Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Voller Schrecken stellte ich mir die Frage, ob Phunik wohl das Kharma seines Vaters Phu-Si-Yantong überragen werde, der zum Glück von dieser Welt gegangen war – der gemeine Kerl!
    Als Laie sah ich die Lage so: Auf einer Seite stand eine mächtige Zauberin, unterstützt von ihrem noch nicht ganz so erfahrenen Kind, auf der anderen zwei sehr erfahrene Magier. Theoretisch hätte der Vorteil klar auf unserer Seite liegen müssen.
    Aber das tat er nicht.
    Und das war ganz natürlich angesichts der undurchsichtigen, riskanten Ausprägung der Thaumaturgie und ihrer Anwendung auf die Probleme des Lebens.
    Wenn Deb-Lu sich beteiligt hätte, wären wir klar im Vorteil gewesen. Er war aber zur Zeit in eigenen Angelegenheiten unterwegs. Wenn ich Deb-Lu nicht falsch einschätzte, ging es dabei um das Wohlergehen Vallias und nicht zuletzt auch Delias und meiner selbst.
    Khe-Hi vollführte mit der rechten Hand eine langsame Bewegung; die Linke wurde von Ling-Li festgehalten. »Ich bin untröstlich wegen der toten Soldaten ...«
    Khe-Hi sprach die Wahrheit, das wußte ich. Mir liegt wenig an Menschen, die keinen Respekt vor dem menschlichen Leben haben. Auch dies kennzeichnet mich als einen ganz normalen Mann ohne besondere Befähigung für das Herrscheramt, für die Aufgabe, andere zu führen, als Person, die im Interesse des großen Ganzen rücksichtslos Menschenleben opfern kann.
    Ich nickte, und Khe-Hi setzte seine Erklärung fort.
    »Du weißt, daß Csitra einen mächtigen Energiestrahl durch die Verteidigungsbarrieren schicken kann, die wir errichtet haben – nach der alten militärischen Maxime, daß jeder konzentrierte Angriff eine auf ein zu großes Gebiet ausgedehnte Abwehr mürbe machen muß.« Khe-Hi blickte zu mir auf und fügte hinzu: »Unsere Abwehr ist allerdings teilweise ziemlich konzentriert.«
    Auf seine umständliche Art wollte er damit sagen, daß die Zauberer aus Loh bisher schon in großem Maße Zauberkräfte aufgewendet hatten, um gewisse Leute zu schützen, die für das Wohlergehen des Herrschers wichtig waren. Ich mußte jedes Schuldgefühl unterdrücken, weil ich und Delia und meine Familie und Klingengefährten auf diese Weise beschützt wurden. Sollten wir untergehen, war es auch um Vallia geschehen. Wir hatten in den Zeiten der Unruhe erlebt, was das bedeutete. Kein vernünftiger Mensch wollte die Uhr dorthin zurückdrehen.
    Dabei ging es nicht nur einfach um die Frage, wer Herr des Reiches sein sollte. Die Flutmänner, die wir abgewehrt hatten, waren ein winziges Beispiel dafür, worunter die ganze Insel gelitten hatte und wieder leiden würde, sollten die bösen Zeiten zurückkehren.
    »Du begreifst jetzt sicher auch, Majister, daß ich für Ling-Li und mich eine Haube schaffen mußte, denn hätte uns ein Frosch den Schädel zerschmettert, nun ja – ich brauche wohl nicht weiterzusprechen.«
    »Das hast du völlig richtig gesehen.«
    Die beiden Magier, Seg, Turko, Nath und ich bildeten einen Halbkreis abseits der anderen, die nichts dagegen hatten. Zauberer, vor allem Zauberer aus Loh, galten als unberechenbar und als mögliche Gefahr für Umstehende. Die Swods setzten ihre Aufräumungsarbeiten fort, und nur wenige bedachten uns überhaupt mit neugierigen Blicken.
    Da wir unter uns waren, konnte ich sagen: »Nun hör mal, Khe-Hi, wir sind seit langem Freunde. Warum nennst du mich plötzlich wieder Majister?«
    Ling-Li antwortete: »Ich fürchtete, du nähmst es uns übel, daß wir so lange gebraucht haben, würdest über uns richten und uns verdammen ...«
    Beinahe entfuhr es mir, daß ihr Liedchen nun ja doch ziemlich anders klang, nachdem sie mich Tikshim genannt und aufgefordert hatte, mich zu den Bänken neben dem Jikaidabrett zu begeben, auf dem Todes-Jikaida gespielt wurde. Ich verkniff mir ein Lächeln.
    »Wenn ihr euch eines Verbrechens schuldig wähnt, vielleicht könntet es ihr mir beschreiben?«
    Hastig warf Khe-Hi ein: »Nein, Dray, wir sind nicht schuldig im juristischen Sinne, und das wissen wir auch. Was getan werden mußte, taten wir, so schnell es ging. Es dauerte eben seine Zeit. Ling-Li dachte, du würdest ...«
    »Du, Khe-Hi, hättest es eigentlich besser wissen müssen.«
    »O gewiß. Aber ich konnte Ling-Li nicht überzeugen ...«
    »Beim nächstenmal, Ling-Li ...«, sagte ich mit meiner altbekannten knarrenden Stimme, und mein Gesicht ließ bestimmt den alten teuflischen Ausdruck durchscheinen, denn die Hexe aus Loh wich unwillkürlich zurück. »Beim nächstenmal

Weitere Kostenlose Bücher