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328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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vor der Brust und sah ihn erwartungsvoll an. »Also – wo ist dein Zuhause?«
    Grao schlürfte die dampfende Brühe. Waldkräuter, zwei taubengroße Vögel und allerhand wildes Gemüse hatten die Mädchen auf der Glut gekocht. »Ich bin auf einem anderen Planeten geboren, am anderen Ende der Galaxie.«
    Die Große winkte ab und lachte, die Kleine machte große Augen und machte »Boah! So weit weg?«
    »Komm schon, er macht Witze!«, lachte Maggy.
    »Wenn du mir nicht glauben willst, lass es bleiben.« Der Daa’mure schlürfte die Brühe. »Ihr habt mir noch immer nicht erklärt, wie ihr hierher gekommen seid. Was geschah nach dem Tod eures Vaters?«
    »Mama ging mit uns weg von Antamark«, sagte die Kleine.
    »Von Antarktisch-Daanmark«, korrigierte Maggy altklug. »Sie nämlich stammt eigentlich aus Meeraka...«
    »Aus Doyzland!«, widersprach die Kleine.
    »In Meeraka ist sie aber aufgewachsen, denn unser Großvater war ein Meerakaner aus Waashton...«
    »Aber Oma war Doyze. Also stammt Mama aus Doyzland...«
    Sie stritten eine Weile herum. Grao’sil’aana fragte sich, wie die Mädchen an die Zutaten für die Suppe gekommen waren.
    »Jedenfalls ging unsere Mutter mit uns nach Clarktown«, erzählte Maggy. »Hier unten im Sanktuarium hat sie schnell eine Arbeit gefunden.«
    »Sie hat die Tiere des Waldes erforscht und all die Bäume und Blumen«, krähte Trudy.
    »Sie ist Biologin.« Maggy verdrehte die Augen.
    »Biologin, aha...« Grao’sil’aanas Glieder wurden seltsam schwer, bleierne Müdigkeit erfüllte ihn. Und war es ein Wunder nach all der Anstrengung? »In welchem der vier Forts hat sie denn gearbeitet – in dem mit dem hohen Turm?«
    »Nein.« Die Mädchen beschrieben das Fort, in dem ihre Mutter gearbeitet und mit ihnen gelebt hatte. Es war ausgerechnet das, was er nicht aufgesucht hatte.
    »Und wo ist sie jetzt, eure Mutter? Und all die anderen Primär... Leute?«
    Die Kleine schlug die Hände vors Gesicht und fing an, ganz fürchterlich zu weinen. »Mama! Ich will zu meiner Mama!« Ihr ganzer Körper bebte, so sehr schluchzte und heulte sie.
    Ihre große Schwester setzte sich neben sie, nahm sie in die Arme, flüsterte ihr beruhigende Worte zu.
    »Die Tiere haben plötzlich verrückt gespielt«, erzählte Maggy, nachdem sie ihre kleine Schwester einigermaßen beruhigt hatte. »Erst griffen sie die Erntebrigaden an, dann haben sie die Forts überfallen. Immer wieder.« Sehr bleich war sie jetzt, schüttelte wie fassungslos den Kopf und starrte in die Glut wie in eine große Ferne. »Viele starben an Ort und Stelle, einige verschleppten die Bestien in den Wald. So viele Tote, so viele Verschwundene, so viel Leid.« Jetzt schossen auch ihr die Tränen aus den Augen. »Ein großes Durcheinander brach aus. Niemand wusste mehr, wohin.« Sie verstummte, schluchzte leise vor sich hin, drückte ihre Schwester an sich.
    »Muss schlimm für euch gewesen sein.« Grao’sil’aana stellte den leeren Becher ab und lehnte sich gegen den Fels. Seine Lider fielen ihm schon halb zu. »Habt ihr eure Mutter in diesem Chaos aus den Augen verloren?« Er blinzelte in den dampfenden Topf und in die Glut.
    »Genau!«, rief die Kleine. »Haben wir!«
    »Sie ging hinunter ins Lager, wollte etwas bauen, um sich und uns zu retten«, erklärte die Große. »Doch dann kam sie nicht zurück. Wir haben einen Brief geschrieben und in unserer Wohnung auf den Tisch gelegt. Da steht drin, dass wir uns in dieser Höhle versteckt haben.«
    »Tiere können ja nicht lesen, weißt du?«, ergänzte Trudy. »Aber wenn Mama kommt und den Brief findet, weiß sie gleich, wo wir sind.«
    »Ihr habt euch tatsächlich bis hierher durchgeschlagen?« Grao’sil’aana konnte es nicht fassen. »Ganz allein?«
    »Ja.« Maggy nickte. »Und jetzt warten wir, dass man uns abholt.«
    »Hoffentlich haben sie Mama nicht eingesperrt.« Die Kleine begann wieder zu weinen.
    Grao’sil’aana blickte in die Glut und blinzelte noch einmal. Dann fielen ihm die Augen zu.
    Auf einmal schwamm er in einem dampfenden Magmasee. Er fühlte sich gut, war sogar bester Dinge. Andere Daa’muren in ihren Delfinkörpern sprangen um ihn herum aus den glühenden Wogen, tauchten ein, sprangen hoch, tauchten unter. Miteinander jagten sie einen riesigen Seeswan.
    Glücksgefühle durchströmten Grao’­sil’aana. Alles war gut, alles so, wie es sein musste. Er tauchte ins Magma, schickte sich an, mit einem Schwarm anderer Jäger den letzten tödlichen Angriff auf den

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