33 - Am Stillen Ozean
wichtige Antwort bekommen?
„Sie liegt gegenüber der Insel Mansillar in der Tapanuli-Bai.“
Gott sei Dank; es war gelungen! Trotz meiner großen Freude erkundigte ich mich ruhig weiter:
„Die Tapanuli-Bai? Liegt die nicht an der Südwestküste von Sumatra?“
„Ja. Ich sehe, daß du ein guter Seemann bist. Dich hat dein Glück zu uns geführt. Wenn der ‚Haiang-dze‘ auf seiner Rückfahrt hier anlegt, wird er euch mit nach der Tigerbrücke nehmen, wo ihr von dem großen Ling-tao eure Anstellung bekommen werdet.“
„Der Haiang-dze?“ fragte ich, indem ich mich sehr überrascht stellte.
„Ja.“
„Die chinesische Dschunke, welche man den Girl-Robber nannte? Meinst du die?“
„Ja.“
„Die wird nicht zurückkommen.“
„Nicht? Warum?“
„Die ist von einem Engländer genommen worden, und alle ihre Mannen samt dem Kapitän sind an den Rahen aufgeknüpft worden.“
„Wo?“ fragte Ta-ki, mich vor Schreck anstarrend.
„Im Point de Galle auf Ceylon.“
„Dahin wollte er, ja dahin! Ist es wahr, was du sagst, ist es wahr?“
Er war aufgesprungen und schien mich mit seinen vor Entsetzen funkelnden Augen verschlingen zu wollen.
„Es ist wahr, ich habe es mit diesen meinen eigenen Augen gesehen“, antwortete ich.
„Du? Du? Ich denke, du bist auf den Andamanen, auf der Viperninsel gewesen!“
„Nur zwei Tage; dann entflohen wir gestern. Ich wurde von Point de Galle aus nach den Andamanen transportiert; dort habe ich alles gesehen und gehört!“
„Es waren große Kriegsschiffe, welche den Haiang-dze kaperten?“
„Nein, sondern es war eine kleine Dampfjacht, welche einem englischen Lord gehört.“
Ich erzählte den Hergang genau so, wie er sich ereignet hatte; die Wut des Chinesen wuchs von Minute zu Minute; er fluchte und schlug um sich wie ein Verrückter. Sein Grimm war besonders deshalb so groß, weil es ein so kleines Privatschiff gewesen war, welches den großen Girl-Robber bewältigt hatte.
„Und sie sind alle getötet worden, alle?“ fragte er vor Aufregung zitternd.
„Alle, einen Kaffer ausgenommen, welcher Quimbo heißt; dem schenkte man das Leben.“
„Quimbo, der verrückte Schwarze! Das stimmt; nun gibt es keinen Zweifel mehr, daß es unser Haiang-dze wirklich gewesen ist. Hätte ich diesen Hund, diesen englischen Lord, hier! Wollte diese Jacht doch einmal hier ankern!“
„Was würdest du tun?“
„Uns rächen, uns fürchterlich, entsetzlich rächen!“
„Könntest du das? Du bist allein. Was könntest du gegen die Bemannung eines Schiffes unternehmen?“
„Allein?“ hohnlachte er. „Sei nur noch einen Tag hier, dann wirst du bemerken, daß ich nicht so allein bin, wie du denkst. Ich brauche nur – – –“
Er wurde unterbrochen. Der alte Nikobarese, dessen Hütte am Strand stand, war gekommen, hob die Passiflorendecke empor und rief herab:
„Ta-ki, komm herauf! Es ist ein kleiner Dampfer zu sehen, der um die Insel fährt.“
Der Chinese eilte hinauf und hatte nichts dagegen, daß wir ihm folgten. Wir liefen durch den Dschungel nach der Küste zurück. Am Rande des Dickichts blieb ich stehen, stieß einen Ruf der Überraschung aus und sagte, nach der Jacht zeigend:
„Sieh, das Schiff, Ta-ki! Ich kenne es. Es ist der Engländer, welcher den Haiang-dze genommen hat.“
Er blieb stehen, funkelte mich mit den Augen an und fragte:
„Ist das wahr? Irrst du dich nicht?“
„Ich weiß es genau. Diese Jacht werde ich nie vergessen.“
Er richtete den Blick auf den Dampfer und beobachtete schweigend eine ganze Weile den Lauf desselben; dann kam es knirschend zwischen seinen Zähnen hervor:
„Hätte ich einen Mann, der dieses Schiff regieren kann! Oh, dann, dann, dann!“
„Was würdest du da tun?“ fragte ich.
„Ich erwürgte alle Menschen, welche sich darauf befinden, und brächte den Dampfer zum Ling-tao nach der Tigerbrücke. Wie könnten wir ein solches Fahrzeug gebrauchen!“
„So nimm den Dampfer weg, wenn du kannst! Ich verstehe es, mit solchen Maschinen umzugehen.“
„Du, du, wirklich?“ fragte er fast jauchzend.
„Ja.“
„Könntest du diesen Dampfer nach der Tigerbrücke bringen?“
„Mit Leichtigkeit.“
„So kommt, kommt, kommt! Er geht um die Insel und ich denke, er wird da oben an meiner Spitze halten. Ich werde ihn durch List so weit bringen, während der Nacht vor Anker zu bleiben. Wenn es dunkel geworden ist, hole ich alle meine Leute, und wir steigen an Bord.“
Er eilte fort, der Nordwestspitze zu, und
Weitere Kostenlose Bücher