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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Chinesen ist. Dennoch antwortete ich:
    „Kannst du dies beweisen? Und wenn es wahr wäre, bin ich es gewesen oder dieser Mann?“
    „Ihr seid es gewesen, denn ihr gehört zu ihrem Volk. Erhebt euch und geht, sonst werdet ihr unsere Arme fühlen!“
    „Eure Arme fürchten wir nicht. Wenn ihr Zank und Streit begehrt, so werdet ihr bald sehen, daß unsere Arme stärker sind als die eurigen. Geht ihr aber wieder an eure Plätze zurück, so werden wir nur eine kurze Zeit warten und dann dieses Haus verlassen.“
    „Ihr werdet keinen Augenblick mehr warten dürfen. Hinaus mit euch!“
    Er griff nach Turnerstick, der nicht so lang war wie ich. Freilich kam er auch hier an den Unrechten. Der Kapitän packte ihn bei der Brust und fragte:
    „Machen sie Ernst, Charley?“
    „Ja.“
    „Well, so hat auch bei uns der Spaß ein Ende!“
    Er hob ihn empor und warf ihn unter die andern hinein, daß sie auseinanderflogen.
    „Was fällt euch ein, ihr dummeng Menschang! Wollt ihr euch gleich niedersetzing, sonst werdet ihr vong uns zu Mehl und Pulver geriebeng!“
    Im Nu waren mehrere der Bänke auseinandergerissen, welche aus Bambusstangen bestanden, mit denen sich die Angreifer bewaffneten, und es begann ein Handgemenge, aus welchem wir nach einigen Püffen und Schlägen, welche wir erhielten, als Sieger hervorgingen.
    Die acht bis zehn schmächtigen, schlecht genährten Gestalten waren uns nicht gewachsen, zumal sie von dem Wirt und den Seinen nicht unterstützt wurden.
    Der kurze Kampf aber war nicht ohne Lärm und Geschrei abgegangen, und was ich erwartet hatte, geschah: es traten einige Polizisten ein, bei deren Erscheinen die Ruhe sofort zurückkehrte. Es waren Soldaten. Ihre Uniform bestand aus einem kurzen, roten Kittel mit weißem Besatz, blauen, kurzen, baumwollenen Hosen, groben Tuchschuhen mit Filzsohlen und einem geflochtenen Bambushut. Bewaffnet waren sie mit einem Rohrschild, auf welchem der kaiserliche Drache gemalt war, mit Pfeil und Bogen und einem kurzen Knüppel. Auf der Brust und dem Rücken trugen sie die weithin leuchtende Inschrift ‚Ping‘ und ihre dünnen, lang herabhängenden Schnurrbärte bemühten sich vergebens, ihnen ein kriegerisches Aussehen zu erteilen.
    Sie schnitten bei unserem Anblick außerordentlich grimmige Gesichter und nahmen ihre Knüppel zur Hand.
    „Wer seid ihr?“ fragte der Anführer, indem er sich an den Kapitän wandte.
    „Was will er?“ fragte dieser mich.
    „Er fragt, wer wir sind.“
    „Sagt es ihm, Charley! Aber sagt ihm zugleich, daß er auch seine Prügel haben kann, wenn er nicht höflich ist!“
    Der ‚Ping‘ wiederholte seine Frage mit erhöhter Stimme.
    „Dieser Mann ist ein Yeng-kie-li, und ich bin ein Tao-dse“, antwortete ich.
    „Ihr seid Fremdlinge und Barbaren und wagt es, nach Kuang-tscheu-fu zu kommen?“
    „Sei vorsichtig mit deinen Worten! In unserem Land ist das Wort Barbar eine große Beleidigung, die sich niemand gefallen läßt.“
    „Ihr seid Barbaren, sonst hättet ihr keine Schlägerei begonnen.“
    „Dann sind die Chinesen die Barbaren, denn sie haben den Streit angefangen.“
    „Das ist eine Lüge! Diese Männer sind gut und friedfertig; sie haben euch nichts getan.“
    Da legte ich dem Menschen die Hände auf die Schultern, daß er zusammenzuckte.
    „Wenn du noch einmal von Lügen sprichst, streiche ich dir den Barbar über den Rücken, daß dieser die Farbe des Himmels bekommt!“
    Er trat zurück.
    „Du drohst mir! Weißt du, was dies zu bedeuten hat?“
    „Nichts hat es zu bedeuten! Was willst du von uns?“
    „Ich werde euch arretieren und zum Tscha-juan führen.“
    „Dagegen haben wir nichts einzuwenden, wenn du diese Leute gleichfalls arretierst.“
    „Sie sind unschuldig.“
    „Das wird der Tscha-juan untersuchen. Wie kannst du wissen, wer schuldig oder unschuldig ist? Du hast ja noch keinen Menschen nach dem Hergang des Streites gefragt.“
    „Das geht euch nichts an. Bezahlt, was ihr getrunken habt, und geht voran!“
    Der Kapitän sah an der Bewegung des Polizisten, um was es sich handelte.
    „Was ist dieser Mensch, Charley?“
    „Soldat und Polizist.“
    „Er will uns wohl gar arretieren?“
    „Allerdings.“
    „Tretet einmal auf die Seite; ich will ihm ein weniges auf den Hut hämmern, damit ihm der Verstand in Bewegung gerät!“
    „Das würde uns nur Schaden machen. Wir sind einmal so unvorsichtig gewesen, in das Wasser zu gehen, und müssen nun auch mit dem Strom schwimmen.“
    „Soll das ein Vorwurf

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