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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Sein Gehirn war also doch nicht zu Mus geworden.
    Das stellte auch Xij fest. »He, dir scheint es ja wieder besser zu gehen. Na, kein Wunder nach der Riesenmütze Schlaf, die du dir gegönnt hast.«
    Matthew blinzelte. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Ziemlich genau sechs Stunden.«
    Matt schnellte förmlich hoch. »Sechs Stunden? Was ist mit den Angreifern? Wo ist Miki? Wo genau bin ich hier?« Ein Rundblick verriet ihm nur, dass er sich in einem kleinen Raum aufhielt, der den Charme einer Armeebaracke hatte. Nackte, weiß gestrichene Bretterwände, Bett, Schrank...
    »Sie nennen den Laden die BASTILLE.«
    »BASTILLE? Der französische Begriff für Festung...« Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Hast du was zu trinken für mich?«
    Sie bückte sich und kam mit einem Holzgefäß wieder hoch. Es sah aus wie ein zu groß geratener Becher und war gefüllt mit glasklarer Flüssigkeit.
    »Wasser? Hoffentlich abgekocht?«
    »Eher angereichert. Mit einer Art Asperin. Ein spezielles Mittel gegen Schlangenbisse haben sie leider nicht. Die Viecher sind heute – beziehungsweise gestern – zum ersten Mal hier aufgetaucht.«
    Matt runzelte die Stirn. Allein das ließ dumpfen Kopfschmerz aufwallen. Er war noch lange nicht übern Berg, das merkte er jetzt, da der erste Adrenalinschub nachließ, deutlich. »Und was haben sie über die Indios gesagt?«
    »Nichts.« Xij hob die Schultern. Obwohl ich die ganze Zeit wach war, bin ich kaum schlauer als du. Ich werde die ganze Zeit vertröstet. Man lässt mich nicht zu Serpon vor.«
    »Serpon?«
    »Der Name des Mannes, der hier das Sagen hat. Der Comm’deur , wie man ihn nennt.«
    »Was ist passiert, nachdem ich gebissen wurde?«
    »Du hast von da an echt nichts mehr mitgekriegt? Du warst doch bei Bewusstsein, als wir uns vom Schlachtfeld abgesetzt haben. Zumindest kam es mir so vor.«
    »Bei Bewusstsein, ja, aber völlig benebelt«, antwortete Matt. »Wie berauscht. Ich erinnere mich kaum noch an Einzelheiten.« Er zögerte. Nicht, weil er ihr etwas vorenthalten wollte, sondern weil er nach den treffenden Worten suchte. »Es war... seltsam. Als würden alle Eindrücke durch mein Gehirn wandern, aber sich nicht dort halten können.«
    »Eine Eigenart des Schlangengifts«, schlussfolgerte Xij. »Die Verletzung an deiner Schulter sah übel aus. Ich war dabei, als sie gesäubert und mit etwas bestrichen wurde, das ihre Version von einem Antibiotikum ist.«
    Endlich fand Matt die Worte, die er gesucht hatte. »Es war... als ob ich belauscht würde. So, wie die Frauen der Dreizehn Inseln es tun.«
    »Telepathie also?« Xijs Brauen wölbten sich nach oben. »So wie Aruula sie praktiziert?«
    Er schüttelte den Kopf – und hielt schnell wieder inne, als der Kopfschmerz zunahm. »Ähnlich, aber nicht genauso. Wie ich schon sagte: Es war nur ein Gefühl. Es kann ebenso gut sein, dass mir das Schlangengift einen Streich gespielt hat.« Er atmete tief ein und wieder aus. »Aber jetzt geht’s mir wieder einigermaßen. Bis auf die Blessur hier.« Er tippte gegen den Verband im Nacken – und bereute es sofort, weil der Schmerz, der ihn durchfuhr, sich anfühlte, als hätte die Wunde sich entzündet. »Noch einmal«, sagte er dann. »Wo ist Miki?«
    Vor der Tür wurden Schritte laut. Im nächsten Moment öffnete sie sich. Eine Frau, die auch ein Mann hätte sein können, trat ein: etwa einsachtzig groß, athletisch, fransiges schwarzes Haar, das vor der Stirn bis zu den buschigen Brauen reichte und an den Seiten knapp über die durchstochenen Ohrläppchen, in denen jeweils ein farbiger, an beiden Enden zugespitzter »Mikadostab« baumelte.
    Diese bunten Stäbchen brachten einen Hauch von Farbe in das ansonsten geradezu trostlos blasse Erscheinungsbild. Die Haut war fast so weiß wie die von Rulfan, und die dunkle, raue Stimme, die beim knappen Gruß laut wurde, ließ einen Zweifel in Matt aufsteigen, es tatsächlich mit einem Vertreter des weiblichen Geschlechts zu tun zu haben.
    Xij enthob ihn weiterer Spekulation. »Das ist Inscher Roch, die persönliche Assistentin des Basisleiters Benedict Serpon – mit dem ich noch nicht die Ehre hatte.«
    »Inscher?«, fragte Matt. »Ist das der Vorname?«
    Die fremde Frau, die einen grauen, kittelartigen Überwurf über ihrer aus langbeiniger Hose und langärmeliger Bluse bestehenden Kleidung trug, sagte: »Inscher erklärt, welche Aufgabe mir im Räderwerk des Großen Vermächtnisses zukommt. Meine Kollegen und ich kümmern uns

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