34 Kurz-Krimis (German Edition)
Verlag je zur Hälfte, nicht wahr?"
"Ja."
"Und sie haben sich gegenseitig als Begünstigte einer Lebensversicherung eingesetzt."
"Das macht man in einem solchen Fall so."
"Mag sein. Jedenfalls sind Sie jetzt alleiniger Chef. Und vor allem kann Ihre Frau jetzt nicht mehr ihren Teil aus dem Verlag herausziehen, was ja im Fall einer Scheidung vielleicht möglich gewesen wäre. Dann wären Sie ruiniert gewesen!"
"Sie denken, daß ich...?" Winkler stockte.
"Ich will Ihnen sagen, wie ich mir die Sache zurechtgelegt habe", erklärte Larsen und Winkler machte einen überaus gereizten Ausdruck.
"Frau Winkler ist wahrscheinlich hier, in dieser Wohnung erwürgt worden -
und zwar gestern nacht. Dann wurde die Leiche an Bord der Segelyacht gebracht. Es war Flut; beste Voraussetzung um auszulaufen. Ein Angler hat das übrigens beobachtet. Der Mann angelt regelmäßig nachts am Seeufer, wenn Flut ist. Er hat beobachtet, wie die Yacht ausgelaufen ist, aber er hat auch beobachtet, daß sie wieder zurückkam."
"Da komme ich nicht mit!" meinte Winkler säuerlich.
"Der Angler hat dann noch beobachtet, daß vom Boot aus etwas ins Wasser geworfen wurde. Es war eine mondhelle Nacht, aber natürlich konnte er nicht genau sagen, worum es sich dabei handelte.
Erst jetzt, da er von der Toten am Strand hörte, brachte er beide Dinge in einen Zusammenhang. Vermutlich hat er gesehen, wie ihre Frau ins Meer geworfen wurde, Herr Winkler. Selbstverständlich mußte der Mörder irgendwie zurück an Land gelangen. Deshalb kehrte er zur Anlegestelle zurück und ließ die Yacht dann ins Meer treiben."
Winkler schluckte. "Dann... Dann hat der Angler auch den..." Er stockte.
"...den Täter gesehen?"
Larsen schwieg. "Nun...", sagte er dann gedehnt.
"Wer war es?"
"Haben Sie wirklich keine Ahnung? Herr Winkler, Sie sollten sich vielleicht einen Anwalt nehmen..."
"Nein!" mischte sich da Eva Ludwig ein. Sie erhob sich und fuhr fort:
"Ich habe Frau Winkler getötet!"
"Du, Eva?" rief Ernst Winkler ungläubig.
"Ja. Du hast es immer wieder abgelehnt, dich scheiden zu lassen. Ich dachte, wenn Erika tot ist, hätten wir vielleicht eine Zukunft zusammen.
Aber ich möchte nicht, daß man dich deswegen verurteilt!" Sie wandte sich an Larsen. "Ich hoffe, Sie glauben mir, Kommissar!"
Larsen nickte "Ich hatte gehofft, daß Sie so reagieren würden, Frau Ludwig. Und ich glaube Ihnen aufs Wort - Schon wegen Ihrer Fingernägel.
Frau Winkler ist von jemandem mit langen Fingernägeln erwürgt worden, was für eine Frau als Täterin spricht. Gleich als ich Herrn Winkler kennenlernte, fielen mir seine abgekauten Nägel auf. Aber Sie, Frau Ludwig, haben gepflegte, lackierte und vor allem sehr lange Nägel."
EINE BÖSE ÜBERRASCHUNG
Als Harry Kammerer den Waldsee erreichte, nieselte es ein wenig.
Grau und düster hingen die Wolken über den schmucken Nur-Dach-Häusern, die um den See herum aufgestellt waren. Kammerers Haus lag in besonders bevorzugter Lage, direkt am Wasser mit Bootssteg und Anlegeplatz.
Er verschloß gewissenhaft seinen Wagen und ging raschen Schrittes auf die Haustür zu. Mit einer schnellen Bewegung steckte er den Schlüssel ins Schloß, öffnete die Tür und trat über die Schwelle.
Mitten in der Bewegung hielt er dann abrupt inne.
Er blickte direkt in die Mündung eines Revolvers.
*
"Schließen Sie die Tür und setzen Sie sich!"
sagte eine Männerstimme und Kammerer hielt es für besser, der Aufforderung Folge zu leisten.
Sein Gegenüber war mit einem Strumpf maskiert und hatte ihn wohl schon durch das Fenster kommen sehen. Irgendetwas kam Kammerer an diesem Kerl bekannt vor. Die Stimme... Er glaubte, sie bereits schon einmal gehört zu haben!
"Ich hoffe, daß Sie keine Schwierigkeiten machen!" sagte der Maskierte rauh.
"Ein Landstreicher sind Sie nicht", überlegte Kammerer laut. "Ein Bankräuber vielleicht?
Raubmörder? Oder lediglich ein ausgebrochener Sträfling, der versucht, seinen Verfolgern zu entkommen und irgendwo für ein paar Tage untertauchen möchte ..."
Die Erkenntnis war dann wie ein greller Blitz, der schmerzhaft durch Kammerers Gehirn schoß.
"Kurt...", murmelte er.
"Was?"
Auf einmal erinnerte sich Kammerer wieder an die Stimme seines Gegenübers.
"Kurt Jensen! Ich erkenne dich an der Stimme!"
"Reden Sie keinen Unsinn!"
"Doch, ich bin mir sicher! Wir haben zusammen Abitur gemacht!"
Es folgte ein langer Augenblick des Schweigens.
"Vor wem läufst du davon, Kurt?" fragte Kammerer
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