326 - Schlangenmenschen
Starkstromladung einfach wegstecken würde. Im ungünstigsten Fall konnten seine Leiterplatinen durchschmoren – und Ersatzteile waren rar auf dieser postapokalyptischen Erde.
Der Android blieb stehen, als habe er die lautlose Warnung verstanden. Er hob einen Arm und erwiderte das Feuer mit seinem Laserblaster. Just in dem Moment, als es auch seitlich von Matt aufblitzte. Aus Richtung des Gebäudekomplexes rückten mehrere, offenbar spritbetriebene Fahrzeuge an. Wird auch Zeit!
Genau zwischen Matt, dem Toten, den er als Deckung nutzte, und den schießwütigen Angreifern kam ein Fahrzeug zum Stehen. Auf Matts Seite sprangen zwei Männer heraus, bückten sich nach dem Toten und wuchteten ihn durch eine der offenen Türen ins Wageninnere. An Matt adressiert, bellte einer von ihnen auf Französisch: »Rein in die Karre!«
So verführerisch das Angebot auch klang, Matt zögerte. Sein Blick suchte Xij, die ihm aber keine Beachtung schenkte, weil sie darauf konzentriert war, mit ihrer Waffe Position gegen die Indio-Horde zu beziehen, die es auf den Kourou-Stützpunkt abgesehen hatte.
»Mach schon, Mann!«
Die abermalige Aufforderung löste Matts Starre. Okay, ich wollte den Kontakt. Dann sollte ich diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen... Er richtete sich auf und wollte einen Satz auf die aufgehaltene Türöffnung zu machen.
Ein Aufprall auf seinen Schultern und ein scharfer Schmerz stoppten ihn. Er hörte sich selbst aufschreien, schlug um sich und spürte, dass etwas auf ihm hing, das anscheinend vom Himmel gefallen war. Alle anderen Empfindungen wurden vom Schmerz übertüncht. Er ging vom Nacken aus, und die damit verbundene Assoziation war fast schlimmer als die eigentliche Pein.
Matt fühlte sich an die Situation im Flächenräumer erinnert, als der Koordinator sich dort noch willfährige Sklaven gehalten hatte – Menschen, die er wie Marionetten hatte steuern können, nachdem er ihnen einen Tentakel aus bionetischem Material in den Nacken gebohrt und auf diese Weise eine Verbindung zum Nervensystem und dem Gehirn seiner Opfer aufgebaut hatte.
Seitlich im Nacken war auch der Ausgangspunkt dieser Qual.
Er tastete danach. Aber schneller, als seine Sinne realisierten, was in seinem Genick vor sich ging, rief Xij: »Scheiße, eine Schlange! Sie hat sich in deiner Schulter verbissen!«
Eine Schlange?
Über dem Gelände tanzten plötzlich flirrende Schemen.
Waren das weitere Schlangen? Fliegende Schlangen?
Es fiel ihm schwer, einen Zusammenhang zwischen den Totemtieren und der jetzigen Attacke herzustellen. Alles fiel ihm plötzlich unsagbar schwer.
Natürlich, die Biester konnten fliegen. Dieses Exemplar musste im Schutz der Nacht unbemerkt herangeflogen und dann einfach auf ihn herabgefallen sein.
Matt taumelte. Seine Rechte bekam den sich windenden Schuppenkörper zu fassen, aber als er daran zog, um die Zähne der Kreatur aus seinem Fleisch zu lösen, wuchs sich der Schmerz ins fast Unerträgliche aus.
Plötzlich war Xij neben ihm. Sie hielt ihre Schusswaffe verkehrt herum, wagte offensichtlich nicht, zu feuern. Stattdessen hieb sie mit dem Knauf nach dem Tier.
Und traf.
Die Wucht des Treffers pflanzte sich durch Matts Schulter, Genick und bis in den Kopf fort und ließ ihn fast ohnmächtig werden. Aber wenigstens blieb der Einsatz auch bei der Schlange nicht ohne Wirkung. Statt sich noch fester in Matt zu verbeißen, löste sie sich und schwirrte davon.
Matthews schmerzumnebelter Blick versuchte ihr zu folgen, doch sie war zu schnell und zu beweglich. Ihre Spur verlor sich zwischen den Dutzenden Artgenossen, die durch die Nacht tanzten, als würden sie an unsichtbaren Fäden hängen und mal elegant, mal ruckartig bewegt.
Nicht nur Matt wurde attackiert – immer wieder stießen die geflügelten Kreaturen herab und verbissen sich in den Nackenpartien ihrer Opfer. Da die meisten Soldaten hohe Kragen trugen, die sie aufstellten, hielt sich die Zahl der Gebissenen aber in Grenzen.
Matt hatte immer mehr Mühe, dem Geschehen zu folgen. Nebel schien aufzuziehen, und auch die Schreie und Schüsse klangen dumpf mit einem Mal. Wirkte ein Schlangengift in seinem Körper? Er versuchte in sich hinein zu lauschen, hatte aber große Mühe, das zu schaffen. Irgendwie kam jede Wahrnehmung leicht verzögert. Selbst seine Gedanken mussten sich erst durch imaginäre Widerstände wühlen.
»Wie geht es dir? Alles in Ordnung?«, klang es dumpf neben seinem Ohr auf.
Xij stellte Fragen!
»Beschissen wäre noch
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