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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vor Freude viel lauter als die notwendige Vorsicht es gestattete.
    „Ja, ich zahle Ihnen sogar zwanzig!“
    „Welch ein Glück! Halten Sie aber auch Wort?“
    „Ich versichere es auf meine Ehre.“
    „Dann bin ich mit hundert Freuden bereit, bei der Befreiung mitzuwirken! Señor, nehmen Sie meine Hilfe an?“
    Diese Frage war an mich gerichtet. Darum antwortete ich:
    „Ja; aber ich stelle die Bedingung, daß Sie genau nach meiner Weisung handeln.“
    „Natürlich! Ich werde nichts, gar nichts tun, was Sie nicht wollen.“
    „Gut. Vielleicht müssen Sie die Hauptrolle übernehmen. Wollen Sie uns nun den Ort beschreiben, an welchem die Gefangenen sich befinden! Ist die Halbinsel lang und breit?“
    „Zweihundert Schritte breit und vielleicht doppelt so lang.“
    „Mit Bäumen besetzt?“
    „Nur mit Bäumen. Sträucher gibt es nicht mehr, denn die Flößer, welche hier seit Jahren übernachteten, haben das Unterholz entfernt, um guten Platz zu erhalten.“
    „Wie sind die Posten aufgestellt?“
    „Da, wo die Halbinsel an das Ufer stößt, stehen vier Soldaten, je fünfzig Schritte auseinander. Sie sperren also die Halbinsel von dem Land ab. Es kann niemand hindurch, zumal beim Mondenschein. Höchstens könnte meine Daya es fertigbringen, sich auf die Península zu schleichen. Sie versteht das wie eine Schlange.“
    Ich wollte indessen die Indianerin für einen solchen Zweck nicht benützen und antwortete:
    „Ich bringe es auch fertig, und darum denke ich, daß –“
    „Sie?“ unterbrach er mich. „Das ist unmöglich, Señor!“
    „Er bringt es viel leichter und besser fertig als Daya“, nickte ihm der Bruder zu. „Ich weiß es sehr genau. Wir brauchen deine Daya nicht.“
    „Haben sie ein Feuer auf der Insel brennen?“ fragte ich.
    „Zwei sogar. Sie braten daran das Fleisch, welches sie mitgebracht haben.“
    „Es ist gestohlenes. Und wo befinden sich die Gefangenen?“
    „Sie sind mit dem Rücken an Bäume gebunden, und zwar so weit auseinander, daß sie nicht heimlich miteinander reden können. Der Major sprach aber davon, daß er sie zu größerer Sicherheit auf das Floß bringen und obendrein auch bewachen lassen werde. Das wäre wohl sehr unangenehm für uns?“
    „Nein. Ob wir sie vom Land oder vom Floß holen, ist im allgemeinen gleich schwer. Die größere Schwierigkeit des einen vor dem andern liegt nur in den nebensächlichen Hindernissen, welche zu überwinden sind. Darum ist es notwendig, daß ich mir die Sache einmal selbst anschaue.“
    „Señor, was denken Sie! Das ist unmöglich!“ sagte der Indianer. „Man wird Sie unbedingt ergreifen!“
    „Unsinn! Einen Mann, welcher zwei Revolver mit zwölf Schüssen hat, zu ergreifen, das fällt keinem Menschen ein, und diesen Kerlen am allerwenigsten.“
    „Bedenken Sie: Fünfzig gegen einen und bei Mondschein.“
    „Diese Fünfzig sehen mich gar nicht und der Mondschein schadet nicht. Mein helles Ledergewand sticht nicht von der Farbe des Schilfes ab. Ich wage nicht das mindeste dabei.“
    „Nun, ich habe Ihnen nichts zu befehlen, aber ich bin überzeugt, daß Sie in Ihr Verderben rennen. Und durch Ihre Anwesenheit verraten Sie diejenige Ihrer Gefährten.“
    „Haben Sie nur keine Sorge. Sie werden mich jetzt so weit begleiten, bis ich die Halbinsel von weitem sehe. Das weitere überlassen Sie dann mir.“
    „Sie befehlen mir das, und ich gehorche; aber ich habe Sie gewarnt!“
    Auch die andern forderten mich auf, möglichst vorsichtig zu sein, eine sehr überflüssige Bitte, da mein eigenes Interesse mir schon gebot, mich nicht in allzu große Gefahr zu begeben.
    Der Indianer führte mich fort. Ich wußte jetzt, daß ich ihm Vertrauen schenken könne, dennoch aber behielt ich jede seiner Bewegungen im Auge. Wir kamen über eine kurze, ziemlich sumpfige Strecke, dann standen wir am Ufer der Bucht, welche sich zwischen den beiden Halbinseln del crocodilo und del Jacaré hereinzog. Ich schickte den Führer zurück und überschaute das Terrain. Da ich im Schatten einer Mimose stand, konnte mich niemand sehen, obgleich der Mond seinen vollen Glanz über die Bucht ausbreitete. Das Floß befand sich hier nicht. Es mußte jenseits des Jacaré verankert sein. Die Halbinsel selbst erstreckte sich wie eine sanfte Böschung nach dem Wasser herab. Das Licht der beiden Feuer, welche unter den Bäumen brannten, zuckte in brillanten Blitzen unter den dunkeln Wipfeln hin. Menschen waren nicht zu sehen.
    Ich konnte zwei Wege einschlagen. Der

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