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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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enträtselt. Über die anderen Kipus hat er ein Buch geschrieben, welches aber nicht gedruckt worden ist. Den Inhalt dieser beiden hat er geheim gehalten; er hat sie nach Tucuman bringen wollen und sie vorher übersetzt, oder, wie es wohl richtiger ist, die Knoten und Farben in Buchstaben verwandelt. Leider ist er, wie bereits erwähnt, unterwegs gestorben und hat die Übersetzung dem Sendador vermacht.“
    „Nicht auch die Kipus?“
    „Nein. Die hat er in Peru in seiner Sammlung gelassen, wohin er zurückkehren wollte.“
    „Hm! Vielleicht ist er nur der Schätze wegen über die Anden gegangen. Und nach Tucuman hat er gewollt, zu den Dominikanern?“
    „Ja.“
    „So kommt mir Ihr Sendador verdächtig vor.“
    „Warum?“
    „Sagen Sie mir erst, was Sie über den Inhalt des Schreibens wissen.“
    „Nun, es hat zwei berühmte Inkas gegeben, welche sich durch sehr glückliche Kriege ausgezeichnet haben. Während dieser Kriege sind große Schätze versteckt worden, welche bis heute noch nicht gehoben sind. Eine Stadt hat am See gelegen. Die Bewohner derselben haben, bevor die Belagerung begann, alle ihre silbernen und goldenen Gefäße in den See gesenkt. Sie wurden besiegt und ausgerottet. Die Schätze liegen noch jetzt auf dem Grund des Sees, und niemand, als nur der eine Kipu, weiß davon.“
    „Wie aber ist dieser Kipu erhalten worden? Er hat sich doch in der betreffenden Stadt in Verwahrung befunden?“
    „Es ist einigen gelungen, zu entfliehen. Die haben ihn mitgenommen. Sie haben sich nach einem höher im Gebirge gelegenen Ort geflüchtet; aber auch dorthin ist der Sieger ihnen gefolgt. Die Bewohner dieses letzteren Ortes haben ihre Schätze in einen alten Schacht versteckt und den Eingang desselben so vermauert, daß er von seiner Umgebung nicht zu unterscheiden gewesen ist. Da sie sich nicht freiwillig ergeben haben, sind auch sie getötet worden. Einer war nicht tot, sondern nur verwundet. Er ist des Nachts davongekrochen und entkommen. Später kehrte er zurück in das Haus des Kaziken des Ortes, wo die Kipus verborgen lagen. Das Haus lag in Trümmern aber das Versteck war unversehrt. Der Mann nahm die beiden Kipus mit sich. Er fand keine Gelegenheit, sie zu benutzen; vielleicht konnte er sie nicht einmal lesen, denn der Sendador sagte mir, daß nicht alle Inkas die Knoten haben lesen können. Der Mann vererbte die Kipus weiter, bis sie an die Frau kamen, welche sie dem Padre gab.“
    „Señor, wenn das kein Roman ist, so gibt es überhaupt keinen Roman.“
    „Sie glauben mir nicht?“
    „Ihnen glaube ich gern; aber das, was man Ihnen gesagt hat, möchte ich bezweifeln.“
    „Der Sendador belügt mich nicht!“
    „Mag sein. Vielleicht hat er sich selbst getäuscht. Es kommen in dieser Geschichte einige bedeutende Unwahrscheinlichkeiten vor. Und dann habe ich den Sendador im Verdacht der Unterschlagung.“
    „Meinen alten, ehrlichen Freund in einem solchen Verdacht! Wäre Ihnen dieser Mann so bekannt, wie mir, so würden Sie sich hüten, ein solches Wort auszusprechen.“
    „Und dennoch muß ich Sie damit betrüben, daß ich Ihnen mitteile, dieser Verdacht habe einen sehr triftigen Grund. Hatte der Sendador den Padre schon früher gesehen, bevor er von diesem als Führer engagiert wurde?“
    „Nein. Mein Freund hat dies einigemale erwähnt.“
    „Er kannte ihn also bis dahin nicht, war auch weder ein Freund noch ein Verwandter des frommen Herrn?“
    „Weder das eine noch das andere.“
    „Hat der Sendador ihm während ihres Gebirgsüberganges vielleicht einen ganz besonderen Dienst erwiesen?“
    „Nein. Warum fragen Sie so? Wie hängt das mit den beiden Kipus zusammen?“
    „Sehr eng. Wo liegen die beiden Orte, an denen die Schätze verborgen sein sollen? In der Nähe von Tucuman?“
    „Sie sind im Gegenteil sehr entfernt von dieser Stadt.“
    „Nun, warum hat der Padre sich nach Tucuman begeben und nicht nach den erwähnten Orten? Sie geben doch zu, daß ein Übergang über die Anden nicht nur beschwerlich, sondern auch gefährlich ist, für einen alten Herrn, sogar lebensgefährlich?“
    „Das ist wahr. Für alte Leute bringt die außerordentlich dünne Luft und der dadurch verursachte Blutandrang stets eine Lebensgefahr hervor.“
    „Sie haben gesagt, der Padre sei ein alter Herr gewesen. Die Reise war also lebensgefährlich für ihn. Einer solchen Gefahr setzt man sich aber nur dann aus, wenn man von wichtigen Gründen dazu gedrängt wird. Er hat gewiß die Schätze heben wollen.

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