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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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zu beschreiben. Ich will nur anmerken, daß wir uns mit vollen Kräften der Versorgung der Verwundeten und Beerdigung der Toten widmeten.
    Turko verlor auch noch den letzten Hauch seines Spottes. Wir taten, was getan werden mußte, dabei wurde er immer stiller und abweisender. Er war nicht bedrückt; Nath und Seg konnten ihm versichern, daß seine Neunte Armee zwar schwer angeschlagen, aber nicht unwiederbringlich zerstört war.
    »Ja, wir bauen die Armee wieder auf.« Turko äußerte die Worte, als müsse er sie zwischen Granitsteinen mahlen.
    Ich wollte gerade zu einer Bemerkung ansetzen, die mir schon längere Zeit auf der Zunge lag, als Seg hinter mir erschien.
    »Da kommen Khe-Hi und Ling-Li-Lwingling.«
    Ich vernahm Segs Worte, drehte mich langsam um und sah den Zauberer und die Hexe aus Loh näherkommen. Vorsichtig stiegen die beiden über Unrat und Leichen. Zahlreiche Männer räumten auf, doch konnten sie nicht überall zugleich sein, und ich half an einer schlimmen Stelle, an der die Frösche mit besonderer Hagelwucht niedergegangen waren und sehr viele Opfer gefordert hatten.
    Ling-Li hatte sich eine Binde um den Kopf geschlungen, deren gelbe Färbung ihr Gesicht krank aussehen ließ. Sie schien die schlimmen Dinge ringsum nicht wahrzunehmen; ich hatte aber den Eindruck, daß ihr nichts entging.
    »Majister«, sagte Khe-Hi.
    Mein Blick suchte den seinen, und ich erblickte ihn wie an einem ganz normalen Tag: Er trug eine weiße Robe und das rötliche Haar sauber frisiert; sein gutaussehendes Gesicht wirkte ein wenig, kaum merklich runder als noch vor kurzem. Seine Stimme war das altgewohnte metallische Hilfsinstrument seines Willens. Ich spürte aber einen winzigen Anflug von Sorge. Khe-Hi hatte mich zuletzt gewöhnlich Dray genannt, eine Anrede, die nur sehr wenigen Menschen gestattet oder von ihnen erstrebt wird. Hier und jetzt sprach er das umfassende, formelle Majister aus, nicht einmal die Verkürzung ›Majis‹, die in meiner engeren Umgebung üblich geworden ist, und zeigte mir damit an, daß er unser Gespräch auf eine politisch-förmliche Ebene heben wollte. Nun ja ...
    »Khe-Hi«, sagte ich und wich damit seinem Eröffnungszug aus. Dann bedachte ich die Hexe aus Loh mit einer Kopfbewegung. »Ling-Li, ich hoffe, du bist nicht ernsthaft verletzt.«
    »Ein Kratzer.«
    Sie sagte nicht ›Majister‹; andererseits fand ich, daß sie sich noch nicht das Recht verdient hatte, mich Dray zu nennen, auch wenn sie uns gegen die Werwölfe aktiv unterstützt hatte. In früheren Beschreibungen habe ich ihr kleines Gesicht mit dem darum aufgetürmten kastanienroten Haar mit einer schön geschnitzten Maske aus Chem-Elfenbein verglichen, dem weichsten und sanftesten aller Elfenbeinmaterialien. Die Haut straffte sich ohne jede Schlaffheit über den Knochen; dennoch war sie nicht hager, denn ihre Schönheit, betont durch das strahlende Blau der Augen und den roten Mund über dem festen runden Kinn, schien mir tiefer zu gehen als die Haut und war offenkundig. Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, daß ein Teil ihrer Wirkung fehlte, daß das kränkliche Aussehen ihrer Haut nicht nur von dem gelben Kopfband herrührte.
    »Ich hoffe, du hast dich bald erholt.« Ich wandte mich wieder an den Zauberer aus Loh. »Erzähl mir davon, Khe-Hi!«
    Zauberer und Hexen aus Loh genießen auf Kregen einen besonderen Ruf, den sie sich auch verdient haben. Sie verfügen über unergründliche Fähigkeiten – einfache Menschen trauen ihnen einfach alles zu. Ich bin aber Zauberern und Hexen aus Loh begegnet, die in ihrer Beherrschung der thaumaturgischen Künste eher Mittelmaß waren. Natürlich waren sie trotzdem noch mächtiger als die meisten Zauberer anderer Disziplinen – die meisten, nicht alle. Zauberer aus Loh, die das Maß ihrer Kollegen nicht ganz erreichen, nutzen aber gleichwohl schamlos den Ruf ihrer Gilde aus. Sie verlassen sich auf die Ängste, die ihre Kollegen verbreiten. Auf diese Weise schlagen sie sich durch.
    Khe-Hi Bjanching und Ling-Li-Lwingling waren Zauberer höchster Rangordnung. Khe-Hi, so stellte ich mir vor, würde eines Tages, wenn er den Zenit seines Lebens erreichte, womöglich mächtiger sein als beinahe jeder andere Zauberer aus Loh. Zumindest hatte er Deb-Lu-Quienyin eingeholt, der viele Perioden älter war als er, wenn nicht gar übertroffen.
    Csitra, eine Hexe aus Loh, war ebenfalls überaus fähig, und das Kharma des Kindes, des Uhu Phunik, würde wachsen und ihre Möglichkeiten übertreffen.

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