33 - Am Stillen Ozean
einem besseren Klima leider aber sehr bald ausartet.
„Könnt Ihr reiten, Tur-ning-stik-king-kuang-fu?“ fragte der Si-fan den Kapitän.
„Was will er?“ meinte dieser zu mir.
„Er fragt, ob Ihr reiten könnt.“
„All devils, solche kleinen Kreaturen allemal!“
„Ich möchte Euch dennoch warnen!“
„Pshaw! Ihr wißt, daß ich nicht gern so ein Viehzeug unter mir habe, denn es ist, als ob ein Vulkan mit einem in der Welt herumsause, aber diese Bologneserhündchen werde ich schon zahm machen. Sagt nur immerhin ja.“
Ich tat es.
„Mag er eines der Pferde versuchen.“
Ich verdolmetschte diese Frage, und sofort stieg Turnerstick auf. Er bildete mit seinem chinesischen Gewand, dem Zopf, dem Regenschirm, den er nicht weggelegt hatte, und dem Fächer eine wunderliche Figur, ritt zweimal rund im Hof herum, aber sehr vorsichtig und langsam und stieg dann ab.
„Nun, wie habe ich meine Sache gemacht?“
„Sehr gut“, lobte ich ihn.
Die anderen waren zu höflich, als daß sie sich nicht lobend hätten aussprechen sollen; dann aber stiegen der Si-fan und der Dschiahur auf und ritten die mongolische Schule durch, daß die Pferde dampften. Der erstere stieg gerade vor mir ab.
„Du hast die ganze Welt bereist, wie ich hörte. Sage, welches Volk die besten Reiter hat.“
„Die Si-fan“, antwortete ich ruhig, obgleich ich anders dachte.
„Das wußte ich“, meinte er stolz. „Kein Si-fan kann übertroffen werden. Willst du auch einmal aufsteigen?“
„Deine Pferde sind zu schwach; sie können mich nicht tragen und kommen mit mir nicht von der Stelle.“
Er lachte.
„Bin ich nicht schwerer als du? Versuche es!“
Ich legte die Hand auf den Sattel und sprang frei auf. Wer wilde Mustangs durch den einfachen Schenkeldruck gefügig gemacht hat, der reitet recht gut mit einem Mongolen um die Wette. Ich machte mich schwer und legte die Knie an. Das Pferd war bereits ermattet: es keuchte und schnaubte, ging vorn und hinten empor, wehrte sich vielleicht fünf Minuten lang, kam aber nicht von der Stelle und knickte dann unter mir zusammen.
„Siehst du, daß es mich nicht tragen kann? Du bist ein besserer Reiter als ich, aber ich bin schwerer als du.“
Er war als Mongole ein leidenschaftlicher Reiter. Sein Auge leuchtete.
„Ich will dir ein Pferd zeigen, welchem du nicht zu schwer bist. Ich habe es mir über die Berge kommen lassen, aber kein Mensch darf es besteigen. Es wirft mich und alle ab, die es versuchen wollten.“
„Zeige es mir!“
„Tretet zuvor weg! Aber wenn dir ein Unglück geschieht, trage ich nicht die Schuld!“
Ich nickte. Wir traten unter das Tor, um geschützt zu sein. Der Stallknecht öffnete eine zweite Tür und sprang sofort hinter dieselbe. Ein Rappe kam hervorgeschossen, ein Rappe wie der Teufel. Ich sah es auf der Stelle: es war eines der hochvortrefflichen kaschgaraner Rassepferde. Seine Augen glühten; seine Nüstern schienen Feuer zu sprühen; ich hätte es für den besten Mustang eingetauscht.
„Laß es nur austoben, so kommst du hinauf, aber sofort wieder herunter“, meinte der Si-fan.
„Und wenn ich dennoch oben bleibe, wenn es sich gar nicht weigert, mich zu tragen?“
„So ist es dein!“
„Dann ist es bereits jetzt mein Eigentum.“
Ich trat vor in den Hof.
„Halt, warte! Die Gefahr ist zu groß!“ warnte er.
Ich beachtete den Ruf nicht, sondern nahm mein kostbares Obergewand ab und legte es zu einem Tuch zusammen. Der Rappe fegte einigemal an mir vorüber und schnellte dann jedesmal die hinteren Hufe nach mir. Als er wieder heranstürmte, warf ich ihm das Gewand über den Kopf; er tat noch einige Sätze und hielt dann, um das Tuch abzuschütteln. Sofort hatte ich ihn mit der Linken bei der Mähne und schlug ihm den Zeige- und Mittelfinger der Rechten tief in die Nüstern. Er wollte empor, ich hielt ihn nieder; er hätte sich sonst die Nüstern zerreißen müssen. Da stieß ich ihm den Kopf empor und trat einen Schritt zurück; ein Ruck, und er lag auf den Hinterfüßen; ein zweiter half ihm wieder auf; ein dritter warf ihn wieder nieder und so fort. Es war ein ernsthaftes Stück Arbeit, denn hier rang nur rohe physische Kraft gegen ganz dieselbe rohe Kraft, nur daß ich den Vorteil hatte, das Tier bei den Nüstern zu halten, ein Griff, der es in meine Gewalt geben mußte. Das Pferd dampfte, und ich schwitzte; endlich blieb es stehen, zitterte an allen Gliedern und stöhnte. Jetzt strich ich ihm Kopf, Brust und Vorderbeine und sprach ihm dabei
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