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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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»Lasst Zuura ausreden. Sie hat euch ihre Vision nicht verheimlicht, um euch zu hintergehen, sondern weil ich und Arjeela sie darum gebeten haben, damit ihr alle gemeinsam auf dieser Versammlung davon erfahrt.«
    Zuura nickte dankbar. »Sabeen hat bisher nicht auf der Königsinsel gelebt. Die letzen Wochen verbrachte sie bei mir auf der Astrid-Insel, abseits des Trubels. Wudan schickte sie in den vergangenen Jahren durch harte Prüfungen und sie war geschwächt. Viele Winter hat sie im Süden verbracht, als Sklavin eines antoolschen Stammes. Es ist kein Zufall, dass sie ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit den Weg zu uns zurückgefunden hat. Wudan steht ihr bei, und er wird sie führen, wenn sie unsere neue Königin wird!«
    Erneut brach Durcheinander aus. Einige Kriegerinnen klatschten in die Hände, andere schimpften los. Zwei junge Schwestern drohten sogar, aufeinander einzuprügeln. Tumaara sah fassungslos auf Sabeen, die kaum älter wirkte als sie selbst. Die rotblonde Kriegerin stand breitbeinig neben Zuura, die Arme vor der Brust verschränkt, wie ein Fels im wütenden kalten Sund. Ihre Nase war ungewöhnlich groß, sie stach markant hervor. Hellgrüne Augen blickten gleichmütig über die Versammelten. Wie es in dieser Frau aussah, konnte Tumaara nur erahnen. Sicher war Sabeen innerlich nicht so gelassen, wie sie tat, dennoch war sie Tumaara vom ersten Anblick an unsympathisch. Sie hatte einen hochmütig verzogenen Mund und in den Augen lag ein undurchsichtiger Ausdruck.
    »Schweigt! Alle!«, schmetterte Dykeestra in die Menge. Dieses Mal klang sie so wütend, als habe jemand das Schwert zum Kämpfen verkehrt herum in die Hand genommen. »Ihr müsst nicht alle durcheinanderplappern wie die Kolks, bei Orguudoos dunklen Scharen! Wir haben uns versammelt, um Folgendes bekannt zu geben.« Langsam erstarb das Gerede. »Es werden in den nächsten Tagen Abstimmungen stattfinden, und zwar in sinnvoller Reihenfolge. Das hat der Rat der Königin in ihrer Abwesenheit beschlossen. Die erste Frage für die laufende Versammlung ist: Wollen wir eine neue Königin bestimmen? Die Nächste wird sein, wer dafür infrage kommt, und Sabeen ist eine mögliche Kandidatin. Danach stimmen wir ab, wer es sein soll, falls wir denn eine neue Königin bestimmen wollen. Soweit klar?«
    Zustimmendes Nicken folgte.
    »Also gut. Jeder, der eine neue Königin bestimmen möchte, tritt an meine linke Seite.«
    Tumaara blieb wie angewurzelt stehen, während um sie herum Bewegung ausbrach. Wollte sie eine neue Königin? Ja, das Volk brauchte Führung, aber eine Königin zu bestimmen bedeutete, Aruula für tot zu erklären.
    »Was ist mit Rebeeka?«, wagte sich Tumaara laut in die Stille zu fragen. »Sie ist Aruulas Stellvertreterin!«
    Dykeestra begegnete ihrem herausfordernden Blick. »Rebeeka ist nicht handlungsfähig und niemand weiß, ob sie das je wieder wird. Ich weiß, dass du das nicht gern hörst, aber es ist die Wahrheit.«
    Tumaara schwieg. Wenn der Rat der Königin so entschied, konnte sie ihn nicht umstimmen. Im Grunde war es vernünftig. Trotzdem schmerzte es zu sehen, wie mehr und mehr Frauen sich auf Dykeestras linker Seite versammelten.
    »Noch weitere?«, fragte Dykeestra nach einer Weile. Ihr Blick lag dabei auf Tumaara, die zusammen mit zwanzig anderen Kriegerinnen auf der rechten Seite stand. Fünf Frauen aus Tumaaras Gruppe gingen zögernd zu den anderen. Sie sahen Tumaara dabei nicht an.
    »Gut.« Dykeestra nickte grimmig. »Die Mehrheit spricht für sich. Dann erwarte ich eure Vorschläge, wer unsere Königin sein soll. Richtet sie an den Rat. Wir werden in zwei Tagen darüber abstimmen, wer es sein wird.«
    ***
      Scootland
    Aruula begann zu frieren, trotz des Pelzmantels. Der Boden war kühl, Nässe stieg in Kleidung und Haut. Seit einer guten Stunde lag sie auf dem Moos, die Beine ausgestreckt und steif. Ein Kontakt mit Wudans Auge wollte nicht zustande kommen. Der Geist der alten Seherin blieb so fern wie die Heimat.
    Blinzelnd öffnete Aruula die Augen. Es wurde langsam dunkel, die Schatten wuchsen. Sie sollte jetzt besser aufbrechen, sich ein heißes Bad gönnen und einen Uisge. Laut Huul heilte Uisge alle Wunden, auch die seelischen.
    Doch obwohl sie wusste, dass es ihr schadete, so lange am kalten Boden zu liegen, stand Aruula nicht auf. Die Vernunft konnte die Hoffnung nicht besiegen.
    In den Büschen knackte es. Sie drehte den Kopf. Halb erwartete sie, den schwarzen Hirsch oder ein anderes Wildtier zu sehen.

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