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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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überall. Sein eigentliches Standquartier aber soll er im Gran Chaco haben. Wissen Sie noch nichts von ihm?“
    „Ich habe den Namen Sendador gehört.“
    „Man erzählt sich außerordentlich viel von seiner Kühnheit und seiner ganz unvergleichlichen Kenntnis des Gebirges. Er soll sogar im Winter es gewagt haben, über die Anden zu gehen.“
    „Das ist wohl Fabel!“
    „Nach dem, was man sonst von ihm hört, ist es ihm zuzutrauen. Wenn Sie über die Anden wollen, so rate ich Ihnen, ihn zu engagieren und keinen andern.“
    „Das beabsichtige ich auch.“
    „Wirklich? So bekomme ich zehnfach Lust, Sie bis zum Salzsee zu begleiten. Denken Sie nach, ob mir dieser Wunsch erfüllt werden kann.“
    „Schwerlich! Sie sind ein Anhänger von Lopez, also ein Gegner von mir.“
    „Pah! Was geht mich Lopez Jordan an! Es litt mich nicht länger auf dem ruhigen Rancho. Ich wollte wieder in die Berge, um den Mörder vielleicht doch noch zu ertappen. Darum ergriff ich die erste Gelegenheit, den Rancho zu verkaufen. Das Geld, welches ich erhielt, trug ich nach der Hauptstadt von Entre Ríos Concepción del Uruguay, um es dort sicher anzulegen. Dann wollte ich nach den Anden. Unterwegs hielten mich Jordans Leute an, um mich als Führer nach Corrientes zu engagieren. Da mir ein gutes Geld geboten wurde, nahm ich den Vorschlag an und erhielt den Titel eines Offiziers. Das ist alles.“
    „Sie gebärdeten sich aber wie ein eingefleischter Jordanist!“
    „Zum Schein, denn mit den Wölfen muß man heulen.“
    „Hm! Wer kann trauen!“
    „Señor, ich belüge Sie nicht!“
    „Gut, ich habe Lust, Ihnen das zu glauben.“
    „Ich werde Ihnen sogar einen ganz eklatanten Beweis geben, daß Sie mir jetzt mehr gelten als Lopez Jordan.“
    „So? Wie wollen Sie das anfangen?“
    „Ich gebe Ihnen Ihre Gegner, welche Sie verderben wollen, in die Hände.“
    „In welcher Weise wäre das möglich?“
    „Dadurch, daß wir sie in die Sümpfe des Espinilla locken, des Grenzflusses zwischen Entre Ríos und Corrientes.“
    „Hm! Daß sie uns verfolgen, ist freilich sicher. Aber wir haben einen bedeutenden Vorsprung.“
    „Glauben Sie das ja nicht, Señor! Sie sind nahe hinter uns her.“
    „Des Nachts, wo sie keine Spur von uns sehen können?“
    „Sie brauchen keine Spur. Sie wissen, daß Sie über die Grenze wollen und reiten in diese Richtung. Wenn sie sich dann am Anbruch des Tages nach beiden Seiten ausstreuen, müssen sie auf unsere Bahn kommen.“
    „Sie haben recht. Und darum sind wir gezwungen, so bald wie möglich wieder aufzubrechen.“
    „Ja. Dann reiten wir gerade gegen die Sümpfe, und die Jordanisten werden uns gewiß dorthin folgen.“
    „Um uns da drinnen festzunehmen!“
    „O nein! Ich kenne die Wege und die Schliche zu genau, als daß wir uns verirren und da stecken bleiben könnten. Ich führe Sie wieder heraus.“
    „Hm! Sehen Sie denn nicht ein, daß ich Ihnen ein solches Vertrauen unmöglich schenken darf!“
    „Sie dürfen es, und ich bitte Sie darum, es zu tun!“
    „Das ist viel verlangt! Wie nun, wenn Sie uns da in eine Falle locken? Noch haben Sie mir nicht im geringsten bewiesen, daß Sie wirklich nicht mit dem Herzen zu Jordan gehören.“
    „Ich sagte ja, daß nur der Zufall und die Rücksicht auf meinen Vorteil mich bewog, mich diesen Leuten anzuschließen!“
    „Und nun wollen Sie wieder weg von ihnen? Sehen Sie nicht ein, daß Sie da eigentlich an Ihren bisherigen Kameraden einen Verrat auszuüben beabsichtigen? Und kann man einem Verräter Vertrauen schenken?“
    Er antwortete erst nach längerer Zeit:
    „Sie haben recht, Señor, obgleich Ihre Worte keineswegs schmeichelhaft für mich sind. Aber Sie nehmen die Sache wohl zu scharf. Jordan ist, strenggenommen, selbst ein Verräter und darf sich nicht wundern, wenn er erntet, was er gesät hat. Ich habe seiner Sache treu gedient, solange ich bei ihm war. Jetzt bin ich von ihm fort und fühle mich aller Verpflichtungen gegen ihn ledig. Die Pietät für meinen Bruder steht mir höher, als die Rücksicht gegen einen Empörer, dessen Offizier ich nur dem Namen nach war und bei dem ich, streng genommen, nur im Tagelohn stand. Ich denke, Sie können mir schon deshalb vertrauen, weil ich mich in Ihrer Gewalt befinde. Ich bin ja an Händen und Füßen gefesselt, und Sie können mich augenblicklich töten, sobald Sie bemerken, daß ich es nicht ehrlich mit Ihnen meine.“
    „Es fragt sich, ob wir Zeit und Macht hätten, Sie zu bestrafen, wenn wir uns

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