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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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getroffen.
    Nalgre der Punkt trat vor; er trug eine reichverzierte Uniform und eine Sammlung von Bändern und Schärpen in einer beißenden grüngelben Mischung.
    Er schob seine Metallklinge gegen das Holzschwert des Mädchens.
    »Noch ist das nicht ganz richtig, meine Dame. Schau ...«
    Nalgre zeigte dem Mädchen, wie es zwischen den Hieben die Hand wenden mußte. Sein Pandagesicht zeigte keinerlei Ungeduld, und er sprach ganz normal. Ganz nüchtern brachte er dem hochmütigen Mädchen die Anfangsbegriffe des Schwertkampfes bei – oder der Schwertkunst, wie ich lieber sage. Etwas Staub wirbelte durch den Trainingshof, aufgewirbelt von scharrenden Füßen, aber ein Baum ragte über die Südwand und verbreitete kühlenden Schatten. In diesem nördlichen Breitengrad der gemäßigten Klimazone ließ sich körperliche Bewegung schon ohne Unbehagen ertragen.
    Ich stand im Schatten des kleinen Dachvorbaus am Tor und wartete darauf, daß Nalgre seine Übungsstunde beendete.
    Als er sie endlich keuchend gehen ließ, sagte er: »Meine Dame, sag deinem Vater, daß ich erst halb zufrieden mit dir bin.«
    »Ach, Nalgre! Du wirst noch alles verderben!«
    Sie schien ein ziemlich willensstarkes Wesen zu sein; sie hatte langes braunes Haar, eine schöne Figur und einen schiefen Schmollmund, den ein wenig echter Kummer nur verschönen konnte – nicht daß ich irgendeinem Mitmenschen Leid wünsche. In den meisten Fällen ist der normale Mensch damit überfordert und wird eher davon zu Boden gedrückt als geadelt.
    »Wie auch immer, meine Dame, das ist meine Botschaft.«
    Nalgre sagte zu dem Swod: »Vielen Dank, Garnath. Du hast gut gespielt. Morgen zur gleichen Zeit.«
    »Quidang!« sagte der Swod energisch und empfahl sich.
    Er verdiente sich einige Extra-Silberstücke mit diesem Dienst. Nun hängte er die Holzrüstung säuberlich an den Haken, während das Mädchen das Holzschwert den beiden Sklavinnen zuwarf, die auf den Hof gelaufen kamen. Sie war eine sehr hochnäsige junge Dame.
    Über die andere Mauer, hinter der sich eine Bäckerei befand, wehte frischer Brotgeruch herbei. Nalgre Sultant – genauer: sein Sohn Ornol – führte auf seinen Besitzungen in Kavinstock ein bequemes Leben. Überfälle aus dem Norden mochten die Ansässigen plagen; ihre Speisen und Getränke ließen sich aus dem tiefen Süden herbeibringen, und auf die gute alte kregische Art erstrebte man seine sechs bis acht Mahlzeiten am Tag.
    Die Sklavinnen hüllten die junge Herrin in einen Mantel, und sie eilte hinaus, ohne Nalgre noch einen Blick zuzuwerfen, der mich mit seinem Pandalächeln anschaute und seine Sachen zusammensuchte, ehe er zu mir herüberkam.
    »Hast du Zeit für einen kleinen Kehlenanfeuchter, Kadar?«
    »Gewiß, Nalgre, ganz bestimmt. Ein bißchen problematisch, die Kleine, nicht wahr?«
    »Für den Dummkopf, der sie mal heiratet, gewiß. Sie tut, was ihr Vater Ornol ihr sagt. Dafür danke ich immerhin.«
    »Zur Offenen Hand? «
    »Ich dachte eher an den Gefiederten Ponsho .«
    »Wie du willst.«
    In den engen Straßen drängten sich Menschen, die speziell für die heutigen Feiern vom Land herbeigereist waren. Wenn man auf den Kyro der Esel hinabschaute, konnte man sich vorstellen, eine Scheibe Brot voller Ameisen vor sich zu haben. Die Menschen, die ihre beste Kleidung trugen, bewegten sich dicht an dicht und erzeugten ein stetiges Surren der Erregung. Von den Gerüchen will ich lieber nicht reden.
    Die Gefolgsleute Nojas des Shriven, einer anständigen Religion dieser Gegend, kosteten die gewährten Freiheiten voll aus. Daß heute zugleich der Tag des Bescheidenen Opaz war, wurde nicht vergessen; die Priester Opaz' hielten sich an diesem Tag Nojas des Shriven aber sehr zurück.
    Nalgre und ich drängten uns hindurch und erreichten schließlich den engen Eingang des Gefiederten Ponsho. Die kräftigen Wächter an der Tür ließen uns ein, weil wir bekannte, wenn auch relativ neue Gäste waren und überdies Soldaten – und keine staunenden Landpomeranzen.
    Wir hatten erreicht, was wir erreicht hatten, weil ich darauf achtete, daß wir einem Regiment beitraten, das der Person Natyzha Famphreons möglichst nahe war. Unter den gegebenen Umständen kam die Leibwache Nalgre Sultants diesem Ziel am nächsten. Er tauchte selten auf; sein Sohn Ornol führte das alleinige Kommando.
    Seit einem Monat der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln hatte niemand die Kov-Witwe mehr gesehen. Ihre Verfügungen aber kamen mit der gewohnten Häufigkeit. Man

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