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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vor sich hin, indem er mit dem Arm eine Bewegung machte, deren Bedeutung leicht zu erraten war.
    Und kaum war die erwähnte halbe Stunde vergangen, so ertönte vom Ausguck der Ruf:
    „Feuer, grad im West!“
    „Wie weit von hier?“ fragte Raffley hinauf.
    „Wohl nicht drei Meilen.“
    „Was für Feuer?“
    „Es muß am Land sein.“
    Während dieser Fragen und Antworten hatte ich in die Wanten gegriffen und schwang mich hinauf zu Kaladi.
    „Zeig her das Rohr!“
    Ich blickte hindurch. Das Rohr war ausgezeichnet; ich erkannte eine ganze Reihe brennender Hütten und eine Menge Menschen, welche wirr durcheinander wogten. Da – ich zog das Rohr etwas weiter aus – wirklich, dort schleppten einige Männer mehrere Frauenzimmer mit sich fort.
    „Hoi – ho!“ rief ich hinunter auf das Deck. „Ein Dorf ist überfallen und angezündet worden.“
    „Vom Chinesen?“
    „Vielleicht. Wir sind zu fern, um deutlich sehen zu können.“
    „Schnell an die Reffs; zieht alle ein!“ kommandierte Raffley. „Maschinist, halbe Kraft; Mann am Steuer, dreh um auf Ost nach West!“
    Im Nu waren sämtliche Segel eingezogen und die Jacht ging langsam und geräuschlos der Küste zu. Je näher wir derselben kamen, desto mehr wurde das Feuer auch denen sichtbar, welche sich unten auf dem Deck befanden. Der Himmel rötete sich immer stärker und endlich waren die Flammen mit bloßen Augen zu erkennen.
    Mit dem Rohr konnte ich deutlich sehen, was am Land vorging; doch kümmerte mich das jetzt nicht; ich mußte suchen das Schiff zu finden, dem diejenigen angehörten, welche den Überfall unternommen hatten. Ich suchte daher sorgfältig den dunklen Vordergrund des Wassers ab, und richtig – da lag ein Fahrzeug, und zwar nicht anders als grad in der Linie, welche wir durch die See zogen.
    „Hoi – ho! Ein Schiff in Sicht!“ signalisierte ich.
    „Wo?“ fragte Raffley.
    „Grad vor unserem Bug.“
    „Geht es vorüber? Welche Richtung dabei?“
    Ich sah schärfer hin.
    „Es liegt fest.“
    „Vor Anker oder beigedreht?“
    „Vor Anker, scheint es mir.“
    „Well, dann entgeht es uns nicht. Was ist es für eine Nation?“
    „Kann es nicht erkennen, doch – es scheint wahrhaftig der Haiang-dze zu sein!“
    „Alle Wetter! Fahr es an, Mann am Steuer, fahr es an und dreh bei an seinem Luv!“
    Als wir dem Fahrzeug näher kamen, erkannten wir es als eine chinesische Dschunke und sahen zugleich an der uns wohlbekannten Takelung, daß es der Haiang-dze war.
    „Tom, leg Kartätschen ein!“ kommandierte Raffley.
    Er hatte also die Absicht, den Chinese nicht durch den gewöhnlichen blinden Schuß zum Flaggenziehen zu bewegen, sondern sofort zum Angriff überzugehen. Ich glitt so schnell wie möglich auf das Deck nieder und trat zu ihm.
    „Sir John Raffley!“
    „Charley!“
    „Wollt Ihr den Chinesen wirklich anfahren?“
    „Natürlich! Die Besatzung ist am Land, und ich will meine Chair-and-umbrella-pipe so bald wie möglich haben. Die paar Mann, welche sich an Bord befinden, werden überrumpelt.“
    „Allerdings, aber sie werden Zeit haben, sich vorzubereiten und ein Alarmsignal zu geben.“
    „Das können wir nicht vermeiden.“
    „O doch! Noch sind wir von der Dschunke aus nicht bemerkt worden, weil die Jacht keine bedeutende Bordhöhe hat. Wir können beidrehen und den Chinesen unbemerkt besteigen.“
    „Egad, Ihr habt wieder recht, Charley. Stopp, Maschinist! Mann am Steuer, dreh bei im Augenblick!“
    Die Jacht gehorchte dem Steuer und beschrieb, immer langsamer werdend einen engen Kreis, bis sie, auf dem Ausgangspunkt desselben angekommen, still lag. Raffley wandte sich zu mir. „Ich lasse ein Boot aussetzen!“
    „Nein, Sir John. Seht durch das Glas! Es befinden sich bloß zwei Mann an Bord, grad so viel, als zur Vermeidung der Abtrift nötig sind. Ich werde mit Kaladi sofort hinüberschwimmen uns sie schweigsam machen.“
    „Das ginge; aber seid Ihr denn solch ein guter Schwimmer, Charley?“
    „Bis da hinüber komme ich sicher. Kaladi!“
    „Sihdi!“ rief der Genannte vom Mast herab.
    „Komm nieder!“
    Er folgte dem Ruf und trat zu uns.
    „Du willst deine Molama so bald als möglich wieder sehen?“
    „Sihdi, laß mich hinüber! Ich gebe allen, die auf dem Deck sind, den Dolch!“
    „Wir gehen miteinander.“
    „Aber was dann?“ fragte Raffley.
    „Geschehen kann uns nichts; ein solcher Fall braucht also gar nicht vorgesehen zu sein. Sobald wir Herren des Schiffes sind, geben wir Euch mit einer

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