33 - Am Stillen Ozean
bis der Gouverneur selbst es besichtigen und seinen Spruch über das Recht des Besitzes fallen werde.
Der beschämte Beamte benahm sich außerordentlich freundlich gegen uns und bat Raffley, der mächtigen Königin von Anglistan von seiner Güte, Weisheit und Gerechtigkeit zu erzählen. Dieser versprach es ihm lächelnd, warf ihm aber dabei über den auf die Nasenspitze vorgerutschten Klemmer einen Blick zu, in welchem etwas ganz anderes als die Anerkennung der gerühmten Weisheit und Gerechtigkeit lag.
Kaladi und Molama erhielten so verhältnismäßig reiche Geschenke von dem über den Wiederbesitz seiner Umbrella-pipe glücklichen Engländer, daß sie nun die Mittel besaßen, Mann und Frau zu werden. Wir waren bei ihrer Hochzeit zugegen.
Später kam der Gouverneur von Colombo herüber, um den Haiang-dze zu besichtigen. Er suchte uns im Hotel Madras auf, welches wir noch bewohnten, und sprach seine Anerkennung aus über die Energie, welche die kleine Jacht bei der abenteuerlichen Affäre gezeigt hatte. Dann griff er in die Tasche und zog ein wohlgefülltes Portefeuille hervor.
„Und hier sind die hundert Pfund, welche Ihr gewonnen habt, Sir; ich habe meine Wette verloren.“
Raffley griff zu, schob die Banknoten gleichmütig in seine Tasche und fragte mich:
„Seht Ihr nun, Charley, wie gut es ist, wenn man zuweilen eine kleine Wette pariert?“
„Ich sehe es, werde aber dennoch nie wetten.“
„Ja, das ist es ja eben; Ihr seid ein ganz prächtiger Kerl, Charley, aber wenn Ihr es nie – – –“
„Stopp! Sagtet Ihr mir gestern nicht, daß Ihr mich für einen ganzen Mann halten wolltet, wenn meine Meinung richtig sei? Nun wohl, ich hatte recht, und Ihr habt Eure Umbrella-pipe wieder! Also?“
„Yes, ein ganzer Mann seid Ihr, das ist wahr; aber immer noch kein richtiger Gentleman, denn Ihr fürchtet Euch vor dem Wetten, was keinem richtigen Sportsmann einfallen wird. Ich habe Euch lieb und muß Euch daher von ganzem Herzen bedauern. Gebt Euch doch Mühe; es kann ja nicht so sehr schwer sein, so zu werden, wie es sich eigentlich für Euch schickt, nämlich noble und gentlemanlike. Ihr habt das Zeug dazu, wenn Ihr nur wollt!“
An der Tigerbrücke
Quimbo
Eine der sonderbarsten Gestalten, die ich auf meinen Wanderungen getroffen habe, ist ohne Zweifel der Basuto-Kaffer Quimbo, welcher in ähnlicher Weise wie Hadschi Halef Omar durch verschiedene Länder des Orients mein Begleiter in Südafrika war. So himmelweit verschieden diese beiden braven Menschen voneinander waren, eine große, für mich erfreuliche Ähnlichkeit hatten sie doch, und diese bestand in der großen Liebe und Anhänglichkeit, die sie für mich hegten.
Quimbo bildete, besonders wenn er neben mir ritt, eine höchst seltsame, ja lächerliche Figur. Außer einem kattunenen Schurz, den er um seine Lenden geschlungen hatte, war er vollständig nackt und hatte seinen dunklen, mit starker, eckiger Muskulatur versehenen Körper mit Fett eingerieben, welches seine Haut zwar vor den lästigen Stichen der Insekten schützte, leider aber einen so penetranten Geruch oder vielmehr Gestank verbreitete, daß es mich eine wirkliche Überwindung kostete, mit ihm in größerer Nähe als fünfzig Schritte zu verkehren.
Das Merkwürdigste an ihm war die Art und Weise, sein Haar zu tragen. Er hatte es nämlich durch tägliche Anwendung von Akaziengummi und jahrelange, sorgsame Pflege in eine kompakte Masse gekleistert, welche seiner Frisur das Aussehen von zwei mit den Sohlen gegeneinander geneigten Pantoffeln gab, deren Absätze die Spitze bildeten, während die Fußhöhlungen nach oben gerichtet waren und von ihm als Aufbewahrungsort von allerlei höchst wertlosen, für ihn aber außerordentlich wichtigen Kleinigkeiten dienten. Die Ohrläppchen waren in seiner Jugend durch angehängte und jedenfalls schwere Schmuckgegenstände so ausgedehnt und abwärts gezogen worden, daß sie an Größe so ziemlich den Ohrlappen eines Neufundländers gleichkamen. Um die so seltenen Schaustücke praktisch zu verwerten, pflegte er sie des Morgens aufzuwickeln und in die Höhlung jeder der beiden Rollen eine von seinen zwei Schnupfdosen zu stecken.
Außerdem trug er an jedem Nasenflügel einen starken, messingenen Ring und hatte, jedenfalls eine Erfindung seines eigenen ästhetischen Genies, um den Hals einen breiten Riemen von Sohlenleder geschnallt, an welchem zwei sehr umfangreiche Kuhglocken befestigt waren, die er täglich einmal abzunehmen und blankzuputzen
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