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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Felskante aus sehr genau gemerkt hatte. Ich grub nach und fand die Flasche. Sie enthielt aber nur geknüpfte Schnüren.“
    „Wußten Sie denn nicht, welche Bedeutung diese Schnüren haben, daß sie alte Dokumente sind?“
    „Damals noch nicht; als ich mich aber erkundigte, erfuhr ich es und freute mich, daß ich sie nicht vernichtet hatte.“
    „Sie nahmen sie wohl mit?“
    „O nein; so dumm war ich nicht. Ich mußte die Flasche samt ihrem Inhalt genau so wieder vergraben, wie sie vorher im Loch gesteckt hatte, damit der Mörder nicht ahnen sollte, daß sein Geheimnis entdeckt sei.“
    „Sie glaubten also, daß er zurückkehren werde?“
    „Natürlich! So etwas vergräbt man doch nicht, um es für immer stecken zu lassen. Übrigens ist er öfters dagewesen.“
    „Das wissen Sie?“
    „Ja. Ich hatte mir ein bestimmtes Zeichen gemacht, an welchem ich so oft, als ich wiederkam, bemerkte, daß er auch wieder dagewesen sei. Ich grub allemal nach und machte das Zeichen von neuem.“
    „Aber sonst haben Sie keine Spur von ihm entdecken können?“
    „Nein.“
    „Hm! Hoffentlich haben Sie sich bei den nächsten Ansiedlungen genau erkundigt?“
    „Mehr als genau. Ich bin sogar peinlich verfahren, habe mich monatelang dort aufgehalten und nachgeforscht, vergeblich!“
    „Haben Sie denn nicht daran gedacht, den Inhalt der Flasche einmal jemandem zu zeigen, welcher die Kipus entziffern konnte?“
    „Ja, aber ich fand keinen, welcher diese Kunst verstand. Nun ich aber Sie gefunden habe, wünsche ich, daß – – –“
    Er hielt inne, als ob er zu viel gesagt habe.
    „Was?“ fragte ich.
    „Es ist unmöglich! Ich bin ja Ihr Gefangener, Ihr Feind, und ich vermute, daß Sie kurzen Prozeß mit mir machen und mir eine Kugel geben werden.“
    „Da irren Sie sich sehr, mein Lieber. Wäre es unsre Absicht, kurzen Prozeß mit Ihnen zu machen, so hätten wir Sie nicht so weit mitgenommen und Sie schon längst erschossen.“
    „Was aber wollen Sie denn mit mir?“
    „Das wird sich bald zeigen, denke ich. Wahrscheinlich freilassen.“
    „Señor, wenn das Ihr Ernst ist, so hätte ich nur den Wunsch, mit Ihnen reiten zu dürfen, um Sie nach der Pampa de Salinas zu führen. Sie wollten ja in die Berge?“
    „Aber nicht da hinauf!“
    „Vielleicht aber verlohnt es sich für Sie, den Ort aufzusuchen und die Flasche zu untersuchen.“
    „Wahrscheinlich. Übrigens bin ich schon seit einer Viertelstunde beinahe entschlossen, den Salzsee aufzusuchen. Ich denke sogar, daß es mir gelingen kann, den Mörder zu finden.“
    „Cielos! Wenn das wäre!“
    „Ich halte es für nicht unmöglich. Aber Sie sind dann später Ranchero geworden. Hatten Sie Ihr Jägerleben aufgegeben?“
    „Ja. Ich fühlte mich wenigstens für einstweilen des Umherstreifens müde, besonders da es mir nicht gelingen wollte, den Mörder zu entdecken. Monatelang hielt ich mich am See verborgen, um ihm aufzulauern. Ich dachte, er müsse mir endlich doch einmal in die Hände laufen. Ich war allüberall und stets von Gefahren umgeben, litt Hunger, Durst und Kälte – vergebens; er kam nicht. Hatte ich mich dann entfernt, so bemerkte ich bei meiner Rückkehr, daß er später dagewesen war. Dieser Mensch hat ein ungeheures Glück.“
    „Vielleicht ist es mehr als Glück!“
    „Nur Glück, und zwar ein ganz unvergleichliches Glück. Es ist mir passiert, daß ich vorgestern die Stelle untersucht hatte; kam ich heute wieder hin, so war er dagewesen. Ist das nicht Glück!“
    „Ich denke, daß es mehr eine Folge der Schlauheit und Vorsicht ist. Er ist jedenfalls nicht nur ein höchst schlauer und durchtriebener Mensch, sondern auch ein ganz ausgezeichneter Kenner jener Gegend und ihrer Verhältnisse.“
    „Sie mögen recht haben. Er scheint wie aus den Wolken zu fallen und wieder droben in denselben zu verschwinden. Ich habe ganz genau gesehen, daß er bei dem Versteck gewesen ist, aber nie eine weitere Spur von ihm bemerkt.“
    „Das ist eben nur ein Beweis, daß meine Meinung die richtige ist. Er ist ein höchst erfahrener und behutsamer Mann.“
    „Ja, er muß der wahre Gerónimo Sabuco sein.“
    „Wer ist das?“
    „Haben Sie diesen Namen noch nie gehört? Der Mann, welcher so heißt, ist der berühmteste Kenner der Anden. Er ist als Führer so unvergleichlich, daß er nicht anders als nur el Sendador genannt wird.“
    „Haben Sie ihn schon einmal gesehen?“
    „Sonderbarerweise das noch nicht.“
    „Ist er oft in jener Gegend?“
    „Dort und

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