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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Noch immer blieb sie in ihrer Hütte und fürchtete sich vor der Dunkelheit. Es ging ihr besser, seitdem der Todesschrei des Streiters erklungen war, den jeder auf den Dreizehn Inseln gehört hatte; sogar alle, die nicht lauschen konnten. Dennoch ging es ihr nicht gut genug, ein Volk zu regieren.
    Tumaara unterdrückte ein Seufzen, als sie sich unter die anderen Kriegerinnen mischte und im Schatten der Wehrmauer weit zur Mitte des Platzes vorstieß. Die anderen ließen sie respektvoll passieren. Obwohl sie durch Fahrlässigkeit schuld daran war, dass Ludmeela als Kind ihre Hand verloren hatte [4] , hatte sich Tumaara in den letzten Jahren einen angesehenen Platz unter den Frauen der Inseln erarbeiten können. Das lag an ihrer Ruhe und Besonnenheit und daran, wie sie kämpfte.
    Ihre Hand berührte den Knauf des kurzen Einhandschwerts, das sie an einem Gehänge um die Hüfte trug. Die Arena Roomas hat mich viel gekostet, mir aber auch einiges an Wissen und Erfahrung geschenkt. Ob es mir an diesem Tag helfen wird?
    Zweifelnd blickte Tumaara in die vertrauten Gesichter der ältesten Kriegerinnen. Barbeena war gekommen, Zuura und Jasnuu folgten ihr. Sie wurden von Dykeestra und Arjeela flankiert. Auch einige fremde Gesichter machte Tumaara aus. Sie kannte längst nicht jede Kriegerin beim Namen, die auf den Inseln lebte. Durch die beunruhigenden Umstände waren viele gekommen. Die Lichter am Himmel erschreckten die göttergläubigen Frauen.
    Dykeestra trat vor. Als Erste Kriegerin gehörte sie zu den Wenigen, die vom alten Regierungsstab Königin Lusaanas noch übrig waren. Als sie zu sprechen begann, wurde es auf dem Platz schlagartig still. Gut zweihundert Frauen waren anwesend, und doch hätte man das Ziehen eines Schwertes hören können.
    »Ich danke euch, dass ihr so zahlreich gekommen seid. Ihr wisst, dass ich keine langen Reden mag.« Dykeestra sah in die Reihen der Schwestern, kurz bedachte sie auch Tumaara mit einem intensiven Blick. »Rebeeka ist noch immer nicht vollständig gesundet. Über Aruulas Verbleib ist nichts bekannt. Das Volk der Dreizehn Inseln kann eine gewisse Zeit ohne Königin überbrücken, doch nicht so lange. Wir brauchen eine Kriegerin, die Rebeeka vertritt und somit eine Zeitlang Aruulas Platz einnimmt... falls sie zurückkehrt.«
    Die Worte hingen schwer wie Gewitterwolken über den Köpfen der Frauen.
    Falls sie zurückkehrt , wiederholte Tumaara in Gedanken. Dykeestra hat nicht gesagt, » bis Aruula wiederkommt « . Der winzige Unterschied in der Wortwahl fiel sicher nicht nur ihr auf.
    »Aruula ist nicht tot!«, sagte sie heftiger als beabsichtigt.
    Dykeestra sah sie erneut in, in ihrem Blick lag Mitleid. »Woher willst du das wissen, Tumaara? Seit Tagen wütet die Flut, der Himmel sandte uns Zeichen des Verderbens, und unsere Königin ist nicht da. Glaubst du nicht, Aruula hätte selbst Orguudoo in die Schranken gewiesen, um jetzt bei uns zu sein? Es muss einen Grund haben, dass sie verschwunden bleibt, und ihr Tod ist der Wahrscheinlichste.«
    Tumaara wandte den Blick ab. Dykeestra sprach aus, was schon lange hinter vorgehaltenen Händen geflüstert wurde. Die meisten Frauen dachten wie sie. Auch Arjeela. Die Jüngere schaffte es nicht einmal, Tumaaras Blick zu begegnen.
    So sieht es also aus , dachte Tumaara bitter. Die Geduld meiner Schwestern ist am Ende, sie haben ihr Vertrauen in Aruula verloren.
    Zuura trat vor. Die alte Kämpferin besaß viel Achtung. Sie hatte Dykeestra ausgebildet und stammte wie Tumaara aus Nystaas Sippe. Üblicherweise hielt sie sich aus wichtigen Dingen heraus, doch dieses Mal funkelte in ihren Augen ein aufrüttelndes Feuer. »Die Götter haben uns Hilfe geschickt. Aruula mag fort sein, doch eine andere Kriegerin wurde uns zurückgeschenkt. Wudans Auge sprach zu mir, dass sie unsere neue Herrscherin sein soll.«
    »Was?«, fragte Tumaara fassungslos, die davon zum ersten Mal hörte. Gemurmel und Gerede klangen auf. Hitzige Diskussionen entstanden. Offensichtlich war sie nicht die Einzige, der man nicht von dieser Prophezeiung erzählt hatte. Dabei galt es als Wunder, Wudans Auge zu sehen. »Warum hast du das bisher verschwiegen?«, forderte Tumaara als eine von vielen zu wissen.
    »Ruhe!«, donnerte Dykeestra. So klein die Kriegerin auch war, so laut tönte ihre Stimme. Sie klang wie auf dem Kampfplatz, wenn sie das Training leitete und Fehler in den Ausführungen der Übungen fand. Augenblicklich wurde es still.
    Dykeestra wies auf die alte Zuura.

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