Maschinenmann, der bei uns ist.« Xij überlegte kurz. »Eigentlich ist ›Maschinenmann‹ nicht richtig. Das mag auf das Äußere zutreffen, die Hülle, aber in ihr drin steckt ein guter Freund.«
    »Eine Rüstung also«, sagte der Kourou-Soldat.
    Sie schüttelte den Kopf. Wünschte sich, Matt hätte ein wenig zu der anstrengenden Konversation beigetragen. Aber er wirkte völlig in sich gekehrt.
    »Habt ihr das Schmerzmittel dabei?«
    »Nein. Aber wir sind gleich in der Station. Dort liegt alles bereit.«
    Xij nickte nach vorn. »Kann der Fahrer nicht ein bisschen mehr Gas geben?«
    Statt einer Antwort beschleunigte der Wagen abrupt. Etwas prallte hart gegen die Windschutzscheibe. Xij vermutete eine Schlange und hoffte, dass sie jetzt Matsch war.
    Aus dem Seitenfenster versuchte sie, einen Blick auf das Kampfgeschehen zu erhaschen. Tatsächlich entdeckte sie Miki Takeo ganz nah an der Umzäunung. Doch statt zu kämpfen, tat er gerade etwas so Verrücktes, dass Xij ihren Augen misstraute.
    Was tut er da?, dachte sie . Ist er jetzt übergeschnappt?
    Einer der Männer, die mit im Wagen saßen, war ihrem Blick gefolgt und fragte: »Du bist sicher, dass dein Freund auf unserer Seite ist?«
    Das fragte Xij sich gerade selbst.
    ***
    Matt erwachte wie aus einem Fiebertraum.
    Xij war zur Stelle. »Wie geht es dir?« Ihre Finger strichen durch sein Haar.
    Er versuchte, nach ihrem Handgelenk zu greifen, aber sie entzog sich ihm. »Was ist passiert? Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass wir angegriffen wurden. Nicht nur von den bewaffneten Kriegern, sondern auch von ihren Schlangen...« Matt stöhnte unterdrückt. Seine Hand ging automatisch in den Nacken, wo er auf Widerstand stieß: einen dicken Mullverband.
    » Geflügelte Schlangen!«, ergänzte Xij. Sie schüttelte den Kopf. »Erinnert mich an diese mexikanische Gottheit, du weißt schon... Quetlequatzle oder so.«
    »Quetzalcoatl«, erinnerte sich Matt.

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