33 - Am Stillen Ozean
und bot uns eine so zahlreiche Begleitung und Bedeckung an, als wir nur wünschen konnten. Wir wiesen sie zurück und baten ihn, die Verfolgung der Verbrecher nur uns zu überlassen.
„Nehmt Fackeln mit und sucht den Ort auf, an welchem der Überfall stattgefunden hat“, meinte er. „Dann wird es euch leicht sein, ihren Spuren zu folgen.“
„Ist nicht notwendig, Sir!“ antwortete Raffley. „Wo sie hingehen, das wissen wir bereits, und daß wir sie treffen, ist so sicher, als ich hier stehe. Oder wollen wir wetten, Sir?“
Der Gouverneur lächelte.
„Ich setze hundert Pfund auf die Behauptung, daß Ihr sie nicht fangt, wenn Ihr meinen Rat nicht befolgt.“
„Und ich wette fünfhundert Pfund dagegen, Sir. Dieser Herr ist Zeuge unseres Übereinkommens, obgleich er selbst niemals zu einer Wette zu bewegen ist. Ich muß sie finden, denn wie könnte ich mich im Traveler-Club, Near Street 47, London, sehen lassen, ohne meine Chair-and-umbrella-pipe, welche mir die Halunken mitgenommen haben. Goon, Charley, vorwärts!“
Die Nacht war dunkel, aber mit Hilfe der Fackeln überwanden wir alle Schwierigkeiten und kamen wohlbehalten an dem Ort an, wo wir die zwei Boote entdeckt hatten.
„Seht Ihr's, daß ich recht hatte?“ meinte Raffley. „Hätten wir die Kähne leck gemacht, so wäre es ein wahrer Spaß, des Mädchens und meiner Pipe wieder habhaft zu werden!“
„Laßt es gut sein, Sir! Vielleicht glückt es uns auch so noch, Euern Schirm wieder zu erlangen“, beruhigte ich ihn.
Das Kanu wurde in das Wasser gesetzt und nahm alle Effekten auf. Dann stiegen wir ein; Raffley, ich, Kaladi und zwei Ruderer, welche den Lauf des Flusses so genau kannten, daß wir uns ihnen getrost anvertrauen durften. Die übrigen wurden zurückgeschickt; hierauf befestigten wir Fackeln an das Spriet und den Stern des Bootes, dann wurde die nächtliche Fahrt begonnen.
Das Wasser des Flusses war nicht sehr tief, aber reißend. Das kleine Fahrzeug schoß mit der Geschwindigkeit des Dampfes dahin, während wir so genau wie möglich die Ufer beobachteten. So verfloß die Nacht, der Tag brach an, und die Fackeln erloschen. Der Fluß war durch zahlreiche Zuflüsse breiter geworden; die Fahrzeuge wurden zahlreicher, und als es fast Mittag war, befanden wir uns in Tschilah, ohne eine Spur der Räuber gefunden zu haben.
Draußen im Hafen lag unsere Dampfjacht. Ohne anzuhalten, ruderten wir ihr zu und stiegen an Bord. Der Steuermann stand am Fallreep, uns willkommen zu heißen, und ein leises Zischen, welches unten im Maschinenraum ertönte, bewies, daß der umsichtige Maat die Maschine zu sofortiger Aktion bereit gehalten habe.
„Feuer unter dem Kessel?“ war Raffleys erste Frage.
„Yes, Sir!“
„Den Haiang-dze gesehen?“
„Yes.“
„Wo?“
„Bin seit Colombo hinter ihm her bis hinauf nach der Kalpetti-Insel. Dann aber mußte ich zurück hierher, um Euch aufnehmen zu können, sobald Ihr kamt. Da warf der Chinese auch hier die Anker und schickte zwei Boote stromauf.“
„Ah! Sind sie zurück?“
„Schon mit Sonnenaufgang.“
„Was hatten sie geladen?“
„Weiß nicht. Hatten Bastdecken über die Bords gelegt.“
„Die Dschunke lichtete dann sofort die Anker?“
„So ist es.“
„Nach welcher Richtung ging sie?“
„Grad nach Nord. Ich bin ihr mehr als über eine Stunde nachgedampft und habe die Überzeugung, daß sie die Palksstraße gewinnen will. Wäre sie nach Süden gegangen, so hätte ich einen Verdacht, der –der – – –“
„Nun, der –?“
„Der wohl einiges für sich gehabt hätte. Kaum war ich nämlich zurückgekehrt, so brachte eine Kohlenbarke die Nachricht, daß auf der Insel Karetiwu vorgestern abend ein ganz außerordentlicher Perlenraub verübt worden ist. Ein Schiff hat am dunklen Abend in der Nähe der Küste beigedreht und drei Boote ausgesandt, welche voll wilder Gestalten gewesen sind, die über die Office herfielen und alle Vorräte nebst dem vorhanden Geld mit sich nahmen.“
„Was waren es für Leute?“
„Malayen, angeführt von einem Chinesen.“
„Und das Schiff?“
„War in der Dunkelheit nicht genau zu erkennen, doch stimmt die ungefähre Beschreibung ganz genau mit dem Haiang-dze.“
„Er ist es!“
„Würde er wohl dann wieder nach Nord gegangen sein?“
„Maske! Er wird wenden und nach Süden einhalten, darauf kannst du dich verlassen, Tom. Der Chinese ist ein kühner Kerl, das hat er gezeigt, indem er da oben bei Karetiwu, wo es konträre Winde
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