335 - Der verlorene Sohn
selbst erledigt. Er holte die Komponenten hervor und machte sich daran, sie in den Kopf des Androiden einzusetzen. Mit einem kleinen Handlaser verschweißte er die Verbindungen. Aber noch blieb der künstliche Körper leblos. Ihm fehlte das Bewusstsein – Aikos Bewusstsein!
Miki scannte den Raum. An den Wänden verliefen stählerne Werkbänke, auf denen allerlei Gerätschaften lagen. Irgendwo musste sich das Lesegerät befinden, mit dem Fudoh seine eigenen Erinnerungen abgespeichert hatte.
Wenig später entdeckte Miki es an der Stirnseite des Raumes, daneben ein Etui, das drei Datenkristalle enthielt – vermutlich befüllt mit Fudohs Bewusstseinskopie. Miki wischte sie zu Boden und zerstampfte sie unter seinen Plysterox-Füßen. Dann zog er den Kristall hervor, den Matt Drax ihm gegeben hatte, und schob ihn in das Lesegerät. Der Körper des Fudoh-Androiden war bereits mit dem Gerät verbunden, die Einstellungen waren gesetzt.
Miki hielt für einige Augenblicke inne, die Hand über dem Schalter, der die Übertragung starten sollte. Beinahe so, als wartete er auf etwas, das ihn daran hinderte, seinen Sohn ins Leben zurückzuholen.
Wie lange hatte das Schicksal ihn von Aiko getrennt. Immer wieder war der Datenkristall seinem Zugriff entzogen worden, war über die ganze Erde und sogar bis zum Mars gereist. Heute kehrte Aiko zurück. Und keine noch so grausame Laune des Schicksals vermochte das jetzt noch zu verhindern.
Miki betätigte den Schalter.
Surrend erwachte das Lesegerät zum Leben. Blassblaue Laserstrahlen schossen aus den integrierten Linsen hervor und tasteten die in die kristalline Struktur eingebetteten Daten ab. Anhand eines Ladebalkens konnte Miki verfolgen, wie die ausgelesenen Daten im Puffer des Geräts landeten und von dort auf die Speicherchips des Androiden übertragen wurden.
Der Transfer würde laut Anzeige knapp zwanzig Minuten dauern. Zeit genug, um eine andere Sache zu erledigen, die ihm sprichwörtlich unter den Nägeln brannte, seit er sein Sekundärgehirn und einige der Speicherplatinen aus seinem Kopf entfernt hatte. Hier fand er die Instrumente, die er benötigte. Er trat an eine Werkzeugbank, griff zu einem Schraubendreher und setzte ihn an. Zügig ging er zu Werke. Und beendet seine Arbeit innerhalb der Zeit.
Zufrieden trat er neben den Tisch, auf dem sein Sohn nun bald erwachen würde, und behielt gleichzeitig die Ladeanzeige im Blick. Die letzte Minute lief.
Arme und Beine des Androiden wurden von Stahlklammern gehalten. Miki beließ es dabei. Er wollte erst überprüfen, ob der Transfer des Geistesinhalts korrekt abgelaufen war.
Miki beugte sich vor, damit sein Sohn nach dem Erwachen eine vertraute Person erblicken würde.
Und dann, sieben Jahre nach seinem Tod, öffnete Aiko Tsuyoshi wieder die Augen.
***
Wo bin ich?
Verwirrt schlug er die Augen auf, fühlte seinen Körper. Seinen Körper? Irgendetwas stimmte nicht. Er versuchte den Arm zu heben, was jedoch misslang. Seine Arme und Beine waren offenbar gefesselt. Auch um seine Brust verspürte er einen Druck.
Erst jetzt fixierte sich sein Blick auf das Plysterox-Gebirge, das neben ihm aufragte.
Miki Takeo!
Das muss ein Albtraum sein!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich bin zweifellos in der Hölle!
» Aiko?«, erklang die künstliche Stimme Takeos. »Kannst du mich hören? Ängstige dich nicht! Deine Verwirrung ist völlig normal. Konzentriere dich. Erinnere dich daran, wer du bist.«
Ich weiß, wer ich bin, du verdammter Blecheimer!
Er bäumte sich in den Fesseln auf, sank aber – von Stahlklammern gehalten – aufstöhnend zurück.
»Dein Bewusstsein befindet sich in einem Androidenkörper«, plapperte Takeo weiter. »Deine letzte Erinnerung sollte die sein, hier in Amarillo in Narkose versetzt zu werden, für eine riskante Gehirnoperation. Erinnerst du dich?«
Nein, er erinnerte sich nicht. Was redete Takeo da?
Als er nicht antwortete, fuhr der Android fort: »Zuvor wurde ein Backup von deinem Gedächtnis gemacht. Das ist jetzt achteinhalb Jahre her, Aiko. Erst vor kurzem hat dein Freund Matthew Drax mir den Speicherkristall übergeben, und heute konnte ich die Bewusstseinskopie in einen neuen Körper transferieren.«
Matthew Drax! Der Speicherkristall! Wie ein Tsunami brach die Erinnerung über sein Denken herein.
General Arthur Crow spürte, wie die Krallen des fremdartigen Wesens, das seine Feinde den ZERSTÖRER nannten, in seine Substanz eindrangen. Es war widerstandsfähiger als gedacht. Immer
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