33 - Am Stillen Ozean
Signallaterne, deren Licht nur von hier aus bemerkt werden kann, ein Zeichen, und dann legt Ihr eiligst bei uns an. Das übrige versteht sich dann ganz von selbst.“
„Wohl. So macht also los!“
„Bringt auch meine Waffen mit herüber!“ bat ich noch; dann legte ich die Oberkleider ab, steckte das Messer zu mir und ließ mich in die Fluten hinab.
Kaladi folgte mir augenblicklich. Er war ein ausgezeichneter Schwimmer und blieb mir immer an der Seite. Je näher wir dem Feind kamen, desto vorsichtiger wurden wir. Die Wellentäler möglichst benutzend, ließen wir uns, auf den Wogenkämmen angelangt, mehr treiben, als daß wir arbeiteten; so vermieden wir allen verräterischen Schaum und Gischt und gelangten glücklich an die Seite des Chinesen.
Die beiden Männer, welche sich auf dem Deck befanden, standen auf der dem Land zugekehrten Seite des Deckes und hatten uns also nicht bemerkt. Ein Tau, an welchem ein Eimer befestigt war, hing in das Wasser nieder; dieser Umstand kam uns trefflich zustatten. Ich nahm das Messer zwischen die Zähne, ergriff das Tau und schwang mich empor. Als ich über die Reling stieg, befand sich Kaladi bereits hart hinter mir. Wir erreichten das Deck und hielten vorsichtig Umschau.
Wirklich befanden sich nur die beiden Männer an Bord, wenn nicht noch einer unten im Raum war. Wir konnten beginnen.
„Vorwärts, Kaladi!“
Wie ein Schatten glitt der Singhalese dahin, unsichtbar und unhörbar für jeden anderen außer mir. In der nächsten Minute tauchte er hinter den beiden Räubern auf, faßte den einen beim Genick und stieß ihm den Kris so tief zwischen die Schultern, daß der scharfe, spitze Stahl das Herz durchbohrte. Der Getroffene brach mit einem Seufzer zusammen.
Der andere wand sich unter meiner Faust; ich hatte guten Grund, ihn nicht zu töten.
„Fesseln!“ befahl ich Kaladi.
Dieser hielt schnelle Umschau und brachte im Augenblick das Passende herbei, den Gefangenen zu binden. Ich hielt demselben das Messer auf die Brust.
„Verstehst du das hiesige Malayisch, Kaladi?“
„Ein wenig, Sihdi.“
„Frage ihn, ob jemand unter Deck ist!“
„Nein“, antwortete der Gefangene.
„Wie viele Männer sind am Land?“
„Dreiundzwanzig.“
„Gut. Schaffe ihn zum Mast und binde ihn dort fest!“
Ich ging zum Signal- und Flaggenkasten, zog eine gelbe Laterne hervor, umhüllte sie von drei Seiten, brannte die Lampe an und hißte sie dann am Flaggenstock empor.
Das Zeichen wurde bemerkt, und die Jacht kam heran, um sich Seite an Seite mit dem Haiang-dze zu legen.
„All right?“ fragte Raffley herüber.
„Alles wohl, Sir. Kommt herauf, und laßt die Jacht abstoßen, damit sie nicht vorzeitig bemerkt wird.“
Ich vernahm die Befehle Raffleys. Er ließ bloß zwei Mann auf der Jacht, welche von dem Chinesen abstieß und sich in das nächtliche Dunkel zurückzog. Wir waren jetzt allerdings nur sechs Mann, während der Feind dreiundzwanzig zählte, doch schien uns allen der Gedanke, daß wir überwältigt werden könnten, eine Unmöglichkeit.
„Wo ist Molama? Darf ich sie jetzt suchen?“ fragte Kaladi.
„Bleib!“ gebot ihm der Engländer. „Dort stößt das erste Boot vom Land; wir brauchen alle Hände an Deck. Schafft Stricke genug herbei, zu fesseln, was nicht stirbt!“
Das Boot, welches Raffley meinte, war mit Frauen und Mädchen beladen und wurde von sechs Matrosen gerudert. Es kam näher und rief das Schiff an. Kaladi antwortete kurz, und das Fallreep wurde niedergelassen. Während ein Mann zur Sicherheit im Kahn blieb, stiegen die anderen fünf nach oben. Ihr Erstaunen und die Schnelligkeit unserer Bewegung ermöglichten es, ihrer Herr zu werden, ohne daß sie Lärm zu machen vermochten. Einen Augenblick, nachdem sie das Deck betreten hatten, lagen fünf Leichen an Bord.
Kaladi stieg, ohne einen Befehl dazu erhalten zu haben, in das Boot hinab, um sich auch des sechsten zu versichern. Es gelang, und nun wurden die Frauen auf das Deck befördert. Ihr Klagegeschrei war gräßlich, doch wurden sie durch die ernste Stimme Raffleys bald zur Ruhe gebracht, ohne daß sie seine Worte verstanden.
Der zweite Kahn, welcher sich jetzt dem Schiff nahte, hatte das gleiche Schicksal, nur mit dem Unterschied, daß wir jetzt die Malayen nicht töteten, sondern fesselten. Wir konnten dies, da das dritte und letzte Boot noch zu fern war, als daß die Insassen desselben das Getümmel des Kampfes hätten bemerken können. Die zwei Boote wurden, um unten freien Raum zu
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