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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bereits auf Tanzsälen und mit Menschen herum, die ihm nur schaden konnten.
    „Sagen auch die anderen, daß ich streng bin? Sie sind der einzige, der mich nicht liebt; aber ich hätte mich gefreut, wenn ich aus Ihrer Bitte gesehen hätte, daß Sie ein brauchbarer Mann werden wollen. Ihr heutiger Streich ist jedoch nicht danach angetan, daß ich Sie loben kann. Wie wollen Sie ohne Anleitung stereotypieren lernen?“
    „Ich hatte öfter zugesehen und wollte es einmal versuchen.“
    „Das genügt nicht und führt nur zu einer Verschwendung des Arbeitsmaterials. Bringen Sie Ihre Bitte an der geeigneten Stelle vor, und man wird Sie nicht zurückweisen. Jetzt löschen Sie das Feuer aus!“
    Er tat es, und ich fragte unterdessen:
    „Haben Sie bereits hier etwas gearbeitet?“
    „Nein. Ich wollte eben anfangen.“
    „Womit?“
    „Mit dieser Titelkolumne.“
    Ich sah, daß er log, und rollte die Fässer, hinter denen er gesteckt hatte, auf die Seite und fand, was ich suchte. Er hatte mehrere Visitenkarten, sowohl auf männliche als auch auf weibliche Namen lautend, gesetzt und nur diese jedenfalls stereotypieren wollen. Was aber gab es für einen Grund, dies zu verheimlichen? Fürchtete er den Verweis wegen verschwendeter Arbeitszeit? Das schien mir nicht hinreichend. Ich schlug, wie man sich auszudrücken pflegt, auf den Busch:
    „Diese Arbeiten wurden bestellt?“
    Er schwieg.
    „Sie haben mich bereits vorhin belogen. Reden Sie die Wahrheit. Wer hat sie bestellt?“
    „Ein Fremder.“
    „Wie heißt er?“
    „Emil Willmers, wie hier steht.“
    „Für wen sind die anderen Karten?“
    „Für Bekannte von ihm.“
    „Wo wohnt er?“
    „Auf der R.'schen Gasse.“
    „Haben Sie sonst noch etwas für ihn gesetzt?“
    „Nein.“
    Dieses ‚Nein‘ klang so eigentümlich, daß ich annahm, es enthalte eine Unwahrheit. Ich suchte also weiter, ohne Ergebnis.
    „Kommen Sie mit nach dem Setzersaal!“
    Er erbleichte. Dies gab mir Grund, auf einen weiteren Fund zu rechnen.
    Wir verließen den Raum und das Kesselhaus, und als wir die Treppe emporstiegen, hustete er so laut und eigentümlich, daß es mir auffallen mußte. Hatte er einen Mitschuldigen oben, den er warnen wollte?
    „Wenn Sie noch einmal husten, passiert etwas! Sie haben sich ganz ruhig zu verhalten und die Treppe ganz leise zu ersteigen!“ drohte ich ihm.
    Die Fenster des Setzersaales gingen nach dem Garten; ich hatte vom Hof aus also nicht sehen können, ob sie erleuchtet seien; aber bereits auf dem Korridor vernahm ich ein Geräusch, welches ich sehr gut kannte. Es kam von der Handpresse, auf welcher die Setzer ihre Korrekturabzüge zu machen pflegten. Durch das Schlüsselloch schimmerte Licht. Ich versuchte zu öffnen, erst am Drücker, dann leise mit dem Hauptschlüssel. Es ging nicht, denn die Tür war von innen verriegelt.
    „Sie haben also auch diesen Schlüssel bei sich?“ fragte ich den Lehrling.
    „Ja“, hauchte er leise zitternd.
    „Sie haben mit dem Burschen da drin ein Zeichen verabredet, auf welches hin eröffnet?“
    „Ja.“
    „Welches?“
    „Erst ein-, dann zwei- und dann dreimal klopfen.“
    „Haben Sie mit ihm schon vorher hier gearbeitet?“
    „Nur gestern.“
    Ich gab das Zeichen, indem ich in der angegebenen Weise klopfte. Es wurde geöffnet, und ich trat ein. Der Mann stieß einen Ruf aus und taumelte zurück. Es war keiner meiner Setzer, wie ich vermutet hatte; es war vielmehr ein Bekannter von meiner Reise her, nämlich der Herr Assessor Max Lannerfeld.
    „Ah, guten Abend, Herr Assessor! Sind Sie gekommen, mich an meinen Einsatz zu erinnern?“ fragte ich.
    Er gab keine Antwort, aber er ergriff einen Hammer und drang auf mich ein. Ich wollte ihn fassen und strauchelte über einen Kasten, der im Wege stand. Dies benützte er, mir einen Hieb auf den Kopf zu versetzen. Zur Tür aber gelangte er nicht; ich packte ihn und rang ihn zu Boden. Ich war ihm an Kraft überlegen, aber er besaß eine wahrhaft bewundernswerte Geschmeidigkeit, und ich bewältigte ihn nicht eher, als bis ich ihm durch Zusammenpressen der Kehle den Atem benahm.
    Schnüre und Stricke lagen genug umher; ich band ihn und trat dann zur Presse. Er hatte sich – Paßformulare gedruckt, welche trotz der Unzulänglichkeit der alten Presse ganz scharf und gut ausgefallen waren.
    Ich rief den Setzer, von dem ich glaubte, daß er den Ausgang des Kampfes vor der Tür abgewartet habe, erhielt aber keine Antwort. Ich suchte ihn auf der Treppe und auf dem Flur, fand

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