Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
ihren Artgenossen aus dem Dorf befreit zu werden? Denn die haben immerhin Kenntnis davon, wo sie sich befinden. Trotzdem kam es in der ganzen Zeit seit dem Überfall zu keiner einzigen Rettungsaktion.
    Immer wieder spüre ich den Druck in meinem Kopf, wenn die Schlangen mir ihren Willen aufzwingen wollen. Er ist bei einem Dutzend nicht stärker als bei einem einzelnen Exemplar und ich widerstehe ihm problemlos. Das müssten sie doch irgendwann begreifen; dennoch probieren sie es wieder und wieder.
    Oder ist es gar kein bewusster Akt? Ist es einfach ihre Nähe, die mich ihre sonderbare Kraft spüren lässt? Wäre dem so, müsste ich sie permanent fühlen, oder? Aber es gibt viele Phasen, in denen ich kaum oder gar nicht belästigt werde.
    Nein, wenn sie in mich dringen, geschieht das mit Vorsatz. Dass sie aus ihrem Misserfolg nicht lernen, beunruhigt mich ein wenig. Möglicherweise durchblicke ich ihre Absichten und auch ihre Fähigkeiten noch nicht zur Genüge. Suchen sie nach einer Schwachstelle in meiner geistigen Abwehr? Lernen sie durch ihre Vorstöße vielleicht von Mal zu Mal, sich besser auf mich einzustellen?
    Ich merke, dass mich diese Fragen inzwischen fast so sehr beschäftigen wie meine unbändige Sehnsucht nach der Heimat und einer Rückkehr dorthin.
    Mit der Klarheit meiner Gedanken kehrt auch meine Entschlusskraft zurück. Ich ziehe Bilanz, was ich bislang geschafft habe. Es sind erste kleine Erfolge auf einem noch langen, beschwerlichen Weg. Aber ich schöpfe Motivation daraus. Ich beschließe, meine Ziele und Absichten klar zu formulieren.
    Auf der Liste ganz oben steht: Schaffung einer Konstruktion, die mir meine alte Beweglichkeit zurückgibt. An zweiter Stelle habe ich vermerkt: Sicherung meines Quartiers auch in Zeiten meiner Abwesenheit. Und an dritter Stelle folgt: Erkundung der Umgebung.
    Um diese Erkundung angehen zu können, muss ich die körperlichen Voraussetzungen dafür schaffen. Und so baue ich mit Hilfe des technischen Strandguts aus dem zeitlosen Raum sowie herumliegenden Schrottteilen ein Exoskelett, und mit dem ich meinen heruntergekommenen Körper unterstützen kann.
    Es fängt mit reinen Metallstützen an, die mir Halt geben, doch mit der Zeit und dem Fundus an Geräten aus dem zeitlosen Raum wird ein technisches Meisterwerk daraus, das mittels Servomotoren die natürlichen Bewegungen meiner Gliedmaßen verstärkt.
    Ich trainiere bis zur Erschöpfung, perfekt damit umzugehen. Es wird von Tag zu Tag leichter; sogar Sprünge gelingen mir schließlich.
    Zeit für die nächste Maßnahme: Sicherungen zu erstellen, die mein Quartier und mein Eigentum auch dann schützen, wenn ich unterwegs bin.
    Als ich der Meinung bin, genügend Fallen installiert zu haben, breche ich zum ersten Erkundungsgang auf, bewaffnet mit einer verkleinerten Version des Apparats, mit dem ich mir die Angreifer vom Leibe hielt.
    Obwohl ich seither nicht mehr von ihnen behelligt wurde, muss ich damit rechnen, dass sie mich beobachten. Manchmal spüre ich Blicke auf mir, deren Ursprung ich nicht erkennen kann.
    Eine beginnende Paranoia?
    Ich riskiere es, in einen Hinterhalt zu geraten, dennoch breche ich in die Richtung auf, von der ich noch nicht weiß, was mich dort erwartet. Sie liegt in der entgegengesetzten Richtung, die zum Dorf der Schlangen führt, und so ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass ich einem der geflügelten Biester oder einer ihrer Marionetten über den Weg laufe.
    Neben der Schockwaffe und einem Messer nehme ich auch Proviant mit: Essen, Trinken und Schlangengift. So werde ich mehrere Tage fern der Pyramide überstehen können.
    Die Schlangen in meinem Quartier sollten darauf hoffen, dass ich heil zurückkehre. Auch ihr Proviant reicht nicht länger als der meine. Kehre ich nicht zurück, werden sie jämmerlich krepieren.
    ***
    Der bizarr verzerrte Dschungel ist eine Welt in der Welt. Hier gelten andere Gesetze, herrschen andere Gefahren. Dies wird mir auf meinem Weg klar, der mir noch einmal ins Bewusstsein ruft, welche Kräfte bei dem Inferno freigesetzt wurden, dessen Ausgangspunkt das entartete Tor in den zeitlosen Raum war.
    Baumriesen sind zu Spiralen verdreht, und selbst Getier, das in meiner Nähe durchs Unterholz kriecht oder huscht, weist Verformungen auf. Zum ersten Mal wird mir bewusst, mit welchen Kräften wir spielen. Kräfte, die wir offenbar doch nicht bis ins Letzte kontrollieren und in Schach halten können.
    Noch vor Einbruch der Nacht öffnet sich der Wald vor mir und

Weitere Kostenlose Bücher