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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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unterstellt, daß Menschen, die zur Selbstanalyse neigen, nicht erwachsen sein können, überzeugt er mich letztlich nicht. Und dich ebenfalls nicht, wie du eben mit deiner Antwort hast erkennen lassen.«
    Nalgre benutzte für die Ideen, die ich hier wiedergebe, natürlich kregische Namen, so auch für die Bezeichnung ›Selbstanalyse‹. Mir kam der Gedanke, daß ich, so gesehen, noch nicht erwachsen sein konnte, weil ich mein Tun ständig in Frage stellte. Bedeutete dies, daß ein Mensch, der genau wußte, daß er immer recht hatte, voll erwachsen war? Die Theorie schien diesen Umkehrschluß zuzulassen.
    In der realen Welt, ob auf Kregen oder der Erde, löste ein Mensch, der sein Handeln stets als richtig ansah, meistens eine Reihe von Katastrophen aus. Ließ ich mich außerdem zuviel über meine Probleme aus? Ich könnte doch einfach losschlagen und durchpreschen wie früher und mich um nichts anderes kümmern. Damals erschien mir das der eher unreife Lebensansatz zu sein. Meine Gefühle zu Vallia, zu ganz Paz, zu der bevorstehenden Auseinandersetzung mit den Shanks, die anscheinend nur rauben und töten wollten, zwang mich zu Entscheidungen, deren Ausmaß mich bestürzen würde, müßte ich der Ansicht sein, daß diese Entscheidungen nicht so sehr falsch, sondern mit falscher Zielrichtung getroffen worden wären.
    Die wirkliche Welt meldete sich wieder zu Wort, denn Nalgre stand in den Steigbügeln auf und deutete nach vorn: »Dort ist der Turm, auf den wir achten sollten. Ich sehe außerdem die Mauern von Tali. Gut! Ich schlage vor, wir machen bei der ersten Taverne Rast und gönnen uns ein Bier.«
    »Und einen Teller Palines.« Nun sprachen wir endlich über die wichtigen Dinge des Lebens, bei Krun!
    Es konnte keinen Zweifel geben, daß die philosophischen Theorien Olasephs des Nik zutreffend waren, soweit sie die Stadt Tali betrafen. Die Mauern waren hoch und dick, die Türme zahlreich und widerstandsfähig, die blinkenden Waffen auf den Bastionen ein klarer Hinweis auf eine kampfstarke Garnison. Blauweiß schienen die fernen Schneeberge vor dem Horizont zu schweben. Von dort kamen die Gefahren, gegen die Tali sich wappnete.
    Wir hatten die Nordgrenze von Natyzha Famphreons Falkerdrin passiert und ritten nun durch das Vadvarat Kavinstock. Der hiesige Herrscher, der Vad, war ein gewisser Nalgre Sultant gewesen. Er und ich hatten uns mehrfach gestritten. Er war ein fanatischer Racter, für viele Menschen ein unberechenbarer Wilder, ein Mann, der mich zutiefst haßte, während er auch nicht gerade zu den Leuten gehörte, die ich liebte. Durchaus möglich, daß er als tot galt und hier in Kavinstock bereits seine Erben herrschten.
    Als Angehöriger des inneren Zirkels, der die Handlungen und Pläne der Racter lenkte, tat Nalgre Sultant, was Natyzha ihm sagte. Sollte ich ihm über den Weg laufen, mochte er sechs Zoll Stahl abbekommen ...
    Während Nalgre der Punkt und ich auf das mächtige Tor in den abweisenden Mauern zuritten, versuchte ich mir vorzustellen, was Natyzha hier oben wollte, wenn sie sich dem Tode nahe wähnte. Daß sie die wichtigste Stimme in den Ratsgremien der Racter war, stand außer Frage, ebenso daß Racter wie Nalgre Sultant und Ered Imlien, der schon vor langer Zeit seine Thengel-Besitzungen verloren hatte, um die Vorherrschaft kämpften – gegeneinander und gegen Dritte.
    Unbehindert ritten wir durch Talis Toth-Tor.
    Die meisten Stadtmauern in Vallia sind alt, errichtet vor langer Zeit, als das Land sich noch in zahlreiche kleine Königreiche gliederte. Einige Wehranlagen sind gepflegt. Die Mauern Talis waren ziemlich dick; im Kopf zählte ich die Schritte und kam auf ganze sechzig. Diese Wehrmauern waren gegen die Räuber aus den Bergen des Nordens errichtet worden. Jetzt dienten sie als Schutzwall gegen Überfälle des Königs von Nord-Vallia.
    Dicke Mauern und zahlreiche Regimenter standen gegen die Gefahren aus dem Norden. War es anmaßend, mich zu fragen, welche Gefahr ich wohl für diese Festungsstadt der Racter darstellte?

13
     
     
    Peng! knallte das Holzschwert dem Soldaten gegen die Brust und gleich darauf auch gegen seinen Kopf. Das Mädchen, das gewaltig ausholte und bis auf einen Lendenschurz nackt war, keuchte vor Anstrengung. Sie war schweißbedeckt, das Haar hatte sie unter einem kleinen Körbchen zusammengebunden. Der Soldat wurde von einer strohgefüllten Holzrüstung geschützt. Er zuckte wie eine Marionette und wurde von etwa jedem vierten Schlag des Mädchens sauber

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