326 - Schlangenmenschen
Mann.
***
Comm’deur Benedict Serpon empfing Matt und Xij in einem spartanisch eingerichteten Büro, das sich lediglich durch einen großen Wandbildschirm auszeichnete. Er zeigte eine Karte, auf der der erdnahe Weltraum abgebildet war. Eingeblendete Sternbilder galten als Orientierungsmarken. Ein paar Leuchtpunkte waren offenbar keine fernen Sonnen, sondern bewegten sich unmerklich – auf die Erde zu.
Maddrax brauchte keine gesonderte Erklärung, um zu erkennen, was dort dargestellt wurde: Bei den driftenden Markierungen handelte es sich eindeutig auf die Mondtrümmer, die auf die Erde zustürzten. Der Mond selbst war auf dem Flatscreen nicht zu sehen.
»Monsieur Serpon...«, grüßte Matt den alten Mann hinter dem Metallschreibtisch, auf dem sich ein Sammelsurium von Dingen stapelte. Neben Papieren, altmodischen vergilbten Fotografien und Schreibgeräten lagen dort Instrumente, die Matt eher auf einem Retrologen-Basar erwartet hätte: skurrile Apparaturen, von denen in einigen Fällen nicht einmal er sicher hätte sagen können, welchem Zweck sie einmal gedient hatten.
Die freiliegenden Hautflächen des Alten erweckten den Anschein, selbst eine Art Karte zu sein; jede Furche ein topographisches Merkmal.
»Sie sind wieder auf dem Damm, schön zu sehen.« Serpon nickte wohlwollend, blieb aber wie mit seinem Stuhl verwachsen.
»Nun ja, ich fühle mich noch ein wenig schwach«, gab Matt zurück. Dass er in Wahrheit kaum mehr stehen konnte, weil ihn der Weg hierher die letzten Kräfte gekostet hatte, und er sich fühlte, als könne er jederzeit umzukippen, behielt er für sich. Aber er war froh, als Inscher Roch ihn und Xij zu zwei Sitzplätzen auf der anderen Schreibtischseite führte, wo sie Platz nahmen. Die Kittelträgerin bezog Position unmittelbar hinter ihnen. Nicht das beste Gefühl, sie im Genick zu haben. Aber immerhin nicht ganz so schlimm wie beißwütige Schlangen.
Bevor das sich anbahnende Gespräch die Richtung nahm, die Serpon vorgab, entschied Matt, das Thema anzusprechen, dem Xij so konsequent auswich. Er bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu geben.
»Darf ich nach dem Aufenthaltsort unseres Gefährten fragen? Sein Name ist Miki Takeo. Er ist der Android, der gegen die Angreifer kämpfte.« Er lächelte ironisch. »Er dürfte ihnen aufgefallen sein.«
In dem aristokratisch angehauchten Gesicht des Comm’deurs zuckte es kurz. »Nein, in der Tat«, sagte er. »Einen... Mann wie ihn übersieht man nicht.« Benedict Serpon seufzte. »Nun, wir haben ihn unter Kontrolle. Zumindest hoffe ich das.«
Matt tauschte einen Blick mit Xij, die nicht reagierte. »Unter Kontrolle?«, wiederholte er ungläubig. »Sie wollen nicht ernsthaft behaupten, dass sie ihn als Feind einstufen? Sein Eingreifen hat Ihre Leute vor den schießwütigen Indios gerettet!«
»Es hatte anfangs ganz den Anschein«, bestätigte Serpon. »Leider änderte sich das aber zum Ende hin.«
Völlig konsterniert wandte sich Matt an Xij. »Was meint er damit?«
»Ihre Partnerin hat es ihnen nicht gesagt? Sie selbst waren zu dem Zeitpunkt ohne Besinnung, wurde mir berichtet.«
»Nein, sie hat es mir nicht gesagt. Was zum Teufel hat sie mir nicht gesagt?«
»Die betreffende Szene wurde von einer Außenkamera im Bild festgehalten«, fuhr Serpon fort. »Besser, Sie schauen sich die Aufnahme einmal an. Das sagt mehr als jede Erklärung meinerseits.«
»Nur, damit wir nicht aneinander vorbei reden«, vergewisserte sich Matt, »es geht dabei um Miki Takeo?«
»Ganz recht.«
Matt nickte ratlos. »Nun gut, ich bin gespannt.«
Comm’deur Serpon deutete auf den Bildschirm an der Wand. »Inscher Roch? Würden Sie bitte...?«
Seine Assistentin eilte auf Serpons Seite des Schreibtisches und tätigte für ihn ein paar Eingaben über die Tastatur, die vor dem alten Mann lag. Wenn Benedict Serpon nicht einmal mehr dazu fähig war, wunderte Matt nicht mehr, wie zögerlich die Abwehraktionen gegen die Indio-Horde verlaufen waren.
Die Darstellung der auf die Erde zutaumelnden Mondtrümmer wich der des Scharmützels, bei dem Matt und seine Gefährten selbst mitgewirkt hatten.
Noch einmal wurden sie Zeugen der Anfänge der Auseinandersetzung, als das Shuttle sich zwischen einen Trupp Soldaten und die Indios gesenkt hatte, um den Kourou-Leuten die nötige Zeit zu verschaffen, um hinter die Umzäunung zu gelangen. Dort hatte sich dann das Gefecht fortgesetzt.
Matt sah sich aus dem Shuttle steigen und auf die Uniformierten zugehen,
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