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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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bevor die Keule auf sie niedersauste, galt nicht dem fremden Krieger, sondern dem absonderlichen Schmuck, der sich um seinen Hals gewickelt hatte. Lebender Schmuck!
    Maria hatte noch nie zuvor eine Schlange mit Flügeln gesehen. Und noch nie eine Schlange, die so schillernd schön und zugleich so heimtückisch aussah.
    Die stechenden Augen des Reptils verfolgten sie bis in die Dunkelheit, die sich über ihren Geist senkte.
    ***
    »Da sind sie! Genau, wie ich sagte!« Pablo zeigte auf die großen, seetüchtigen Boote, die unweit des Ufers ankerten.
    Sein Vater, der Padron , nickte zurückhaltend. »Niemand an Bord zu sehen. Nicht mal Wachen«, brummte er. »Ungewöhnlich. Ungewöhnlich fahrlässig.« Er sah sich um. Auf der einen Seite erstreckte sich der Saum eines kleinen Wäldchens, auf der anderen das Nesselfeld. Trotz der frühen Stunde war es heiß. Luis Castaño konnte sich an kaum eines der zurückliegenden Jahre erinnern, in dem es zu dieser Jahreszeit solche Temperaturen gegeben hatte. Zwischen Himmel und Erde schwebten riesige Schwärme von bis zu daumengroßen Moskitos. Glücklicherweise fanden die Biester keinen Gefallen an Menschenblut, aber so manches Wakudarind war ihnen schon zum Opfer gefallen, vornehmlich nachts, wenn die Schwärme sich herabsenkten und auf Beutezug gingen. Castaño hatte Tiere gesehen, die bis auf den letzten Blutstropfen ausgesaugt worden waren.
    Aber daran verschwendete er jetzt keinen Gedanken. Er suchte die Krieger, von denen Pablo ihm erzählt hatte. Die Krieger, die –
    Das ferne Bellen eines Schusses ließ ihn zusammenzucken.
    »Das kam von der Hacienda!«, rief Pablo. »Ein Gewehrschuss!«
    »Revolver«, korrigierte ihn Luis Castaño reflexartig. Er konnte den Klang mühelos unterscheiden. Noch während er auf diese Weise reagierte, machte er auf dem Absatz kehrt und hetzte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Seine Söhne und Arbeiter schlossen sich ihm an. Ein paar Tagelöhner tuschelten, aber die Mehrheit bewegte sich wie in Trance.
    Die Fußspuren, die sie sahen, führten vom Strand weg zur Hacienda. Damit erledigte sich jeder noch so schwache Zweifel, dass der Schuss in Zusammenhang mit den Fremden stand.
    Was für eine taktische Fehlleistung , übte sich Castaño in Selbstkritik. Ich hätte die Hacienda absichern müssen und nur mit der Hälfte der Männer zum Meer vorstoßen dürfen.
    Nun war es nicht mehr zu ändern.
    »Mutter!«, keuchte Pablo und überholte seinen Vater. So erreichte er die staubige Fläche vor dem Haupthaus als Erster.
    Der Hof war leer, die Veranda nicht. Dort in den Schatten drängten sich Gestalten.
    Wilde!, konstatierte Castaño.
    »Diese Bastarde!«, fluchte er, als sich zwei der Krieger von der Veranda lösten. Sie trugen einen Körper zwischen sich, holten damit aus und warfen ihn zwischen sich und Castaños Leuten in den Sand des Hofes.
    Einen Frauenkörper in einem Kleid.
    In Pablo, der seine Mutter für ermordet hielt, brachen alle Dämme. Er legte sein Gewehr an und feuerte auf einen der beiden Indios.
    Obwohl Pablo ein vortrefflicher Schütze war, ging der Schuss fehl. Die Kugel schlug in einen der Stützbalken der Verandaüberdachung.
    Stoisch blickte der Indio, der das wahre Ziel gewesen war, in Pablos Richtung. Woher er die eigene Waffe zauberte, die plötzlich in seiner Hand lag, war nicht zu erkennen, dafür ging alles viel zu schnell.
    Fakt war jedenfalls, dass seine Kugel traf – mitten in Pablos Kopf.
    Luis Castaño hatte schon die Wirkung vieler Geschosse und Kaliber mit eigenen Augen gesehen. Aber von diesem wurde der Schädel seines Sohnes regelrecht weggesprengt – als wäre eine Stange Dynamit im Inneren gezündet worden. Pablos enthaupteter Torso krachte schwer zu Boden.
    Obwohl Luis Castaño innerlich wie betäubt war, richtete er das Gewehr auf den Indio, der seinen Sohn umgebracht hatte. Seine Sicht verschwamm jedoch, und er hatte das seltsame Gefühl, zum ersten Mal im Leben ein Gewehr in der Hand zu halten. Schon als er abdrückte, wusste er, dass auch er keinen Treffer landen würde.
    Diesmal war es nicht der Indio, auf den er zielte, der das Feuer erwiderte, sondern sein Begleiter, mit dem gemeinsam er Maria in den Staub vor der Veranda geworfen hatte.
    Castaño wurde nach hinten gerissen. In seinem Bauch breitete sich flüssige Wärme aus. Schatten tanzten vor seinen Augen.
    Als er fiel, sah er, wie seine Frau sich bewegte und langsam auf den Ellbogen aufrichtete.
    Sie ist gar nicht tot! Das war sein

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