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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bekommen, an die andere Seite des Schiffes gelegt.
    Endlich nahte das dritte; es mußte den Anführer enthalten. Er kam als der erste zum Fallreep herauf und war eine beinahe herkulische Gestalt, welche bis unter die Zähne in Waffen stak. Es wurde mit ihm ebenso wenig Federlesens gemacht wie mit den andern: Raffley legte ihm die beiden Hände um den Hals und Kaladi wand ihm die Stricke um Arme und Beine. Den andern ging es ebenso; dann waren wir vollständig Herren des Schiffes.
    „Laternen an!“ gebot Raffley, und bald wurde es hell auf dem Deck.
    Die Gefangenen wurden im Vorderraum untergebracht und scharf bewacht, dann ging es an eine Untersuchung des Raumes. Er enthielt eine reichliche und jedenfalls zusammengeraubte Ladung von Zimt, Reis, Tabak, Kaffee, Ebenholz und – geraubten Frauen. Unter den letzteren befanden sich die in Point de Galle Vermißten, und auch Molama, die ‚Blume des Lebens‘, war unter ihnen. Die Freude des Wiedersehens zwischen ihr und Kaladi läßt sich nicht beschreiben, und ebenso unbeschreiblich klangen die Ausdrücke, in denen sie den großen Maharadschas aus Anglistan und Germanistan ihren Dank ausdrückte.
    Die heute nacht Überfallenen und nach dem Schiff geführten Frauen merkten bald, woran sie waren, und ihr früheres Verzweiflungsgeheul verwandelte sich daher in ein helles Jubelgeschrei. Sie erzählten uns das Ereignis. Die Männer waren bei dem Überfall einfach davongelaufen. Die Räuber aber hatten nun die Frauen, so vieler sie habhaft wurden, zusammengebunden und mitgenommen, nachdem die primitiven Hütten des Ortes in Brand gesteckt worden waren.
    Raffley macht den ohrenzerreißenden Freudenbezeugungen ein schnelles Ende. Nachdem wir die Fesseln der Frauen zerschnitten hatten, gebot er ihnen, an das Land zurückzukehren. Sie gehorchten diesem Befehl schleunigst, denn auf diese Weise kamen die drei Boote des Chinesen in ihren Besitz, und diese waren ihnen jedenfalls mehr wert als die sämtlichen Schilf- und Basthütten ihres niedergebrannten Dorfes.
    Als nun der Morgen anbrach, war alle notwendige Arbeit vollbracht, und wir gingen in die Kajüte des gefangenen Kapitäns. Der erste Gegenstand, welcher uns hier in die Augen fiel, war Raffleys Schirm, nach dem sein Besitzer, überhäuft von Beschäftigung, Molama gar nicht gefragt hatte.
    „O wonderful, meine Chair-and-umbrella-pipe!“ rief der Engländer, indem er wie ein Stößer auf das Kabinettstück zufuhr, um es aufzuspannen und zu prüfen, ob es keinen Schaden genommen habe. Dann blickte er mir über den Klemmer hinweg in die Augen und erhob die drei Finger der Rechten.
    „Charley!“
    „Sir John Raffley!“
    „Ich schwöre bei allen chinesischen Banditen und Seeräubern, daß ich diese prachtvolle Umbrella-pipe nicht wieder aus den Augen lasse, bis ich zurückgekehrt bin zum Traveler-Club, London, Near Street 47!“
    Ich nahm die ernsthafteste Miene an, die mir möglich war, und erwiderte:
    „Und ich verspreche, Euch beizustehen Tag und Nacht in der Bewachung dieser kostbaren Pipe, die ihresgleichen sucht, soweit die Erde reicht und die Wolken gehen!“
    „Well! Jetzt aber wollen wir uns hier ein wenig genauer umsehen!“
    Der kleine Raum war mit orientalischer Pracht eingerichtet, doch wandte sich unsere Neugier ganz besonders einer aus blankem Kupferblech gefertigten Kassette zu, welche wir mit dem Dolch aufsprengten. Sie enthielt außer einer nicht unbedeutenden Summe an Geld eine Menge Perlen, welche jedenfalls keine andern waren, als die auf der Insel Karetiwu gestohlenen.
    Jetzt wurden die Gefangenen nach dem Schiffsraum gebracht; die Dschunke zog einiges Segelwerk auf und wurde von der Jacht ins Schlepptau genommen; dann steuerten wir West bei Süd, umschifften Hambantotte, Tangalle und Kap Thunder-Head mit seinen berühmten Tempelruinen zum zweitenmal und langten nachmittags in Point de Galle an, wo unser Erscheinen das größte Aufsehen erregte. Es war ja ganz beispiellos, daß sich ein kleiner Privatdampfer an den berüchtigten Girl-Robber gemacht und diesen gekapert hatte, ohne nur einen Schuß zu tun.
    Der Mudellier war soeben erst von der Elefantenjagd zurückgekehrt; er konnte vor Erstaunen über unsere Erlebnisse fast keine Worte finden und mußte sich die Vorwürfe gefallen lassen, welche Raffley nicht zurückhielt darüber, daß sein treuer Kaladi dieses Räubers wegen beinahe ersäuft worden war. Der Engländer überantwortete ihm die Gefangenen zur Bestrafung und das Schiff zur Bewachung,

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