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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Elefant eingetreten war, mit einer am nächsten Wachtfeuer angezündeten Fackel nach der Umzäunung eilte. Die gefangenen Tiere rannten zunächst nach dem äußersten Ende des Verhaues; durch den Zaun aufgehalten, kehrten wie wieder um, fanden jedoch den Eingang jetzt verschlossen. Ihr Schrecken war mächtig. In reißender Schnelligkeit durchrannten sie den Korral, fanden ihn aber jetzt von allen Seiten von Feuer umgeben; sie versuchten, den Zaun zu forcieren, wurden jedoch durch die Spieße und Fackeln der Wachen wieder zurückgetrieben, und wenn sie diese nicht achteten, so krachten ihnen die Musketensalven entgegen, denen sie nicht standzuhalten vermochten.
    Sie traten jetzt in eine Gruppe zusammen, wie um Rat zu halten, dann brachen sie plötzlich alle nach einer Richtung auf. Es sah aus, als müsse alles unter ihrem Tritt zerbersten und zermalmen; aber die Feuer loderten höher, geschlossene Salven krachten und blitzten ihnen entgegen – sie kehrten enttäuscht und langsam nach ihrem vorigen Ruheplatz in der Mitte des Korrals zurück.
    Der Eindruck, welchen diese Szene hervorbrachte, beschränkte sich nicht auf die menschlichen Zuschauer, er erstreckte sich auch auf die zahmen Elefanten, welche außen aufgestellt waren. Bei der ersten Annäherung der fliehenden Herde gaben sie die regste Teilnahme kund. Namentlich zwei, welche in der Nähe der Front standen, zeigten sich gewaltig aufgeregt, stießen die Köpfe gegeneinander, scharrten den Boden und fuhren auf, als der Lärm näher kam. Schließlich, als die Herde in den Korral stürzte, riß der eine sich wirklich von den Zügeln los, rannte der Herde zu und entwurzelte dabei einen ansehnlichen Baum, welcher im Weg stand.
    So fuhren die gefangenen Tiere über eine Stunden lang fort, den Korral zu durchkreuzen und die Palisaden immer von neuem mit ungebeugter Energie anzugreifen, nach jedem verfehlten Versuch vor Wut trompetend und schreiend. Wieder und wieder suchten sie das Tor zu forcieren, als wüßten sie genau, daß es ihnen ebenso einen Ausweg gewähren müsse, wie es ihnen vorher als Eingang gedient hatte; immer aber wurde ihr Angriff zurückgeschlagen. Nach und nach wurden ihre Befreiungsversuche seltener. Nur einzelne noch liefen hierhin und dorthin, kehrten aber immer wieder zurück, und zuletzt versammelte sich die ganze Herde zu einer Gruppe und stand, einen mitleidigen Kreis um die Jungen bildend, bewegungslos im dunklen Schatten der Bäume im Zentrum des Korrals.
    Jetzt traf man auch die Vorbereitung für die Bewachung während der Nacht. Die an der Umzäunung stehenden Mannschaften wurden verstärkt, und man häufte Holz auf die Feuer, um eine hohe Flamme bis zum Sonnenaufgang zu erzielen. Da bis zum Morgen ein weiteres nicht vorgenommen werden konnte, so kehrten wir nach unseren Zimmern zurück.
    Die erste Frage des Engländers beim Eintritt in das Gebäude war nach Kaladi. Niemand hatte den Singhalesen gesehen, und die Laune Raffleys war infolgedessen eine geradezu unbeschreibliche.
    „Charley!“
    „Sir!“
    „Wollen wir wetten?“
    „Worüber?“
    „Daß die dreizehn Halunken bei der Geschichte mit meiner Chair-and-umbrella-pipe beteiligt sind.“
    „Das könnte ich nicht begreifen. Wie sollte das möglich sein?“
    „Wollen wir wetten?“
    „Ihr wißt ja, daß ich nie wette!“
    „Allerdings. Ihr seid ein ganz wackerer Kumpan und überhaupt ein recht brauchbarer Kerl, aber als Gentleman könnte ich Euch keinem echten Englishman vorstellen. Ihr werdet es noch bitter bereuen, daß Ihr jede Wette verschmäht. Inwiefern die zwei versteckten Boote mit meiner Umbrella-pipe in Verbindung stehen, das kann ich allerdings nicht sagen, aber eine Ahnung sagt mir, daß es so ist, und was ich ahne, das pflegt stets einzutreffen.“
    „Ihr rechnet hier mit höchst zweifelhaften Größen, Sir, und ich denke, daß ich – ah, da kommt Kaladi!“
    Wirklich trat der Genannte ein. Die Haare hingen ihm wirr um den Kopf, die Kleider waren ihm zerfetzt, und der Schweiß rann ihm aus allen Poren.
    „Sihdi!“ rief er, indem er mit dem Ausdruck der größten Angst auf Raffley zutrat und sich vor demselben auf das Knie niederließ.
    „Was ist's?“
    „Ihr seid ein Maharadscha, dem niemand widerstehen kann; Ihr allein könnt mir helfen!“
    „Welche Hilfe verlangst du?“
    „Molama ist geraubt, Molama, das Licht meiner Augen, der Trost meiner Seele und der Stern meines Lebens.“
    „Molama geraubt? Tod und Verderben über die Schurken! Und meine

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