34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Hütte fort waren?“
„Sie würden meine Hütte nur durch großen Zufall finden. Indessen werde ich Daya fragen.“
„Ja, tun Sie das, Petro! Haben Sie einmal die Namen Monteso und Cadera gehört?“
„Nein. Welche Fragen sind das, die Sie mir vorlegen, Señor! Sie erscheinen mir ganz sonderbar.“
„Nun, ich will Ihnen nur noch die eine vorlegen: Wer hat Ihnen den Auftrag erteilt, auf einen Mann zu schießen, welcher lederne Kleidung trägt?“
„Kein Mensch! Niemand! Es ist ja nur aus Versehen geschehen. Sie können das glauben.“
„Gut, ich will es glauben und Ihnen verzeihen, daß Sie mich in Todesgefahr gebracht haben.“
„Sind Sie nun mit Ihren Fragen zu Ende?“
„Ja.“
„So darf ich Sie nach dem Lagerplatz führen, von welchem ich Ihnen vorhin sagte?“
„Wir bitten darum, Petro. Vorher aber können Sie uns einen großen Gefallen tun. Wollen Sie uns die Jagdbeute verkaufen, welche Sie da drüben niedergelegt haben? Ich bezahle sie Ihnen gut.“
„Das geht nicht, Señor!“ antwortete er erschrocken.
„Warum nicht?“
„Weil Sie das Fleisch nicht essen können.“
„Ich esse jedes Fleisch.“
„Auch das des Meerschweines, das den Europäern so sehr nach Tran schmeckt?“
„Wer sagt Ihnen, daß ich ein Europäer bin?“
„Ich sehe es Ihnen an.“
„Lieber Freund, Ihr Scharfblick beginnt mir beinahe unbehaglich zu werden. Vor Ihrem Auge scheint kein Geheimnis sicher zu sein. Wollen Sie uns das Fleisch verkaufen?“
Nach einigem Nachdenken antwortete er:
„Ich brauche es selbst sehr nötig.“
„Ein ganzes Wasserschwein, welches wohl einen Zentner wiegt, für zwei Personen? Wir wollen nur einige Stücke davon. Sie werden doch den guten Bruder Hilario nicht hungern lassen wollen!“
„Nein, nein! Aber Wasserschweine braucht er nicht zu essen. Ich habe gute, frische Fische daheim. Mein Weib hat sie gefangen.“
„Dennoch ziehen wir das Wasserschwein vor. Holen Sie es!“
„Nun, wenn Sie durchaus wollen, so muß ich freilich gehorchen. Ich bin gleich wieder da!“
Er entfernte sich. Als seine Schritte nicht mehr zu hören waren, sagte der Bruder leise:
„Wer hätte das gedacht! Er will uns betrügen!“
„Nicht betrügen, sondern nur täuschen“, antwortete ich. „Er sagt die Unwahrheit, um uns nützlich zu sein. Gar nicht weit von hier, da, zur linken Hand, befinden sich unsere Feinde.“
„Woher wissen Sie das?“
„Er hat es gesagt.“
„Ich hörte kein Wort!“
„Und ich habe meine Fragen so gesetzt, daß er mir es sagen mußte. Er hat kein Wasserschwein erlegt.“
„Sollte er auch da gelogen haben?“
„Ich bin überzeugt davon. Er wird es nicht bringen.“
„So straft er sich ja selbst Lügen!“
„Nein. Er wird eine Ausrede machen, vielleicht, daß der Jaguar gekommen ist.“
„So meinen Sie, daß er es mit unsern Feinden hält?“
„Ja, aber auch mit uns. Nun fragt es sich, was bei ihm schwerer wiegt, die Zuneigung für Sie oder der Vorteil, welcher ihm von den andern versprochen worden ist.“
„Ich hoffe das erstere.“
„Ich auch. Sollte das nicht sein, so werde ich noch eine kleine Drohung für uns in die Waagschale legen. Pst, er kommt!“
Es war ganz so, wie ich erwartet hatte: Er kam mit leeren Händen.
„Nun, wo haben Sie das Wasserschwein?“ fragte ich im Ton der Enttäuschung.
„Oh, Señor, habe ich nicht recht gehabt, als ich Sie zur Vorsicht mahnte? Der Jaguar war in der Nähe!“
„Was geht uns der Jaguar an?“
„Sehr viel. Er hat mein schönes Wasserschwein geholt. Ich beklage das sehr, da ich Ihnen nun nicht davon geben kann; aber es ist ein großes Glück dabei. Hätte er das Wasserschwein nicht gefunden, so wäre er hier über uns hergefallen. Wir wollen diesen Ort sofort verlassen!“
„Das hat keine Eile. Hat der Jaguar das Schwein gefressen, so ist er satt, daß er nach uns kein Verlangen trägt.“
„Aber sein Weibchen ist auch da!“
„Setzen Sie sich getrost noch einen Augenblick nieder! Ich hege die Überzeugung, daß der Jaguar so höflich und liebevoll gewesen ist, seine Señora an der Mahlzeit teilnehmen zu lassen.“
„Herr, Sie sind sehr verwegen!“
„Nein, sondern ich lasse mir nur nicht leicht da bange machen, wo gar keine Gefahr vorhanden ist.“
Er setzte sich zögernd wieder nieder und meinte in mürrischem Ton:
„Ganz wie Sie wollen! Aber auf mich kommt keine Schuld, wenn ein Unglück geschieht. Wir sollten lieber sogleich aufbrechen.“
„Dazu bin ich unter der
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