33 - Am Stillen Ozean
einen Kampf?“ fragte er dabei.
„Möglich!“
„Prächtig Sir! Ich denke, es soll kein Schuß daneben gehen, wenn meine Harriet zu reden beginnt.“
„Aber wie steht es dann mit dem Steuern? Steuern und Feuern zugleich ist unmöglich.“
„O, da gibt es Abhilfe. Der Bill ist nicht auf den Kopf gefallen und steuert nach Kommando ganz prachtvoll. Ihr könnt Euch auf ihn verlassen.“
„Auch im Kampf, wo es auf Schnelligkeit und Genauigkeit sehr ankommt?“
„Auch dann.“
Der Nachmittag verging, und der Abend brach herein mit den leuchtenden Sternen des Südens. Wir legten uns zur Ruhe, und als wir uns am anderen Morgen erhoben hatten und das Deck betraten, fand es sich, daß wir Tangalle bereits hinter uns hatten. Seitwärts im Lee kam hinter uns ein französischer Steamer herangedampft. Wir ließen der Maschine nur halbe Kraft, und auch er legt an zur langsameren Fahrt, als er uns bemerkte. Sein Kapitän stand an der Reling des Quarterdecks und fragte, da es stille Luft hier gab, ohne Sprachrohr, nur durch die vorgelegten Hände:
„Holla! Was ist das für ein Dampfer?“
„Dampfjacht ‚Swallow‘ aus London.“
„Welcher Kapitän?“
„Eigenes Schiff. Lord John Raffley, wenn es Euch beliebt!“
„Ah, danke!“
„Und Euer Schiff?“
„Dampfer ‚La bouteuse‘ aus Brest, Kapitän Jardin, geht über Battikaloa und Trinkomali nach Kalkutta. Und Ihr?“
„Küstenfahrt. Ist Euch nicht ein Chinese begegnet?“
„O doch. Dschunke Haiang-dze, Kapitän Ri-fong, bestimmt nach den Baniacksinseln.“
„Habt Ihr ihn untersucht?“
„Nein; wir sind nicht im Orlogdienst. Adieu und gute Fahrt!“
Der Franzose gab wieder vollen Dampf und schoß rauschend an uns vorüber. Wir brauchten unsere Maschine nicht anzustrengen, da wir den Chinesen nun hinter uns wußten, vielmehr setzten wir mit mittlerer Geschwindigkeit unseren Kurs fort, befanden uns sehr bald auf der Höhe von Hambantotte und begannen dann nach Verlauf von ungefähr zwei Stunden zu kreuzen.
Zahlreiche Segel belebten den Gesichtskreis; sie gehörten Fahrzeugen an, welche entweder von Trinkomali und Battikaloa oder aus Indien, China und Japan kamen, um vor dem günstigen Passat nach West zu steuern. Wir kümmerten uns nicht um sie; der Haiang-dze war jedenfalls nicht unter ihnen. Die brave Jacht schnitt, leicht zur See geneigt, mit reißender Schnelligkeit fast vor dem Wind südwärts durch die Fluten und legte erst nach Mittag wieder herum. Raffley ließ jetzt alle Segel setzen, und es war zum Erstaunen, mit welcher Schnelligkeit wir nun trotz des widrigen Passats genau der geographischen Länge folgten.
Jetzt winkte Raffley Kaladi herbei.
„Du willst Molama wiederhaben?“
„Sihdi, wenn ich sie verliere, so sterbe ich!“
„Well! Hast du gute Augen?“
„Meine Augen sind scharf wie die des Falken.“
„So klettere hinauf zum Mast-Head und halte scharfen Ausguck nach den Fahrzeugen, deren Kurs wir durchschneiden. Der Chinese wird unter ihnen sein, wenn ich mich nicht irre.“
Wie eine Katze kletterte der gewandte Singhalese am Mast empor und macht es sich droben so bequem wie möglich. Das Verhalten Raffleys schien mir nicht tadellos zu sein; ich mußte ihn warnen:
„Wie wollt Ihr kreuzen, Sir John?“
„Ich verstehe Euch nicht.“
„Ich meine, auf welcher Linie Ihr den Chinese erwarten wollt?“
„Auf dem achtzigsten Längengrad, ganz wie Ihr selbst es mir vorschlugt.“
„Aber nur südlich vom sechsten Breitengrad?“
„Natürlich!“
„So wird er Euch entgehen.“
„Oho! Warum?“
„Ich glaube nicht, daß er sich bei Tage nach dem, was wir ihm zumuten, so nahe an die Küste wagen wird. Hat er das letztere vor, um vielleicht noch einen Fang zu machen, so wird er die Nacht abwarten. Sodann hat er dem Franzosen gesagt, daß er nach den Baniacksinseln bestimmt sei; diese Richtung ist aber jedenfalls eine Finte; er wird weiter nordwärts gehen. Habe ich in diesen Vermutungen recht, so wird er uns entwischen.“
„Charley, das verseht Ihr nicht, Ihr dürft Euch nun nicht auf einmal für klug und weise halten, weil ich Euch vorhin gelobt habe. Der Haiang-dze kommt ganz genau den Kurs des Franzosen und wird uns grad in die Arme laufen.“
Auch der konnte recht haben, wenn auch seine Ausdrucksweise keine für mich schmeichelhafte war; ich ließ daher meinen Widerspruch fallen.
Jetzt stand der Matrose Bill am Steuer, und Tom war beschäftigt, alles herbeizuschaffen, was zur Bedienung seiner Harriet
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