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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Wächter von Natyzhas persönlicher Juruk wechselten regelmäßig, und wenn ich nicht bald für diesen Dienst eingeteilt wurde, mußte ich versuchen, die Klippe von außen zu ersteigen.
    In dieser Periode, das war mir durchaus klar, nutzte ich die Zeit, mich ein wenig von den Problemen abzuwenden, die mir zu schaffen machten. Natyzha hatte mich um Hilfe gebeten, und ich hatte sie ihr versprochen. Sie mochte eine alte Schraube sein und im Mittelpunkt unseres Racter-Feindbildes stehen; sie konnte aber auch den Angelpunkt abgeben, über den mein Hebel die Macht der Racter zu Fall brachte. Ich verschwendete hier nicht meine Zeit.
    Es gab keine Gelegenheit, ein Luftboot zu stehlen.
    Zum einen war die winzige Luftflotte fast ständig im Patrouillendienst gegen die Schneeberge unterwegs, zum anderen wurde die Handvoll Voller, die sich in der Stadt befand, so intensiv bewacht, wie in manchen lohischen Ländern eine Jungfrau unter Kontrolle steht. Diese Wächter entstammten nicht der Juruk, der sich Nalgre und ich angeschlossen hatten.
    Von Sattelvögeln sah ich keine Spur.
    Ornol Sultant hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Vater Nalgre Sultant. Beide hatten die dünnen Lippen und hochmütigen Augen des echten Aristokraten. Sie kannten ihre Stellung in der Welt. Ornol trug allerdings die Spuren eines zu guten Lebens zur Schau und pflegte sich den Bauch mit einer auffallenden Geste zu reiben, die anzeigte, daß sich in seinen Gedärmen womöglich ein Ärger zusammenbraute.
    In dieser Zeit ereigneten sich einige Vorfälle, die selbst für mich, der ich an die überraschenden Verquickungen kregischen Lebens gewöhnt war, nichts miteinander zu tun haben schienen.
    Aber ich hätte es besser wissen sollen. Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß die Ereignisse auf Kregen erstaunlich unterschiedlich sein können, daß sie anscheinend keinerlei Verbindung haben, weil sie so absolut unähnlich sind; dabei steht bei allen ein raffinierter Plan im Hintergrund.
    Schon das nächste Mal, wenn ich annehme, daß Ursachen und Folgen nichts miteinander zu tun haben, könnte ich damit einen elementaren Fehler machen, der zugleich mein letzter wäre. Wirkungen scheinen rein zufällig einzutreten, und oft kann man die darunterliegende Verbindung nicht ausmachen. Mein Umgang mit den Herren der Sterne und ihrer erkennbaren Gleichgültigkeit gegenüber meiner Notlage verstellte mir den Blick auf die Vernunft.
    Als wir unseren Dienst für heute abgeleistet hatten, begab ich mich mit Nalgre an eine reservierte Stelle auf einem Balken an der Schmalseite des großen Kyros von Kavin. Der weite Platz, ausgelegt mit achteckigen umbrabraunen, ockergelben und grünen Fliesen, den Farben Kavinstocks, erstreckte sich unter der Südmauer des Palasts Talis Krone. Die tiefstehenden Sonnen warfen starke Schatten von Säulen und Türmen auf das helle Mauerwerk. In der Mitte des Gebäudes ragte ein langer breiter Balkon vor.
    Hier zeigte sich Natyzha Famphreon der Bevölkerung.
    Sie hatte eine gute Wahl getroffen, denn heute, da die Anhänger Nojas des Shriven herbeiströmten, war die Stadt wirklich voll.
    Sie hielt keine Rede; ihre Stimme hätte dazu nicht ausgereicht. Statt dessen bellte ein kräftiger Stentor ihre Worte. Es waren altbekannte schwülstige Äußerungen, die dem Volk Freude bereiten sollten. Natyzha Famphreon versprach, die Zukunft der Menschen zu sichern, den Krieg gegen Nord-Vallia fortzusetzen, ebenso gegen einen Feind, der ›Süd-Vallia‹ genannt wurde. Mir fiel auf, daß die Rede gut ankam. Es wurden allerdings keine Speisen, kein Wein und auch kein Geld dargeboten.
    Besonders betonte sie, welch großen Spaß die braven Bürger Kavinstocks und Falkerdrins und der anderen Racter-Provinzen an den Diensten der Sklaven hatten.
    »Dieses Privileg will euch der sogenannte Herrscher von Vallia nehmen!« Die gewaltige Stimme hallte hohl von den Gebäuden wider und schallte über den weiten Platz. Einige dürre Vögel wurden von dem Lärm aufgescheucht. Die Menschenmenge scharrte mit den Füßen, jubelte und verbreitete ihre Düfte in der Abendluft.
    Ich hatte kein Spionglas bei mir, was ich sehr bedauerte; aber bald würde ich Natyzha ja persönlich sehen, das nahm ich mir fest vor. Wenn sie sich nicht verändert hatte, war ihr Gesicht noch immer wie das eines Nußknackers, walnußbraun und gezeichnet von einem Leben der Intrige, und ihr verwöhnter Körper war noch immer lockend-wohlgeformt. Welch alte Schreckschraube sie doch war!
    Ihre Gestalt

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