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328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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in die Berge!« Innerhalb kürzester Zeit machten sich die Leute aus dem Staub. Nur die Soldaten und ihr Anführer blieben zurück.
    »Chaotisch, aber effektiv«, sagte hinter ihm Miki Takeo trocken. »Immerhin machen sich die Leute rasch auf den Weg.«
    Matt wandte sich wieder an den Hauptmann. »Die Bewohner der umliegenden Siedlungen müssen verständigt werden. Wir helfen, wo wir können. Du musst uns nur sagen, wo du uns brauchst.«
    »Ich habe hier gar nichts zu sagen«, schnaubte der Narbengesichtige, der seine Sprache zurückerlangt hatte. »Mein Name ist Kiké Tengoca und ich bin Hauptmann der Carabineros des Gouverneurs«, erklärte er. »Und der wird wenig erfreut sein über eure Botschaft. Also los, gehen wir.« Ohne abzuwarten, ob die Fremden nachkommen würden, setzte er sich mit seinen Männern in Bewegung.
    »Eine Ausgeburt an Höflichkeit«, bemerkte Xij. »Was ist, folgen wir ihm?«
    »Bleibt uns wohl nichts anderes übrig«, knurrte Matt. »Hoffen wir, dass dieser Gouverneur den Ernst der Lage schneller begreift und entsprechend handelt.« Er wandte sich zu Takeo um. »Miki, bleib hier und halte das Shuttle startbereit.«
    Er und Xij mussten sich beeilen, um nicht den Anschluss zu verlieren.
    ***
    Sanktuarium, Dezember 2527
    Axtschlag hallte durch den Wald, die Luft schwirrte von Stimmengewirr und Gesang. Manchmal, wenn wieder das typische Splittern brechenden Holzes den endgültigen Fall eines Urwaldriesen ankündigte, konnte Adam Pschorr nicht anders: Er musste sich umdrehen und hinschauen.
    Adam liebte es, große und starke Dinge stürzen zu sehen. Kam viel zu selten vor hier unten.
    Eigentlich war es ja verboten, sich umzudrehen, wenn man Ernte- oder Holzfällerbrigaden zu beschützen hatte: Augen geradeaus, verlangte die Dienstordnung, und alle sechzig Sekunden nach rechts und links zu den beiden Kameraden schauen, die hundert Schritte entfernt standen und auch jede Minute einmal nach rechts und links guckten, die Waffen natürlich grundsätzlich entsichert.
    War ja auch in Ordnung so, schließlich wimmelte es von mörderischem Viehzeug in dem verdammten Gestrüpp, und man wollte ja nicht ständig auf Beerdigungen herumstehen.
    Wieder verstummten Axtschläge hinter Adam, wieder krachte und splitterte Holz. Er wandte sich um und spürte das Entzücken durch seine Knochen fahren – wie er sich neigte, der Baumriese, wie er immer schneller stürzte, mit welch herrlich-höllischem Krachen er auf dem Boden aufschlug und wie apokalyptisch die Erde dann bebte.
    Wunderbar! Es kribbelte Adams Nacken herauf und herunter. Er wagte noch einen Blick nach rechts, wo die Kinder und Frauen Nüsse, Früchte, Vogeleier und Vogeljunge aus den Kronen der schon gefällten Bäume klaubten. Die Rothaarige dort drüben bei den Brabeelenhecken hatte es ihm mächtig angetan. Ach du Scheiße, was für ein herrlicher Arsch!
    Adam schnalzte mit der Zunge, drehte sich um, guckte wieder vorschriftsmäßig nach links und rechts und dann geradeaus in den verdammten Wald, vergaß auch den Luftraum darüber nicht.
    Ganz ehrlich: Er war ziemlich froh, zu den besten Schützen des Forts zu gehören und keine Bäume fällen zu müssen. Wache halten mochte langweiliger sein, als die Axt zu schwingen, schon wahr, aber nicht halb so anstrengend. Sicher – sie musste sein, die Schinderei; fast im ganzen Fort brachen allmählich die Möbel zusammen. Aber nichts für ihn.
    Beeren lesen allerdings, dagegen hätte er nichts einzuwenden – am besten Seite an Seite mit der Rothaarigen. Und hinterher... Was ist das für ein Dunstschleier dort über den Baumwipfeln? Man würde sich schnell näher kommen, warum auch nicht? Auf dem Rückweg ins Fort hatte er schon so manche Verabredung getroffen. Wieder schnalzte er mit der Zunge. Schöner Job, nichts gegen einzuwenden. Nur die komische Dunstwolke dort oben irritierte ihn jetzt doch. So was hab ich noch nie gesehen. Und sie wird auch immer dunkler, Scheiße auch.
    » Hey, Brodsky – was ist das für ’ne scheiß Wolke?« Er blickte weiter geradeaus und deutete auf die immer größer und dunkler werdende Wolke. Und weil Brodsky – also der Wachhabende rechts von ihm – nicht antwortete, pfiff Adam auf die Dienstordnung und sah trotz des noch lange nicht abgelaufenen Sechzig-Sekunden-Intervalls nach rechts.
    Da stand keiner mehr. Nur das Gestrüpp an der Stelle, an der Brodsky eben noch gestanden hatte – das zitterte und wackelte, als würde jemand es schütteln.
    »Scheiße auch,

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