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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganz leicht, uns zurechtzufinden; dennoch langten wir nach einigen Stunden wohlbehalten bei dem Korral an, wo man an uns bereits mit Besorgnis gedacht hatte.
    Natürlich zogen wir uns zunächst in unsere Räume zurück, um unsere äußere Erscheinung ein wenig zu restaurieren. Ich hatte kaum damit begonnen, so hörte ich den Ruf des Engländers, dessen Zimmer neben dem meinigen lag:
    „Kaladi!“
    Der Gerufene trat ein.
    „Sihdi?“
    „Wo ist Molama?“
    „Ich weiß es nicht; ich habe sie noch nicht gesehen, seit wir zurückkehrten.“
    „Und wo ist meine Chair-and-umbrella-pipe?“
    „Was?“
    „Meine Chair-and-umbrella-pipe. Sie ist weg; ich sehe sie nicht und habe sie ihr doch noch extra auf die Seele gebunden!“
    „Ich werde suchen nach Molama und die Pipe bringen, Sihdi!“
    Nach einigen Minuten trat ich bei Raffley ein.
    „Gehen wir?“
    „Nein. Meine Umbrella-pipe ist fort. Ich muß wissen, wo sie sich befindet!“
    „Aber der Gouverneur ließ uns sagen, daß wir schleunigst eintreffen sollten, da er die Treiber nicht länger zu halten vermöge!“
    „Ist mir egal! Ich will meine Umbrella-pipe haben. Was sind alle Treiber und Elefanten gegen meinen Patent-Regenschirm! Kaladi, Kaladi, beim Henker, wo steckt doch nur dieser Mensch?“
    Der Ruf mußte doch gehört worden sein, denn der Singhalese trat ein, erhitzt und den rinnenden Schweiß im Gesicht.
    „Sihdi, du riefst schon wieder?“
    „Wo hast du sie?“
    „Molama?“
    „Molama? Was geht mich Molama an? Wer ist Molama, und was habe ich mit dieser leichtfertigen Molama zu schaffen? Ich meine natürlich meine Chair-and-umbrella-pipe!“
    „Die hat Molama.“
    „So? Wo denn?“
    „Das weiß ich nicht, Sihdi.“
    „Du weißt es nicht? Kerl, wenn meine Umbrella-pipe weg ist, so sollst du sehen, was mit dir passiert! Wo ist das Mädchen hin mit ihr?“
    „Ich weiß es nicht, aber ich werde es noch erfahren. Ich fragte und hörte, daß eine Schar von Jungfrauen gekommen ist, um Molama ein wenig mit in den Wald zu nehmen. Sie ist mitgegangen und hat den Schirm mitgenommen, weil ihr derselbe von Euch anvertraut worden war.“
    Das Gespräch wurde von einem zweiten Boten des Gouverneurs unterbrochen, welcher uns bitten ließ, schleunigst nach der Tribüne zu kommen. Raffley sagte zu und wandte sich dann wieder zu Kaladi:
    „Nicht aus Respekt gegen meinen Befehl hat sie ihn mitgenommen, sondern aus Eitelkeit; sie hat sich mit ihm zeigen wollen. Geh, schaffe mir meine Umbrella-pipe, sonst passiert etwas, was dir und dieser Molama höchst unangenehm ist!“
    Der Singhalese entfernte sich schleunigst. Er mochte schon genug Sorge um das Schicksal seiner Erkorenen haben, welche sich so leichtsinnigerweise mit ihren Genossinnen in den gefährlichen Urwald gewagt hatte; die Drohung des Engländers mußte seine Angst verdoppeln.
    Wir suchten die Gesellschaft auf und erreichten die Tribüne gerade noch zur rechten Zeit, um den Verlauf des Fanges von Anfang an zu verfolgen.
    Die Szene war außerordentlich interessant. Die niedrigen Feuer, von welchen man beim Sonnenlicht nur den Qualm gesehen hatte, traten jetzt mit rötlicher Glut aus der Dunkelheit hervor und verbreiteten ihren Schein über die um sie versammelten Gruppen, während der Rauch durch das reiche Laub der Bäume emporwirbelte. Die Menge der Zuschauer beobachtete das tiefste Stillschweigen, und außer etwa dem Summen eines Insektes war nicht der leiseste Laut zu vernehmen.
    Da auf einmal wurde die Stille unterbrochen durch fernen Trommelschlag, und eine Flintensalve, welche demselben folgte. Dies war das Signal für die Erneuerung des Angriffes. Die Jäger traten mit Schreien und Rufen in den Kreis ein; trockene Blätter und Reisig wurden auf die Wachtfeuer geworfen, bis sie hoch emporflackerten und auf drei Seiten eine flammende Linie bildeten, während der Eingang zum Korral vollständig im Dunkel gehalten wurde. Dahin wandten sich die erschreckten Elefanten, verfolgt von dem gellenden Rufen und dem Getöse der Jäger. Das Gebüsch niederstampfend, Zweige und Äste zerknickend, nahten sie sich. Der Leiter der Herde tauchte Angesichts des Korrals auf, stutze einen Augenblick, stierte wild umher und stürzte sich dann durch das offene Tor, die ganze Herde ihm nach.
    Plötzlich flammte wie auf einen Zauberschlag der ganze Umfang des Korrals, welcher bis dahin in tiefster Finsternis gehalten worden war, mit Tausenden von Lichtern auf, indem jeder Jäger in dem Moment, in welchem der letzte

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