Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
seinem Äußeren nicht mit Daya zu vergleichen. Seine Figur war nicht hoch, aber stark und breitschultrig. Er war ein Gegner, den man im Kampf nicht gering schätzen durfte. Seine starken Glieder steckten in Callico. An den Füßen trug er nichts, trotz der schlangenreichen Gegend, in welcher er wohnte. Auch sein Kopf war unbedeckt. Das Haar trug er kurzgeschoren. Seine Bewaffnung bestand aus einem Messer, dem Blasrohr und einem kleinen ausgehöhlten Kürbis, welcher ihm an einer Schnur von der Achsel hing. In diesem Kürbis steckten die vergifteten Pfeile. Er wollte sich nicht von mir ausfragen lassen, weil er mich mehr fürchtete als den Bruder. Das war mir ein Beweis, daß er mit den Bolamännern von uns gesprochen hatte, und daß dabei auch von mir, vielleicht ganz besonders von mir, die Rede gewesen war. Man hatte mich wohl als denjenigen bezeichnet, vor welchem man sich am meisten in acht nehmen müsse.
    „Petro Aynas, haben Sie denn ein böses Gewissen, daß Sie sich vor uns anderen fürchten?“ fragte ich ihn.
    „Nein“, antwortete er. „Hätte ich ein böses Gewissen, so müßte ich doch gerade den Bruder am meisten fürchten.“
    Der Mann war nicht nur schlau, sondern auch spitzfindig.
    „Nun, wenn Sie ein so gutes Gewissen haben, so können Sie auch mit uns reden. Weigern Sie sich dessen, so müssen Sie unser Mißtrauen erwecken.“
    „Sie brauchen mir nicht mißtrauen, denn ich bin ein ehrlicher Mann!“
    „Das glaube ich Ihnen gern. Wo befindet sich denn eigentlich Ihre Wohnung?“
    „Gar nicht weit von hier.“
    „So! Könnten wir nicht vielleicht dort übernachten?“
    „Nein, nein, Señor!“ antwortete er schnell und ängstlich.
    Daraus war zu schließen, daß die Bolamänner dort zu tun hatten.
    „Warum nicht?“ fragte ich. „Der Bruder hat uns von Ihnen erzählt. Nach seiner Schilderung von Ihnen hätte ich Sie für einen gastfreundlicheren Mann gehalten, als Sie zu sein scheinen.“
    „Meine Hütte paßt nicht für Sie, denn das Fieber schleicht um sie.“
    „Das fürchte ich nicht.“
    „Es würde Sie ergreifen, ganz gewiß, weil Sie neu im Land sind.“
    Jetzt vergaloppierte er sich trotz seiner Schlauheit abermals.
    „Woher wissen Sie denn, daß ich ein Neuling bin?“
    Er sah ein, daß er eine Dummheit begangen hatte, antwortete aber ohne alle Verlegenheit:
    „Ich sehe es Ihnen an.“
    „So haben Sie ein sehr scharfes Auge für Fremde, Petro. Da wir nicht in Ihrer Hütte bleiben können, so weisen Sie uns wohl einen bessern Platz zum Lagern an. Sie kennen ja die Gegend.“
    „Oh, sehr genau! Ich weiß einen herrlichen Platz für Sie, am Fluß aufwärts.“
    „Wie weit?“
    „Nur eine ganz kleine halbe Stunde.“
    Er ahnte nicht, daß er mit diesen Angaben mir sehr wichtige Fragen beantwortete, welche ich nicht direkt an ihn richten wollte. Da er uns stromaufwärts bringen wollte, so lagerten unsere Gegner stromabwärts. Aus der ganz kleinen halben Stunde wären vielleicht drei große Viertelstunden geworden. Wollte er uns des Abends eine so bedeutende Strecke weit nach der einen Seite fortbringen, so war mit Sicherheit zu schließen, daß wir nach der andern Seite gar nicht weit zu gehen hätten, wenn wir auf unsere Feinde stoßen wollten. Diese letztere Annahme wurde auch durch den Umstand bestätigt, daß er uns gebeten hatte, nicht so laut zu sprechen.
    „Wollen wir gleich aufbrechen, Señor?“ fügte er hinzu.
    „Nicht sofort. Ich möchte vorher noch einiges wissen. Waren Sie heute lange Zeit auf der Jagd?“
    „Sehr lange.“
    „Wann gingen Sie von Ihrer Hütte fort?“
    „Schon früh.“
    „Aber bis dahin waren Sie einige Male wieder dort?“
    „Kein einziges Mal!“
    Der gute Mann wollte ein Alibi stellen für den Fall, daß es eines solchen bedürfe. Er beachtete nicht, daß wir uns so nahe bei seiner Hütte befanden. Da der Bruder dieselbe kannte, so stand doch zu erwarten, daß wir sie aufgesucht hatten. Auch hatten wir unsere Pferde nicht bei uns. Sie mußten irgendwo untergestellt sein.
    „So wissen Sie also auch nicht, wer heute bei Ihnen gewesen ist?“ fuhr ich fort.
    „Nein. Ich werde es erfahren, wenn ich heimkehre.“
    „Ich hätte nämlich sehr gern erfahren, ob einige Personen bei Ihnen eingekehrt sind, welche wir hier treffen wollten.“
    „Ich werde Daya fragen und es Ihnen dann sagen, Señor. Was für Personen meinen Sie?“
    „Soldaten.“
    „Da sind keine bei mir gewesen.“
    „Woher wissen Sie das, da Sie so lange Zeit von der

Weitere Kostenlose Bücher