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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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darauf aufmerksam machen.“
    „Rechtmäßigen Besitzer! So! Hm! Aber wenn nun kein solcher rechtmäßiger und überhaupt kein Besitzer vorhanden wäre?“
    „So würde ich den Schatz für mich heben.“
    „Verstehen Sie sich denn auf Magie?“
    „Unsinn! Magie gibt es gar nicht. Und Magie hat man nicht nötig, um einen Schatz zu heben. Weiß man, wo einer vergraben liegt, da mag man getrost nachgraben, zu jeder beliebigen Zeit des Tages oder der Nacht; man wird ihn sicher finden.“
    „So! Hm!“ brummte er nach seiner Gewohnheit. „Wenn das wahr wäre, so sollte es mich freuen.“
    „Es ist wahr.“
    „Nun, Señor, Sie sind gelehrter als wir alle, und wie Sie Ihre Überzeugungen vorbringen, haben sie einen Klang, daß man ihnen glauben muß. Ich sehe ein, daß Sie der Mann sind, den wir brauchen. Wir wissen nämlich einen Ort, an welchem ein Schatz zu heben ist, sogar zwei solche Orte.“
    „So eilen Sie hin, die Schätze schleunigst zu heben.“
    „Hm! Ja, wenn das so schnell ginge! Ich bin schon dort gewesen, habe aber nichts entdeckt. Den Ort kennen wir ganz genau; aber die betreffende Stelle konnten wir nicht finden, weil wir nicht gelehrt genug waren, die Schrift zu verstehen.“
    „Aha! Es handelt sich also um eine Schrift?“
    „Ja, leider! Sie sind ein Gelehrter, und darum –“
    „Bitte!“ unterbrach ich ihn. „Muten Sie mir nicht zu viel zu. In welcher Sprache ist die Schrift verfaßt?“
    „In der Inkasprache, aber mit lateinischen Buchstaben geschrieben, im sogenannten Ketschua.“
    „Das ist im höchsten Grade interessant, zumal für mich!“
    „Warum für Sie?“
    „Ich habe während meines Aufenthaltes unter den nordamerikanischen Indianern mich sehr bemüht, ihre Sprache zu erlernen. Ebenso habe ich, bevor ich jetzt nach Südamerika ging, mir einige Bücher gekauft, welche die Sprachen der hiesigen Indianerstämme behandeln. So habe ich mich über zwei Monate lang mit dem Ketschua beschäftigt. Also muß die Schrift, von welcher Sie sprachen, mich lebhaft interessieren. Wer ist denn im Besitz derselben?“
    „Eben der Kamerad, welchen ich Ihnen als den besten Sendador empfohlen habe.“
    „Er ist der Eigentümer des Dokumentes?“
    „Ja. Er hat es von einem sterbenden Mönch erhalten.“
    „Warum wurde gerade ihm das Geschenk gemacht?“
    „Weil er den Mönch als Führer begleitete. Sie waren nur zu zweien! Kein Mensch befand sich bei ihnen. Er brachte den frommen Herrn von jenseits der Anden herüber und sollte ihn bis nach Tucuman ins Kloster der Dominikaner geleiten. Unterwegs aber wurde der Padre, welcher sehr alt war, plötzlich so krank, daß er starb. Kurz vor seinem Tod übergab er dem Sendador die Schrift. Ich habe sie früher gesehen. Es sind zwei Zeichnungen dabei.“
    „Konnten Sie sie nicht lesen?“
    „Nein. Aber der Sendador ist ein halber Gelehrter. Er hat sie jahrelang durchstudiert. Er glaubte, seiner Sache ganz sicher zu sein, und nahm mich mit an die beiden Orte, aber er hatte sich doch nicht richtig informiert, denn wir fanden nichts.“
    „Hat er Ihnen denn nichts über den Inhalt der Schrift mitgeteilt?“
    „Alles, was er wußte.“
    „Darf ich das erfahren, was Sie sich gemerkt haben?“
    „Jener Padre war ein gelehrter Mann. Er hatte sich die Erlaubnis ausgewirkt, nach Peru zu gehen und gelehrte Schnüren aufbinden zu dürfen –“
    „Nicht aufknüpfen? Sie meinen entziffern.“
    „Ja. Es hat da ein Volk gegeben, die Inkas genannt, welche, anstatt zu schreiben, Schnüren knüpften. Ich habe gewußt, wie diese Schnüren genannt werden, es aber wieder vergessen.“
    „Kipus?“
    „Ja, so war das Wort.“
    „Jeder Kipus besteht aus einem Schnürenbündel, das heißt aus einer Hauptschnur, an welche dünnere Nebenschnüre von verschiedener Farbe verschiedenartig angeknotet wurden. Jede Farbe und jede Art der Knoten hatte ihre eigene Bedeutung.“
    „So ist es. Grad so hat mir auch der Sendador gesagt. Solcher Kipus sollen viele vergraben und verborgen liegen. Der Padre hat nach ihnen gesucht und auch welche gefunden. Er hat sich lange, lange Jahre bemüht, ihre Bedeutung zu enträtseln, und das ist ihm endlich auch gelungen. Eine alte Indianerin, welche er von einer Krankheit geheilt hatte und die ihm deshalb wohlwollte, schenkte ihm zwei Kipus, welche sie von ihren Vorfahren übernommen hatte. Sie konnte sie nicht lesen, aber sie hatte überliefert bekommen, daß es sich um große Schätze handle. Der Padre hatte auch diese beiden

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