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33 Cent um ein Leben zu retten

Titel: 33 Cent um ein Leben zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Jensen
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ich und führte Annes Satz aus: »Dort sehen sie uns, dort halten sie uns an!«
    Anne blickte von der Karte auf. »Das glaube ich«, sagte sie.
    »Vielleicht haben wir Glück«, sagte ich. Ich glaubte inzwischen, dass die weiße Dame uns Glück brachte.
    »Und du glaubst, die Dame bringt uns durch?«, fragte Anne.
    »Das glaube ich.«

DIE GRENZE
    Wir fuhren einfach darüber. Nicht zu schnell, nicht zu langsam. Darüber mit dem Kühlraum voller frischer Lebensmittel: Eier, Milch, Brot und afrikanischen Früchten. Ich dachte, jetzt merken sie, dass wir auf dem Weg zurück nach Afrika sind, und im selben Moment schoss mir die Reihe der spanischen Städtenamen durch den Kopf: Barcelona, Tarragona, Castellón de la Plana, Sagunto, Valencia usw. Städte an der Mittelmeerküste. Wir mussten einfach die Straße weiterfahren: nach Süden, links von uns das blaue Mittelmeer. Dann kamen wir unweigerlich nach Gibraltar, und von dort konnten wir nach Afrika übersetzen.
    Die weiße Dame saß stumm dabei. Sie sah vor sich hin, sah durch die Windschutzscheibe.
    Wir kamen nach Almería.
    Jetzt war es nicht mehr weit.
    300 oder 400 Kilometer.
    Wir hielten auf einem Rastplatz außerhalb der Stadt. Ich kaufte spanische Burger und Pommes und spanisches Mineralwasser. Auch für die weiße Dame, und als wir gegessen hatten, nickte sie und sah mich an. Und wieder, wie sonderbar, dachte ich, sie ist ein Engel, denn aus jedem ihrer Augen strahlte ein klares Licht. Das war so strahlend klar, das war wie Eis, aber gar nicht mit der Kälte des Eises, viel eher mit einer Wärme, die das Eis nicht kennt, nach der es sich aber sehnt, und diese Wärme lag in dem strahlenden Blau, innen, außen, und bewegte sich auf mich und auf Anne zu und umschloss uns, als wolle das Licht sagen, dass wir jetzt beschützt seien. Am Ende bewegte sie den Blick weg von Anne und richtete ihn fest auf mich. Sie schloss mich in ihren Blick ein, und jetzt schien der Blick zu mir zu sagen, dass ich mich nicht fürchten solle.
    Aber da sah ich, dass sie mit Anne nicht dasselbe machte.
    Konnte das bedeuten, dass Anne nicht beschützt war?
    Da lachte ich über mich. Das war doch alles Einbildung. Sie war kein Engel. Und Anne war beschützt. Ich beschützte sie. Um ihretwillen würde ich sterben. Wenn jemand ernstlich in Bedrängnis geraten würde, dann natürlich ich. Nicht Anne.

DON QUIJOTE
    Abend. Wieder Abend. Jeder Tag endet mit einem Abend. Die Sterne leuchteten direkt in die Kabine. Die weiße Frau sagte nichts, sie starrte durch die Frontscheibe in das Abenddunkel.
    Ich sagte zu Anne, dass wir in einem Hotel übernachten sollten, damit wir am nächsten Tag, wenn wir nach Gibraltar kämen, ausgeruht seien. Es sei wichtig, dass wir dann einen klaren Kopf hätten. Anne nickte.
    In der Dunkelheit tauchte ein großes Licht auf.
    Es war ein Schild. Es war ein Hotel.
    DON QUIJOTE .
    Herr Olsen hatte uns von Don Quijote erzählt. Wie gesagt interessiert sich Herr Olsen für alles, und er weiß eigentlich auch alles. Und erzählt gern davon. Beim Näherkommen sah ich, dass neben dem Schild zwei Statuen standen: Die eine stellte einen großen mageren Mann auf einem klapperdürren Pferd dar. Die andere einen kleinen dicken Mann, der neben einem Esel stand. Don Quijote war der Ritter, der kleine Dicke war sein Schildknappe. Ich weiß noch, wie Herr Olsen vom Kampf des Ritters gegen die spanischen Windmühlen erzählte. Weil er glaubte, sie seien furchteinflößende Riesen, griff er sie mit seiner Lanze an, aber die Lanze verhakte sich in den Mühlenflügeln, und Pferd und Reiter wurden von den Mühlenflügeln angehoben und mitgetragen. Als ich vor mir sah, wie der Ritter und sein Pferd, an dem Mühlenflügel hängend, nach oben schwebten, konnte ich nicht anders und musste lachen.
    Ich bog ab, und hinter einem Wald aus schwarzen Bäumen lag eine erleuchtete Mühle. Jedoch keine richtige, sondern ein Hotel, gebaut wie eine Mühle. Mit Flügeln und einer gläsernen Mühlenkappe, die sich langsam im Kreis drehte.
    »Ein Restaurant«, sagte Anne, die ebenfalls erstaunt und neugierig das sonderbare Hotel betrachtete. Die weiße Dame wandte ihr Gesicht vom Fenster weg, sah uns einen Moment intensiv an, dann öffnete sie die Tür, sprang hinaus und verschwand.
    »Wir schlafen hier«, sagte ich.
    Während ich sitzen blieb und der weißen Frau nachschaute und mich wieder darüber wunderte, wer sie war, wo sie hinwollte und warum sie kein einziges Wort gesprochen hatte, und ich dann

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