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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein?“
    „Nein. Ich bin ja mitgegangen und habe gewußt, daß ich mitgefangen werde. Mithangen aber lasse ich mich nicht. Tut mir den Gefallen und laßt Euch ruhig arretieren.“
    „Ich muß ja wohl, wenn Ihr nicht anders wollt!“ brummte er.
    „Wie viel kostet unser Tscha?“ fragte ich den Wirt.
    „Zusammen einen Fen.“
    „Hier habt Ihr!“
    Ich gab ihm zehn Fen und wandte mich an den Polizisten:
    „Wir sind bereit, verlangen aber, daß du uns zwei Palankins besorgst, denn gehen werden wir nicht. Hier hast du Geld, sie zu bezahlen.“
    Ich legte einen Dollar in seine Hand.
    „Willst du etwas wiederhaben?“ fragte er naiv.
    „Nein.“
    „Du sollst die Palankins erhalten.“
    „Aber ich verlange nochmals, daß auch diese Männer hier arretiert werden. Sie haben den Streit angefangen.“
    „Wenn sie ihn angefangen haben, so müssen sie mit.“
    „Und der Wirt als Zeuge!“
    „Auch dies sei dir gestattet!“
    Der Dollar hatte dem Mann also bewiesen, daß wir keine Barbaren waren. Er schickte einen seiner Leute fort, welcher die Palankins herbeibrachte. Wir stiegen ein, und sämtliche Gäste nebst dem Wirt folgten unter Begleitung der ‚Pings‘ durch die Menschenmenge, welche sich versammelt hatte.
    Wir wurden nach dem Kuang-kuan gebracht.
    Dies war ein stattliches Gebäude, dessen Front mit hölzernen Säulen verziert war. In dem Vorhof lungerte eine Menge Soldaten umher, welche ganz dieselbe Uniform wie unsere Begleiter trugen. Hier stiegen wir aus, wobei ich dem Ping noch einen Dollar überreichte. Er schnitt ein ganz verklärtes Gesicht und meinte:
    „Ihr seid keine gewöhnlichen Leute. Ich werde euch nicht mit den anderen zusammentun, sondern dafür sorgen, daß ihr in das Zimmer der Vornehmen kommt.“
    Er übergab uns einem Yng-pa-tsung, dem er einige Worte zuflüsterte, welche eine Empfehlung zu enthalten schienen. Von diesem wurden wir eine Treppe emporgeführt und gelangten in ein Gemach, welches recht angenehm mit hübschen Teppichen und Rohrmöbeln ausgestattet war.
    „Wartet hier!“ sagte der Fähnrich.
    Er verließ uns und kehrte nach kurzer Zeit mit Tee zurück. Turnerstick merkte natürlich, daß es auf ein Kom-tscha abgesehen war, und überreichte ihm einen Dollar.
    Er steckte denselben schmunzelnd zu sich und tröstete uns:
    „Fürchtet euch nicht! Der Tscha-juan ist zwar ein mächtiger Mann, aber er liebt die Gerechtigkeit und das Silber. Ihr seid sehr höfliche Leute und werdet euren Prozeß gewinnen.“
    Damit ging er ab.
    Das war allerdings sehr deutlich gesprochen, so deutlich, daß für uns kein Zweifel übrigblieb, wie wir uns zu verhalten hatten. Ich teilte dies dem Kapitän mit.
    „So also, dieser Richter liebt die Gerechtigkeit und das Silber, das heißt, die Gerechtigkeit durch das Silber! Von mir soll der Mensch keinen Half-Penny erhalten. Gebt Ihr ihm etwas?“
    „Keinen Heller.“
    „Übrigens kann er gar nicht über uns urteilen; wir gehören vor unser Konsulatsgericht.“
    „Das werde ich ihm natürlich begreiflich machen.“
    „Seid ihr bös, daß ich euch in diese Tinte gebracht habe?“
    „Nein, Käpt'n. Die Sache ist mehr lustig als gefährlich.“
    Jetzt trat der Ping herein, welcher uns arretiert hatte.
    „Ihr seid unschuldig. Ich habe die andern verhört und alles entdeckt. Ich werde die Angelegenheit jetzt dem Tscha-juan melden.“
    Er trat durch eine Nebentür in ein Zimmer, in welchem sich der Richter zu befinden schien. Wir hörten zwei Stimmen. Nach einiger Zeit kehrte er zurück und sagte uns, daß wir eintreten sollten.
    Wir taten dies und fanden einen Chinesen, dessen nichtssagende, verschwommene Züge kein besonderes Vertrauen erwecken konnten. Wir verbeugten uns. Er nickte gnädig und fragte:
    „Ihr seid ein Yeng-kie-li und ein Tao-dse. Welcher ist der Yeng-kie-li?“
    „Dieser“, antwortete ich, auf den Kapitän deutend.
    „So bist du der Tao-dse, nicht wahr?“
    „Es ist nicht gut anders möglich.“
    „Du sprichst chinesisch und er nicht?“
    „So ist es.“
    „Das wundert mich nicht. Die Ing-kie-li und die Yeng-kie-li haben eine Sprache und geben sich nicht die Mühe, eine zweite zu lernen. Die Tao-dse aber sind verständige Leute; sie lernen sehr viel und betrüben nicht gern einen andern. Ich habe sie lieb. Zu welcher Religion gehörst du?“
    „Ich bin ein Kiao-yu und bete den Himmelsherrn an.“
    „Das ist gut von dir, und wir sind Brüder, denn ich bin ein Ta-dse, und die Ta-dse und Kitat haben auch einen

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