33 - Am Stillen Ozean
während des ganzen nun folgenden Vorganges den Mahout nicht das geringste Leid zugefügt wird. Ist der Leiter zu seinen niedergeschlagenen Genossen zurückgekehrt, so folgt ihm der Lockelefant und stellt sich neben ihn. Der Schlingenfänger hält die Schlinge bereit, und sobald das wilde Tier den Fuß nur ein wenig hebt, befestigt er sie an demselben. Natürlich springt der Mann sofort zurück; ein oder zwei zahme Elefanten kommen herbei, teils um den in der Schlinge steckenden zu isolieren, teils um ihn mit sich nach einem Baum zu ziehen, an welchen er mit der Schlinge gefesselt wird. Eine zweite Schlinge wird nun um den anderen Hinterfuß gelegt, dann fesselt man die Vorderfüße ebenso, welche an einen gegenüberstehenden Baum gebunden werden, und die Gefangennahme ist vollendet.
Auf diese Weise wird jeder einzelne der wilden Elefanten überwältigt. So lange die zahmen Genossen neben ihm stehen, bleibt der Gefangene gewöhnlich ruhig und passiv; sobald sie aber fortgehen und er sich allein sieht, macht er die erstaunlichsten Anstrengungen, sich zu befreien. Er betastet die Seile mit dem Rüssel und versucht die zahlreichen Knoten aufzuknüpfen; er zieht rückwärts, um die Vorderfüße zu befreien, und lehnt sich dann wieder nach vorn, um die Hinterfüße los zu bekommen, bis jeder Zweig des mächtigen Baumes, an den er gefesselt ist, von seinen Anstrengungen zittert. Er heult wütend, den Rüssel hoch in die Luft steckend; dann legt er, auf die Seite fallend, den Kopf zur Erde, erst die Wange, darauf die Stirn, und drückt den zusammengerollten Rüssel nieder, als wolle er ihn in den Boden zwängen, und jetzt erhebt er sich plötzlich und balanciert auf Stirn und Vorderfüßen, die Hinterbeine frei von sich streckend.
Dieses wechselnde Schauspiel dauert mehrere Stunden mit gelegentlichen Pausen augenscheinlicher Betäubung, nach denen sich der Kampf von Zeit zu Zeit krampfhaft und wie auf plötzlichen Antrieb erneuert; endlich aber legt sich das eitle Bemühen und das arme Tier bleibt vollkommen regungslos, ein Bild der Erschöpfung und Verzweiflung.
Bei diesen Vorgängen tritt die Verschiedenheit des Temperamentes in augenfälliger Weise zu Tage. Einige Tiere unterwerfen sich mit verhältnismäßig geringen Widerstand, während andere sich in ihrer Wut mit einer Gewalt zu Boden stürzen, die jedem schwächeren Geschöpf verderblich werden müßte. Sie lassen ihren Ingrimm an jedem Baum und jeder Pflanze in ihrem Bereich aus; ist die Pflanze klein, so reißen sie dieselbe mit dem Rüssel nieder, streifen Blätter und Zweige ab und werfen sie in wilder Unordnung über ihren Kopf nach allen Seiten hin. Die einen geben während ihrer Kämpfe keinen Ton von sich, während andere wütend brüllen und trompeten, dann kurzes, krampfhaftes Geschrei ausstoßen und zuletzt erschöpft und hoffnungslos ihrem Kummer in einem leisen, kläglichen Geheul Luft machen. Einige liegen nach ein paar heftigen Anläufen regungslos am Boden, ohne ein anderes Schmerzenszeichen als das der Tränen, welche ihren Augen unaufhörlich entquellen. Andere zeigen in der ganzen Macht ihres Zornes die seltsamsten und wunderbarsten Verdrehungen. Eine Manipulation kehrt fast bei allen wieder: in den Zwischenräumen zwischen den Kämpfen schlagen sie den Boden mit ihren Vorderfußen, und indem sie die trockene Erde mit einer Windung des Rüssels packen, schleudern sie dieselbe geschickt über alle Teile des Körpers; dann stecken sie die Spitze des Rüssels in das Maul und ziehen daraus eine Quantität Wassers, das sie über den Rücken hin entladen. Diese Operation wiederholen sie immer von neuem, bis der Staub vollständig durchnäßt ist. –
Ich hatte mich darauf vorbereitet, alle diese Vorgänge in Augenschein nehmen zu können, und war daher keineswegs gleichgültig bei der plötzlichen Abreise, zu welcher wir uns durch den geheimnisvollen Raub der Mädchen veranlaßt sahen.
Das transportable Kanu, welches uns zur Verfügung stand, wurde auf die Schultern von sechs Männern geladen; eine Reihe von Kulis trug unsere Effekten, den Proviant und die Munition, und den Schluß des Zuges bildeten Raffley, ich und Kaladi.
Der erstere folgte seiner Ahnung und war vollständig überzeugt, daß die Räuber identisch mit der Besatzung des Haiang-dze seien; ja, er ging noch weiter und nahm als sicher an, daß der Kapitän der Dschunke jener Pirat sei, von welchem das Gerücht so viel Schlimmes erzählte.
Der Gouverneur sah uns nur ungern scheiden
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